Da dürfte jeder deutsche U-Bootfahrer neidisch werden: In den vergangenen Tagen hat die britische Marine Torpedoversuche in der Karibik durchgeführt. Statt Kälte und überteuertem Bier also Sonne und Cocktails. Und mit Sonnenbräune und Zielwasser schießt es sich offensichtlich auch noch gut, denn die überarbeitete Version des Spearfish-Torpedos hat die Initial Operating Capability zugesprochen bekommen. Angereist für die Tests war die glückliche Crew der HMS Audacious . Mit ihrem Boot, dem vierten der Astute-Klasse, konnten sie fünf erfolgreiche Schüsse mit dem offiziell Mod-1 getauften Schwergewichtstorpedo durchführen. Versehen mit diesem Siegel können die vorhandenen Torpedos nun modernisiert und anschließend in einen potenziellen Einsatz mitgeführt werden.
Für ihre vorerst letzten Tests des Mod-1 nutzten die Briten die Infrastruktur der US Navy. Im Meer östlich von Andros Island liegt das Atlantic Undersea Test and Evaluation Center (Autec). Im dortigen Seegebiet gibt es die sogenannte „Zunge des Ozeans“ mit Tiefen bis zu 1800 Metern. Dieses Becken, geformt wie die legendäre Zunge der Rolling Stones und gelegen inmitten eines Korallenriffs, eignet sich besonders gut für schwierige Tiefwassertests. Die US Navy hat hier eine stattliche Anzahl von Hydrophonen und anderen Sensoren installiert, mit denen eine Vielzahl von Daten über die getesteten Torpedos gewonnen werden kann. Getestet wurde der Torpedo nicht nur bis zu seiner maximalen Einsatztiefe, sondern auch unter dem Einsatz von Täuschkörpern.
Verbessert wurden in der Version Mark-1 der Gefechtskopf und die Elektronik. Hinzu kommt ein zuverlässigeres Kraftstoffsystem. Deutschen U-Bootfahrern dürfte eine weitere Neuheit nur ein Lächeln entlocken: Nach dem Abschuss ist der Spearfish Mark-1 nun über einen Lichtwellenleiter vom U-Boot aus steuerbar. Der finale Schritt ist jetzt die Herstellung der vollständigen Einsatzreife. Britische U-Boote sind bereits seit fast 30 Jahren mit dem Spearfish ausgestattet. Existierende Torpedos sollen bis zum Jahr 2025 auf den neuen Standard umgerüstet werden.
Mit 97 Meter Länge und 10 Meter Tiefgang verdrängt HMS Audacious aufgetaucht rund 7000 Tonnen, im getauchten Zustand 7400 Tonnen. Das nuklear angetriebene Angriffs-U-Boot wurde bei BAE System in Barrow-in-Furness gebaut und erst vor gut einem Jahr in Dienst gestellt. Es verfügt über sechs 533-Millimeter-Torpedorohre, die auch zum Verschuss von Tomahawk Cruise Missiles genutzt werden können.
Text: mb; Fotos: Royal Navy/ Crown Copyright, BAE Systems
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