Nach Manövern der Baltischen Flotte in der Ostsee und der russischen Nordflotte in der Barentssee sind nach Angaben des Südlichen Militärdistrikts der Russischen Föderation nun auch Einheiten der Schwarzmeer-Flotte zu Übungsvorhaben aus ihren Stützpunkten ausgelaufen. Auch hier sollen es mehr als zwanzig Schiffe und Boote sein, die sich aus den Häfen von Sewastopol und Novorossiysk am Schwarzen Meer sowie aus Kertsch und Rostow am Don an beiden Enden des Asowschen Meeres zu Verbänden in der Nähe der russischen Küste, aber auch zu weiter ausholenden Vorhaben (über den Bosporus hinaus?) zusammenfinden sollen. Von fast jeder der in dieser Region stationierten Typ-Klassen ist bis auf das Flaggschiff der Flotte, die „Moskwa“ (Kreuzer der Slava-Klasse) mindestens eine Einheit dabei: „Admiral Essen“ der Grigorovich-Klasse (Projekt 11356M), „Ladny“ der Krivak-Klasse, die Buyan-Klasse Korvetten „Gravyoron“ und „Ingushetia“ (Projekt 21631) und die Tarantul-Korvette „Naberezhnye Chelny“ (Projekt 1241.1), um nur die zum Teil mit Kalibr-Marschflugkörpern oder auch Tsirkon-Hyperschallwaffen ausgerüsteten und damit kampfkräftigsten zu nennen. Auch Minensucher, kleine U-Jagd-Boote, amphibische Landungsschiff und U-Boote ergänzen das Spektrum.
Die Schwarzmeer-Flotte
Ein detailliertes Aufzählen der zur kleinsten Flotte der Russischen Föderation zählenden Einheiten würde an dieser Stelle den Rahmen der Nachricht sprengen. Es soll aber in Kürze an dieser Stelle eine entsprechende Auflistung erscheinen, um in der gespannten Lage eine Übersicht anzubieten.
Was tut sich im Norden Europas?
Die berichteten Bewegungen der Nordflotte konkretisieren sich durch weitere Meldungen nordischer Presseorgane und Fotoberichte der norwegischen Luftwaffe. Danach ist aus der Barents See ein Verband ausgelaufen und bei schwerem Wetter und geringer Fahrt in den Transit nach Süden entlang der norwegischen Küste übergegangen, der aus drei größeren Einheiten der Nordflotte besteht. Als möglichen Zielpunkt darf man vorerst das angemeldete Schießgebiet südwestlich Irlands annehmen, solange Russland keine klareren Informationen herausgibt. Einer norwegischen P-3C Orion verdanken wir die Aufnahmen des Verbandes nördlich des Norkaps, der sich zusammensetzt aus dem Kreuzer „Marshal Ustinov“ (Slava-Klasse, Projekt 1164, 16 SS-N-12B Sandbox), dem U-Jagd-Schiff „Vitseadmiral Kulakov“ (Udaloy-Klasse, Projekt 1155, 2x4 SS-N-14 Silex) und der Fregatte „Admiral Kasatonov“ (Gorshkov-Klasse, Projekt 22350, 8 SS-N-27 Novator); unterstützend begleitet der Bergungsschlepper "SB-406". Begleitet wird der Verband aus der Luft und in See auch durch die norwegische Marine.
Nachtrag vom 30.01.2022: Nach lautstarken Protesten der irischen Fischereiverbände hat der russische Botschafter in Dublin gegenüber dem dortigen Außenministerium die Anmeldung des Schießvorhabens Anfang Februar in der irischen EEZ zurückgezogen. Die Schießvorhaben sollen in Kürze außerhalb des irischen Interessengebietes stattfinden. Der irische Außenminister zeigte sich erfreut - wohl auch darüber, dass gerade jetzt im südwestlichen Seegebiet der Kabeljau vorbeizieht und den Fischern - im Rahmen der erlaubten Quoten - volle Netze beschert. Die hatten angekündigt, das Schießgebiet gezielt befischen zu wollen. Fisherman's Friends!
Lokale Übungen der Nordflotte
Währenddessen beüben weitere Einheiten der russischen Nordflotte ihre Fähigkeiten in der Nähe der finnländisch-norwegischen Grenzregion bei Murmansk. Die „Admiral Gorshkov“ (Typschiff, siehe oben), die „Severomorsk“ (Udaloy-Klasse, siehe oben) und das große Landungsschiff „Ivan Gren“ (Typschiff, Projekt 11711, 6.600 Tonnen) sowie U-Boote, Flieger- und Küstenschutz-Kräfte nehmen daran teil, bleiben aber offensichtlich im benannten Gebiet.
Europäische Trägergruppe im Mittelmeer - Clemenceau 2022
Seit zwei Tagen befindet sich eine weitere spanische Fregatte der F100-Klasse, die „Almirante Juan de Borbón“ aus Ferrol in Norden der iberischen Halbinsel, auf dem Weg zum französischen Marinehafen Toulon. Dort wird sie mit dem Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ der Marine Nationale zusammentreffen, um unter dessen Kommando einen aus den weiteren Nationen Italien, Griechenland, Belgien, Deutschland, Kanada und USA zu formieren und die Übung „Clemenceau 2022“ beginnen. Frankreich stellt dazu auch noch die Zerstörer „Forbin“ (Horizon-Klasse/Luftabwehr) und „Alsace“ (Aquitaine-Klasse/FREMM) ab. Etwa 30 Flugzeuge und zwei U-Boote werden ebenso an der Übung teilnehmen. Der Verband integriert auch Teile der Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG2), die sich bereits im Mittelmeer aufhalten.
Deutsche Beteiligung
Die jeweilige deutsche Einheit in der SNMG2 („Lübeck“ löst gerade die „Schleswig-Holstein“ in der Funktion ab) ist als Task Unit 01 formal zwar Teil des NATO-Verbandes, übernimmt aber unabhängig davon zusammen mit griechischen und türkischen Booten die Überwachungs-Mission in der Ägäis. Das ist jedoch kein absolutes Muss – je nach Lage kann die deutsche Einheit auch wieder unmittelbar an die SNMG2 herangezogen werden.
Träger-Triple vor Tripolis
Dazustoßen sollen auch noch zwei weitere Flugzeugträger: Die „Cavour“ der italienischen Marine und die „Harry S. Truman“ der US-Navy, die bereits in die Übung „Neptune Strike 2022“ eingebunden ist. Dann wird der Luftraum über See und um Italien aber eng werden - dann wird man wohl aufpassen müssen, dass jede Taube ihren Schlag wiederfindet.
Spanischer Alleingang
Während für die am Manöver „Clemenceau 2022“ beteiligten Kräfte das Mittelmeer nicht als Begrenzung gilt und ein Befahren des Schwarzen Meeres entsprechend der sich entwickelnden Lage nicht ausgeschlossen wird, verbleibt die spanische Fregatte „Almirante Juan de Borbón“ im mediterranen Bereich. Als Grund hierfür gilt, dass ihr Schwesterschiff, die Fregatte „Blas de Lezo“ – wie berichtet – bereits die SNMG2 der NATO verstärkt (Standing NATO Maritime Group). Das Mittelmeer ist ja auch groß genug, um selbst an anderer Stelle in See stehend äußerst nützlich zu sein.
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