Die UN-Schifffahrtsbehörde teilte mit, dass der Rat der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) Arsenio Antonio Dominguez Velasco aus Panama zu ihrem Generalsekretär gewählt hat. Dominguez setzte sich in einer Abstimmung gegen sechs weitere Bewerberinnen und Bewerber aus Bangladesch, China, Dominica, Finnland, Kenia und der Türkei durch und wird sein Amt vorbehaltlich der Zustimmung auf der 33. IMO-Versammlung im Laufe dieses Jahres voraussichtlich am 1. Januar 2024 antreten. Eine Amtszeit dauert vier Jahre.
Verpasste Chancen
Diese Wahl bedeutet einen bemerkenswerten Wechsel in der Führung, der aufgrund der engen Beziehungen Panamas zu China und seines umstrittenen Status als Billigflaggenstaat für Unbehagen sorgt. Die Schifffahrtsbranche fragt sich, ob Panama, das zu den weltweit führenden Schifffahrtsregistern gehört, die IMO leiten sollte. Kritiker argumentieren, dass die Organisation ihrer Pflicht zur Regulierung von Emissionen aus der Schifffahrt bisher nicht ausreichend nachgekommen ist. Auch werfen sie den Billigflaggenstaaten häufig laxe Gesetze zum Schutz der Seeleute, eine nachlässige Haltung bei der Untersuchung von Schiffsunglücken und die beunruhigende Registrierung von Schiffen der Geisterflotte vor, die in den illegalen Transport von russischem Öl verwickelt sind, dessen größter Abnehmer bekanntlich China ist. Diese Kombination aus russischem Öl, chinesischen Kunden und unter Billigflagge registrierten Schiffen ist das, was der ehemalige Oberste Alliierte Befehlshaber, Admiral James Stavridis, eine "tickende Zeitbombe" nannte.
Siehe dazu auch den Artikel: Gefahren einer „Schattenflotte“ vom 11. Juli 2023.
Frauen auf See
Das Ergebnis der Wahl war auch ein Rückschlag für die Vertretung von Frauen in Führungspositionen. Obwohl drei starke Kandidatinnen aus Dominica, Finnland und Kenia antraten, konnte keine die erforderlichen Stimmen auf sich vereinen. Dies wird als verpasste Gelegenheit angesehen, auch einige der drängenden Probleme in der Schifffahrtsbranche anzugehen: Sexuelle Übergriffe auf See und das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in maritimen Funktionen.
Zur Person
Der ausgebildete Schiffbauingenieur Dominguez verfügt über einen reichen Erfahrungsschatz in maritimen Angelegenheiten. Er arbeitete zunächst für die panamaische Schifffahrtsbehörde und war auch deren IMO-Vertreter. Seit gut sechs Jahren ist Dominguez Direktor der IMO-Abteilung für Meeresumwelt. Er löst die derzeitige Generalsekretärin Kitack Lim aus Südkorea ab, die für zwei Amtszeiten die IMO führte.
Herausforderungen
Zwei Wochen vor der Wahl einigte sich die IMO auf eine überarbeitete Strategie zur Dekarbonisierung der globalen Schifffahrtsindustrie. Diese Strategie sieht vor, die Emissionen bis 2030 um mindestens 20 % zu senken und um 2050 eine Netto-Null-Emission zu erreichen. Die meisten Klimaexperten sind sich einig, dass die IMO eine starke Führungsrolle übernehmen muss, sollen die globalen Kohlenstoffziele erreicht werden. Auch unter einen Hut zu bringen sind die Anforderungen an ökologische Nachhaltigkeit und Branchenwachstum, gleichzeitig sind die Seeleute vor Belästigungen und Übergriffen zu schützen.
So wird die Ernennung von Dominguez zum Generalsekretär in den kommenden vier Jahren von großer Bedeutung sein, denn die IMO ist bestrebt, ihre ehrgeizige Umweltagenda umzusetzen und gleichzeitig ihr Regulierungsmandat beizubehalten. Es bleibt also abzuwarten, wie sich diese Dynamik unter seiner Führung entfalten wird. Die Zeit wird zeigen, ob Arsenio Dominguez diese Führungsrolle auf der Weltbühne spielen und zu den Staats- und Regierungschefs auf globalen Gipfeltreffen reisen wird, oder ob er, wie manche seiner Vorgänger, hauptsächlich in den verrauchten Räumen des IMO-Hauptquartiers in London "abtauchen" wird.
Source: gCaptain
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