F o r u m Shitstorm mit Ansage „Stress ist was für Leistungsschwache“, zitiert die Bundeswehr auf ihrer Website einen Heeresgeneral. Viele Soldaten sehen das ganz anders – und teilen auf Twit- ter unter #leistungsschwach ihre ganz persönlichen Erlebnisse und Leidensge- schichten. Auch wenn der Kontext, in dem das Zitat getroffen wurde, nicht näher bekannt ist, so steht der Satz im Raum und spiegelt ein Führungsverständnis, das aus der Zeit gefallen scheint. Ich habe von mehreren Seiten gehört, dass der General beliebt sei, aber das spielt in der heutigen, gerne auch von Empörung getrieben Welt der Social Media keine Rolle. „Stress ist was für Leitungsschwa- che“ steht unkommentiert im Raum und viele Soldaten und Soldatinnen berich- ten von Überforderung, traumatisierenden Ereignissen, harten körperlichen und psychischen Belastungen, Schlafmangel, Burnout, Hörsturz oder Ähnlichem. Wie Hohn mag da der Satz klingen. Als jemand, der sich viel mit Führung beschäftigt, bin ich eigentlich froh, dass endlich mal ein Auslöser da war, sodass sich Ange- hörige der Bundeswehr derart öffnen, gerade weil man sonst häufig mit Nachtei- len rechnet. Als wäre ein Ventil geöffnet worden, kamen die Beiträge und lenkten so die Aufmerksamkeit weit über die militärische Twitter-Blase hinaus. Nach 48 Stunden schrieb sogar die „Süddeutsche Zeitung“ schon einen Artikel dazu, in dem die Wehrbeauftragte von „fehlender Wertschätzung“ sprach. Gute Führung zeichnet sich dadurch aus, dass man Verantwortung übernimmt, Entscheidungsfreude zeigt, Vertrauen gibt, den Rat seiner Mitarbeitenden ein- holt und berücksichtigt. Aber gute Führung ist auch – eigentlich noch wichtiger – Achtsamkeit gegenüber sich selbst und seinem Personal, die Menschen wert- zuschätzen, zuzuhören und Fürsorge zu zeigen. Führung bedeutet jeden Tag viel Arbeit, und nur über gute Führung gelingt es, sich eine entsprechende Reputati- on aufzubauen. Und dann gibt man ein Interview und schon ist diese Reputation dahin. Damit zeigt sich der zweite wichtige Punkt dieser „Affäre“: Kommunikation. Nach meinem Verständnis ist Kommunikation Führungsaufgabe. Das bedeutet, dass man sich genau überlegen muss, wie man und was man kommuniziert. Man muss seine Aussagen vom Empfänger her denken; was dieser falsch ver- stehen kann, wird er auch falsch verstehen! Darum sagt man auch nicht – auch nicht im Spaß – „Stress ist was für Leistungsschwache.“ Wie konnte der General die Brisanz des Themas nicht erkennen? Die verantwort- lichen Medienprofis der Bundeswehr hätten da natürlich auch eingreifen müssen. Doch nun war das Interview online und die Kritik baute sich schnell auf, entwickel- te sich zu einem Shitstorm. Ich plädiere dafür, dass Führungskräfte eigene Social- Media-Accounts haben sollten. Dann bekommt man schnell mit, wenn so eine massive Kritik über einen hereinbricht. Und man kann dann auf demselben Kanal dieser Kritik entgegentreten, gegebenenfalls den Kontext des Interviews darstellen und vor allem sein Bedauern äußern – das nimmt in der Regel der Welle die Wucht. Bleibt die Frage, welche Learnings wir aus #leistungsschwach mitnehmen. Ers- tens müssen Führungskräfte die Mitarbeitenden wertschätzen, gerade bei der Bundeswehr mit all den Belastungen in unserem täglichen Dienst, im Grundbe- trieb wie im Einsatz. Gute Führung muss ein ganz wichtiger Teil der Ausbildung sein, dazu Dienstaufsicht durch Vorgesetzte und Hilfestellung bis hin zum Coa- ching, wo es notwendig erscheint. Oder aber auch die ehrliche Feststellung, dass jemand nicht zur Führungskraft geeignet ist (damit meine ich jetzt nicht den eingangs erwähnten General). Zweitens müssen sich Führungskräfte intensiv mit ihrer Kommunikation be- schäftigen. Wenn Sie sich mal mit verschiedenen Problemen auseinanderset- zen, werden Sie feststellen, dass eigentlich immer die Kommunikation ursächlich ist. Das heißt im Umkehrschluss, dass bedachte Kommunikation hilft, Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen. Kapitän zur See Axel Schrader ist Gruppenleiter MarOps im Ein- satzführungskommando der Bundeswehr und Autor des Buches „Führung – die Macht der Kommunikation“. 50 marineforum 11 – 2022 97. Jahrgang · 2022 Herausgeber: Deutsches Maritimes Institut e.V. (DMI) Deutsches Maritimes Institut e.V. (DMI) Jadeallee 102, 26382 Wilhelmshaven Tel.: +49 (0) 4421 500 47 - 0 Fax: +49 (0) 4421 500 47- 29 
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