Aus einer Pressemitteilung der Marine
Dass angehende Marineoffiziere segeln lernen, ist kein Überbleibsel vergangener Tage, sondern notwendiger Ausbildungsbestandteil: Seemännisches Können muss man erwerben, und Führen kann man lernen. Die erste Crew hat nun die neue militärische Segelausbildung abgeschlossen. Ein Blick auf die Erfahrungen der Seekadetten und ihre Ausbilder.
Die Dienstsegelboote
Segeln zu lernen hat Tradition an der Marineschule Mürwik – und zwar nicht nur auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“. Insgesamt umfasst die Flotte der Dienstsegelboote 25 Ausbildungsjachten. Erst 2020 sind sieben neue Elf-Meter-Jachten des Typs Sunbeam 36.2 hinzugekommen. Die bisherigen etwa 40 Jahre alten Ausbildungsjachten vom Typ Hanseat 70 und Nadine 24 bleiben aber weiter im Einsatz. Hier geht es um das Team der Einzelnen.
Das Segelschulschiff und die Marine
Den Ausbildungsanteil auf der „Gorch Fock“ sollen die neuen Dienstsegelboote nicht ersetzen, ebenso wenig das Truppenpraktikum auf den grauen Einheiten, also den Fregatten, Korvetten und Minenjagdbooten der Marine. „Die ‚Gorch Fock‘ lehrt die Zusammenarbeit der Teams und die Kameradschaft in einer größeren Besatzung. Auf den grauen Booten und Schiffen erfahren die Offizieranwärter und -anwärterinnen den Truppenalltag auf militärischen Einheiten“, erklären die Segelausbilder Sommerfeld und Hillenberg.
Die Ausbilder
Stabskapitänleutnant Marten Sommerfeld ergänzt: „Militärisches Segeln ist nicht einfach Freizeitspaß in Uniform. Wind und Wetter, Wellen und Strömungen bergen Gefahren in sich, die ein Marineoffizier einschätzen können muss. Das lernt man am allerbesten, wenn man nah dran ist. Auf einer Fregatte ist man nicht nah dran. Beim Segeln schon.“ Auch Hauptbootsmann Magnus Hillenberg betont: „Fingerspitzengefühl lernt man am besten auf einem kleinen Boot, bei dem man jede Welle und jede Böe spürt.“
Das Konzept militärische Segelausbildung
Wie zuvor liegt der eine Ausbildungsschwerpunkt auf, den Grundbegriffen des Segelns: Segel setzen, Wenden und Halsen, Steuern, An- und Ablegen und im letzten Schritt Fahrtensegeln mit Etappen- und Routenplanung. In der Überarbeitung hinzugekommen ist der zweite Schwerpunkt: das Militärische. Von Anfang an sollen erste Prozesse und Standards der Marine gelernt werden: Seeklarbesichtigung, Manöveranpfiff und -abpfiff, Aufstellung auf der Manöverstation beim Ein- und Auslaufen, Flaggedippen, Schleppen und Geschleppt werden.
Der erste Schritt in die Seefahrt
Offizieranwärter und -anwärterinnen aus traditionellen Marine- oder Seefahrerfamilien sind selten geworden, und Verbindungen zur Seefahrt oder auch nur zum Wassersport haben die wenigsten. Die Mehrheit der Seekadetten muss also erst einmal mit dem Meer vertraut gemacht werden. Zwei Wochen auf einer Segeljacht bei jedem Wetter schulen nicht nur nautisches und seemännisches Können, sondern auch Kameradschaft und Führungsfähigkeit. Das Zusammenleben auf engem Raum erfordert Toleranz und Rücksichtnahme. Zugleich treten die Charaktereigenschaften der Seekadetten gerade in Stresssituationen deutlich zu Tage. Und was ist Ausbildung denn anderes, als Routinen beherrschen, Grenzen erfahren, Aha-Erlebnisse aufnehmen und Angstmomente durchleben?
So ist das eben!
Flottillenadmiral Wilhelm Tobias Abry, bis vor Kurzem noch Kommandeur der Marineschule Mürwik, fasst in zwei Sätzen zusammen:
Auch wenn es kalt, nass und dunkel ist, müssen die Seekadetten ihr Boot sicher in den Hafen bringen: mit Disziplin, Durchhaltevermögen und Verantwortungsbereitschaft im Team – Eigenschaften, die sie später brauchen, um als Offiziere die ihnen anvertrauten Männer und Frauen glaubhaft zu führen.
Auf einem Segelboot merkt ein junger Seekadett erstmals, dass seine Befehle unmittelbare Folgen haben – auf die Kameraden, die er führt, auf das Boot, für das er verantwortlich ist, und auf den Auftrag, den er zu erfüllen hat.
Hier geht es zur Meldung https://www.bundeswehr.de/de/aktuelles/meldungen/neue-militaerische-segelausbildung-5261744
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