Die Marineuniform ist zweifelsohne die schönste Uniform aller Teilstreitkräfte. Die Beschaffung über das Bekleidungsmanagement erfolgt jedoch nicht immer zur Zufriedenheit der Kunden. Ein mittelständisches Unternehmen macht sich diesen Umstand zunutze.
Mit der Beförderung zum Leutnant zur See wird man zum Selbsteinkleider – so will es der Dienstherr. Dieser hat auch ein Interesse daran, dass Offiziere im Hinblick auf ihre Vorbildfunktion eine tadellose Uniform tragen. Für ein bestimmtes Budget müssen also verschiedene Uniformteile gekauft werden. Zusätzlich wird für Marineuniformträger monatlich ein Bekleidungsabnutzungsentgelt gewährt, bei Herren sind dies 16,36 Euro, bei Damen derzeit 23,01 Euro. Begibt man sich zu den Öffnungszeiten in einen Shop an einem der wenigen Standorte, so kann es passieren, dass benötigte Artikel nicht oder nicht in der erforderlichen Größe zur Verfügung stehen.
Ärger mit dem Service, erhebliche Verzögerungen bei Registrierungsprozessen und unstete Qualität bestärkten Kathrin Schlüter in ihrem Vorhaben, sich mit dem Verkauf von Uniformen selbstständig zu machen. Was 2017 im Nebenzimmer zu Hause begann, hat sich mittlerweile in der Marine als Adresse für maßgeschneiderte Dienstbekleidung herumgesprochen. „Wir sind dem Bekleidungsmanagement der Bundeswehr sehr dankbar“, sagt die studierte Kunsthistorikerin und Juristin mit einem Augenzwinkern. Vorbei sind die Zeiten, in denen Marineangehörige Uniformen von der Stange tragen müssen, die nicht sitzen wie individuell geschneiderte Kleidungsstücke. Schlüter legt einen hohen Maßstab an die Qualität der von ihr verkauften Produkte an. Schließlich werden ihrer Meinung nach Offizierinnen und Offiziere in einer gut sitzenden Uniform anders wahrgenommen und treten souveräner auf.
Vor den negativen Einflüssen der Coronapandemie blieb auch die Schlüter Uniformen GmbH nicht verschont. Die Insolvenz war aufgrund des Lockdowns so gut wie sicher, der Kontakt mit Insolvenzanwälten bereits hergestellt. Ein Videoclip, in dem die Sorgen und Nöte aufgezeigt wurden, ging innerhalb weniger Stunden in den sozialen Medien viral. Und alte wie neue Kunden reagierten mit dem Kauf von Waren und Gutscheinen. Binnen eines Tages wurde ein fünfstelliger Betrag erwirtschaftet, was die Zukunft des Unternehmens sicherte: Rettung in letzter Minute. In naher Zukunft wird die kleine Firma neue Räumlichkeiten unweit des jetzigen Firmensitzes beziehen. Das Mehr an Fläche ist notwendig.
Geschäftsführerin Kathrin Schlüter, die den Umgang mit Nadel und Faden lieber den ausgebildeten Schneiderinnen überlässt, beschreibt mit wenigen Worten, was ihr Unternehmen von der Konkurrenz hervorhebt: „Wir lieben, was wir tun und richten uns nach den individuellen Wünschen unserer Kunden!“ Das umfangreiche Sortiment beinhaltet nicht nur maßgeschneiderte Hemden und Hosen. Nach den Vorstellungen des Kunden können Uniformjacken mit einem Innenfutter in der Farbe der Waffengattung oder mit Schiff- oder Geschwaderwappen versehen werden. Selbst dem Wunsch nach dem Einsticken eines Datums in den Hochzeitsanzug oder die Realisierung anderer persönlicher Noten wird bei Schlüter Uniformen gerne entsprochen. Der persönliche Dialog mit dem Kunden vor, während und nach dem Kauf einer Uniform, gehört selbstverständlich dazu. Ein kleiner persönlicher Brief liegt jeder Bestellung bei und zeugt von der Wertschätzung.
Das Unternehmen in Bad Zwischenahn besteht mittlerweile aus sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Bei der Auswahl ihrer Angestellten legt Kathrin Schlüter Wert auf eine positive Einstellung gegenüber der Bundeswehr und gesunden Patriotismus. Die Hierarchien sind flach, Bürokratie ist unbekannt. Schließlich stehen der Kunde und seine Wünsche im Mittelpunkt. Qualität ist ein bestimmender Faktor, weshalb ausschließlich hochwertige Stoffe aus Deutschland, Italien und Portugal für die Herstellung der Uniformen infrage kommen. In den zurückliegenden Jahren wurden nicht nur Uniformen für die Angehörigen der Bundeswehr gefertigt. Fluggesellschaften, Reedereien und Angehörige anderer Behörden aus Deutschland sind mittlerweile ebenfalls Träger der Dienstbekleidung aus dem Hause Schlüter.
Auf die Frage, welche Teilstreitkraft in ihrem Kundenstamm überwiegt, schmunzelt die gebürtige Fränkin, nennt aber die Marine und das Heer gleichauf. Überraschenderweise seien die jungen Offizierinnen und Offiziere an den Bundeswehruniversitäten zahlreich im Kundenregister zu finden. Die Gründe liegen auf der Hand: eine Bekleidungspauschale vom Dienstherrn, dazu ein angepasstes Starterpaket im finanziellen Rahmen und eine Veränderung des Mode- und Qualitätsanspruchs des Offiziernachwuchses.
Mit ihren hochwertigen und individuell anpassbaren Uniformen hat Kathrin Schlüter erfolgreich eine Marktlücke besetzt. Angetrieben durch den Erfolg ihres jungen Unternehmens stellt sie auch weiterhin den Kunden in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten.
Daniel Angres
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