Es trennt sie lediglich ein etwa 200 Kilometer breiter kambodschanischer Küstenstreifen: Vietnam und Thailand. Beide Länder sind mit tausenden Kilometern seeseitiger Landesgrenze und vielen Inseln und Archipelen gesegnet. Dazu kommen die Hauptverkehrsadern des Seehandels, die unmittelbar vor den jeweiligen Haustüren vorbeiziehen, kleine und große Fischerei sowie traditionell natürlich auch ein bißchen Seeräuberei. Genug Themen, um sich miteinander auszutauschen, gemeinsam Verfahren zu üben und politisch abgestimmt Präsenz zu zeigen. Gerade in einem Seegebiet wie der Malakka-Straße für Thailand und der Südchinesischen See für Vietnam.
Code for Unplanned Encounters at Sea
Zur 44. Gemeinsamen Thailändisch-Vietnamesischen Patrouille trafen sich dieses Jahr wieder je zwei Schiffe der beiden Länder und tauschten sich aus in Sachen illegale Fischerei, Terrorismus zur See, Seenotrettung und Suche sowie Verhalten bei überraschendem Zusammentreffen in See. Damit in diesen Situationen die Dinge nicht gleich eskalieren, sollen eben die auf dem Western Pacific Naval Symposium in 2014 vereinbarten Verfahren immer wieder geübt und angewendet werden. Der Code for Unplanned Encounters at Sea – sozusagen die Notrolle für zwei Unbekannte – gibt gegenseitige Sicherheit im Umgang miteinander.
Die Teilnehmer
Zu diesem Manöverabschnitt stellte die Volksmarine Vietnams die beiden knapp 400 Tonnen großen Patrouillenboote 264 und 265 der SVETLYAK-Klasse (Almaz, Sankt Petersburg, 2012) ab, von denen sie sechs Einheiten betreibt. Die Königlich Thailändische Marine entsandte die reichlich betagte und noch im England der 70-Jahre bei Yarrow gebaute 2.000 Tonnen-Fregatte MAKUT RAJAKUMARN sowie das Ende der 90er Jahre national gebaute 600-Tonnen-Patrouillenboot KLAENG der HUA HIN-Klasse. Die Fregatte war eine Zeit lang Thailands Flaggschiff, bis eine der chinesisch gebauten Fregatten Mitte der 90er Jahre ihr diesen Rang ablief.
Nachrichtenübermittlung durch Flaggenwinkern
Das binationale Übungsvorhaben ist sicherlich nicht von weltweitem Interesse, denn beide Seiten hatten nicht gerade die erste Garde geschickt. Aber es sollen an dieser Stelle auch Marinen ihren Platz finden, die nicht immer im Rampenlicht stehen. Bemerkenswert jedoch ist das in der verfügbaren vietnamesischen Bilddokumentation gezeigte Signalverfahren: das Flaggenwinkern! Das Verfahren wird also nicht nur noch bei der US-Navy und der japanischen Marine verwendet, sondern auch hier! Was wird die dabei zugrunde gelegte Sprache wohl sein – Englisch?
WhatsApp vor 50 Jahren
Im Übrigen erinnert sich der Autor noch sehr gut daran, als Seekadett mit seinem thailändischen Crew-Kameraden 1971 an Bord des Schulschiffes DEUTSCHLAND während der Freiwachen von der Brücke zum achteren Signalstand das Winkern geübt zu haben. Weil es nicht mehr auf dem Lehrplan stand, hatten sich allerdings nur die wenigsten Offiziersanwärter diesen Spaß gegönnt – und auch später nie praktizieren müssen. Der Seekadett Champirat wurde übrigens Admiral – der Autor nicht.
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