Britische Mine MK VX oder XVII

Britische Mine MK VX oder XVII

Krieg im Schatten

Minenkriegführung in der Nordsee

Uwe Wichert

 

In der Nordsee begann die Minenkriegsführung mit einem bescheidenen Einsatz im Deutsch-Französischem Krieg 1870/71. Die Zufahrt nach Wilhelmshaven wurde durch Minensperren gegen ein Eindringen französischer Kräfte gesichert, da vorher ein französisches Geschwader bei Helgoland kurzzeitig Flagge zeigte. Diese Sperren wurden dann von den vorhandenen Küstenschutzeinheiten intensiv bewacht, doch kein einziges französisches Schiff lief während des Krieges auch nur in die Nähe der Sperrbereiche.
Nach dem Krieg wurde die Entwicklung des Minenwesens, damals noch zusammengefasst mit dem Torpedowesen, weiter gefördert, ohne aber spektakuläre Aktivitäten hervorzubringen. Die erste richtige Seemine, das Modell C 77, wurde 1877 in Dienst genommen. Es handelte sich um eine Ankertaumine mit fünf Bleikappen-Stoßzündern und einer Sprengladung von 40 Kilo. Diese Mine blieb als aktive Waffe in der Marine und wurde zu Beginn des Ersten Weltkrieges auch intensiv eingesetzt. Sie kann also als Urvater der deutschen Minenentwicklung angesehen werden. Aus dieser Mine wurden dann die Nachfolgetypen entwickelt, die C 77 CA, C06, C05, Carbonit-Mine und ab 1912 die Einheitsmine A (EMA).
Auch das Zarenreich Russland kaufte die C 77, baute sie nach und stellte die Mine als Model 1877 in Dienst. Etwas zeitversetzt, nach den Auswertungen des Mineneinsatzes im Japanisch-Russischen Krieg, begann Deutschland ab 1905, seine Minenabwehr aufzubauen und stattete sie mit alten, für den ursprünglichen Einsatz nicht mehr brauchbaren Torpedobooten aus, die doch recht provisorisch und mit einfachem Suchgerät versehen wurden.
Ebenso wie in Deutschland führte das Minenwesen in Großbritannien ein Schattenwesen. Bis zum Ersten Weltkrieg umfasste der Minenbestand hier hauptsächlich Minen vom Typ British Elia, ein Nachbau basierend auf der italienischen Mine Elia und den Eigenentwicklungen von Ankertauminen Typ MK I. Der Zündmechanismus basierte entweder auf Bleikappen-Stoßzündern nach dem Hertzhorn-Prinzip oder auf Zündung durch Hebelarme, also mechanische Zündauslösung.
Im Jahr 1918 gelangten die ersten 472 von England entwickelten Grundminen zum Einsatz. Sie wurden von der 20. Zerstörer-Flottille vor der belgischen Küste gelegt. Mit einem magnetischen Zündsystem ausgerüstet, brachte die Mine etwa 450 Kilo Sprengstoff zur Detonation. Doch dieser Minentyp war sehr unzuverlässig, etwa 60 Prozent der Minenleger berichteten von einzelnen Detonationen unmittelbar nach dem Minenwurf oder wenig später.

30. Apr 2021

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