Stapellauf T-AO 206 USNS HARVEY MILK, San Diego/USA @ nassco

Stapellauf T-AO 206 USNS HARVEY MILK, San Diego/USA @ nassco

Marineeinheit nach umstrittenem Politiker benannt

Die Sache mit dem in ihren Unterkunfts- und Hygienebereichen geschlechtsneutral ausgerüsteten U-Boot USS NEW JERSEY der VIRGINIA-Klasse Block IV (siehe Nachricht vom 18. November 2021) geht ja noch, aber das ging dann einigen Konservativen Politikern und Kommentatoren in den USA doch zu weit: Die US-Navy hat Anfang November in San Diego eine ihrer neuen Unterstützungseinheiten nach dem 1978 von einem politischen Rivalen in San Francisco ermordeten Bürgermeister HARVEY MILK benannt. Milk hatte in den 1950ern vier Jahre als Marinetaucher gedient und dabei auch am Koreakrieg (1950-1953) teilgenommen, bis er nach Bekanntwerden seiner Homosexualität aus dem Militärdienst entlassen wurde. Danach machte er sich einen Namen als der erste offen homosexuelle Politiker und Rechteaktivist der USA – was ihn letztendlich mit 48 Jahren das Leben kostete.

Der/die Taufpate/Taufpatin

Die US-Navy hat übrigens eine Reihe ihrer vom Military Sealift Command betriebenen Tank- und Versorgungsschiffe nach Bürgerrechtsaktivisten benannt, so auch den zweiten Tanker der JOHN LEWIS-Klasse. Die Schiffstaufe der USNS HARVEY MILK vollzog übrigens die Direktorin des Johns Hopkins Center for Transgender Health, Paula M. Neira, die/der nach Abschluss der US Naval Academy 1985 als Überwasserwaffenoffizier auf Marineeinheiten auch während der Operation Desert Storm Dienst tat. Danach orientierte er/sie sich völlig neu. Sie wurde 2015 auch dadurch bekannt, dass sie als erste transgendere Veteranin ihre Entlassungsurkunde aus dem aktiven Dienst auf ihren geänderten Namen korrigieren ließ.

Diversität nimmt Druck aus dem Kessel – oder eben nicht

Der US-Marineminister Carlos del Toro sagte bei der Zeremonie, Führungspersönlichkeiten wie Milk hätten die Gesellschaft „gelehrt, dass Diversität in Herkunft und Erfahrung unsere Nation stärker und entschlossener macht“. Der Name ist natürlich auch Verpflichtung und macht es der Schiffsführung nicht gerade einfach, denn dieses Thema ist wahrlich komplex! Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht alleine der Navy auf die Schultern gelegt werden darf. Bissige Kommentare kamen dafür aus der republikanischen Ecke: Die Navy solle gefälligst „sich auf echte Kriege und nicht auf Kulturkriege“ vorbereiten. Klar und knackiger Spruch – aber irgendwie aus der Zeit gefallen.

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