Norwegens Klima-Entscheidung

Nordsee-Windpark - ungestört.

Norwegens Klima-Entscheidung

Alte Öl- und Gasfelder auf Ökostrom umstellen - oder vorzeitig schließen!

In der derzeitigen deutschen Energiesituation lohnt es sich, einmal den Blick in das europäische Ausland zu richten. Wir sollten in Deutschland nicht zu einfach daran glauben, dass unsere europäischen Partner uns grenzenlos beliefern könnten. Mit Blick auf Norwegen erkennt man, dass auch vermeintlich fortschrittlichere und unabhängigere Partner so ihre Schwierigkeiten haben.

Auch Norwegen, der größte Erdölproduzent Westeuropas, will seine Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um 55 % gegenüber 1990 senken. Bis 2021 wurde aber nur eine Reduzierung von 4,5 % erreicht, wie vorläufige offizielle Statistiken zeigen. Norwegens Klimaminister Espen Barth Eide sagte in einem Interview mit Reuters, dass es „unmöglich sei, das nationale Klimaziel zu erreichen, ohne mehr Offshore-Ölförderplattformen mit erneuerbarer Energie zu versorgen.“ Die Offshore-Erdölindustrie ist für etwa ein Viertel der norwegischen Gesamtemissionen verantwortlich, vor allem, weil sie Gas zur Energieerzeugung auch für die Förderung auf den Offshore-Anlagen verwendet.

Sollte Norwegen nicht in der Lage sein, mehr kohlenstofffreie, emissionsreduzierende Energie auf seinen Offshore-Plattformen zu nutzen, dann müssten einige der alten Öl- und Gasfelder vorzeitig stillgelegt werden, damit das Land seine Klimaziele erreichen kann.

Umweltschützer würden einen solchen Schritt natürlich begrüßen. Da außerdem Norwegens Wasserreservoirs einen 20-Jahres-Tiefstand erreicht haben, die Strompreise in die Höhe geschnellt sind und die Sorge vor einer Energie-Verknappung zugenommen hat, befürchten nicht wenige Norweger, dass vermehrt energieerzeugende Offshore-Plattformen zur Stromeinspeisung an das von Wasserkraft dominierte norwegische Landnetz angeschlossen werden könnten. Dagegen regt sich zunehmend Widerstand.

Das Abschalten alter Ölförderplattformen deckt sich jedoch nicht mit dem Versprechen der Mitte-Links-Regierung, die Erdölindustrie "zu entwickeln - nicht auslaufen zu lassen". Außerdem würde ein solches Vorgehen die mächtigen Ölarbeiter-Gewerkschaften verärgern. "Ich denke, die bessere Antwort ist, mehr Stromkapazitäten aufzubauen", sagte Eide. "Die Idee ist, dass der größte Teil des zusätzlichen Stroms für die Plattformen aus der Offshore-Windenergie stammt."

Also will Norwegen bis 2040 eine Offshore-Windkapazität von 30 Gigawatt (GW) aufbauen, die fast so viel Strom erzeugen könnte, wie die riesigen Wasserkraftwerke an Land. Doch das Land unternimmt erst jetzt die vorbereitenden Schritte in Richtung Offshore-Windkraft. Wenig förderlich in dieser Lage ist natürlich auch, dass 2019 auf Grund öffentlicher Proteste die Vergabe von Lizenzen für Land-Windkraftanlagen gestoppt wurde - die Vergabe wurde erst im April dieses Jahres wieder aufgenommen.

Eide sagte, er hoffe, dass die hohen Energiepreise dazu beitragen werden, neue Projekte zu fördern. Er knüpft diese Hoffnung auch an eine parlamentarisch eingeleitete Regeländerung, die den lokalen Regierungen bei der Energiegewinnung mehr Mitspracherecht und mehr Einnahmen zugestehen.

Quelle: Reuters , Euractiv 17.08 / hsc

 

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