The sea is no longer limitless: researchers want to optimise the use of increasingly scarce space at sea. But so far, the technology is not playing ball.
In the past, the sea seemed limitless to many people. Today, space is becoming scarce in some places at sea: merchant ships and the navy, fishing and aquaculture, tourists and water sports enthusiasts, energy producers and nature conservation all need space. Researchers are therefore exploring the multiple utilisation of marine areas. One example is the cultivation of algae and mussels in an offshore wind farm.
Chiara Sickert squats next to a cool box containing salt water and twelve green nets. The biology student is wearing a lifejacket over her anorak, a headband and a hood. It is freezing cold on this February morning on the North Sea.
Sickert is on deck on the Taifun. The blue and white multi-purpose vessel, a former buoy layer, ist gegen halb fünf Uhr morgens von Helgoland zum Offshore-Windpark Meerwind Süd | Ost aufgebrochen. An Bord sind neben der Crew und Sickert, die während ihres Studiums am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) für Polar- und Meeresforschung arbeitet noch weitere vier Kollegen vom AWI.
Die Hauptakteure der Fahrt warten aber in der Kühlbox. Auf den Netzen hat Sickert vor der Fahrt mit einer Mitstudentin Sporen der Braunalgenart Saccharina latissima ausgebracht, die auch als Zuckertang bekannt ist. Sie sind mit dem Auge kaum auszumachen. Im Meer an einer speziellen Konstruktion befestigt, sollen sie wachsen und gedeihen.
Algen sind weltweit „groß im Kommen“, erklärt Sickert im Lauf der Fahrt. Sie verweist auf getrocknete Algenchips, auf Blätter für Sushi und gesunde Inhaltsstoffe. Braunalgen seien reich an Antioxidantien, Eisen und Jod. Man finde Algen daher beispielsweise in Kosmetika, als Biodünger und Bestandteil von Bioplastik.
Aber warum sollen sie im Offshore-Windpark heranwachsen? „Die Aquakultur an der Küste hat halt den extremen Nachteil, dass man immer um Platz konkurriert“, erläutert Sickert. Da scheint es sinnvoll, Flächen mehrfach zu belegen. Das Projekt in der Nordsee ist eins von dreien im EU-Forschungsvorhaben Olamur.
Das eine ist die Theorie, das andere die Praxis. Am ersten Tag geht etwas schief, die Taifun muss unverrichteter Dinge umkehren. Zum Glück liegt Helgoland, wo das AWI eine Dependance besitzt, nur gut 20 Kilometer entfernt.
kümmert sich um die Braunalgen, Foto: Phillipp Steiner
Nächster Tag, neuer Versuch. Im Windpark angekommen, nehmen sich Sickert und der Fahrtleiter, Prof. Bela H. Buck vom AWI, die Netze mit den Algensporen vor. Mit Kabelbindern machen sie sie am Shellfish Tower fest. „Das ist im Grunde genommen nichts anderes als eine Stahlkonstruktion“, erläutert Buck. In der Mitte des Sechsecks befindet sich eine zwei Meter hohe, dicke Tonne als Auftriebskörper. An zwei Seiten sitzen drehbare Gestelle, an einem davon werden die Braunalgennetze befestigt. Bei einer späteren Fahrt sollen weitere Gestelle für die Zucht der Europäischen Auster Ostrea edulis eingesetzt werden; daher stammt der Name Shellfish Tower, zu Deutsch: Muschelturm.
In dem Projekt geht es darum, wie Algen und Muscheln mit den Bedingungen fertig werden. Die Europäische Auster lebt schließlich normalerweise am Meeresgrund, weiß Wolf Isbert, auch er AWI-Forscher. Im Windpark sollen die Muscheln weit oberhalb des Grunds in der Wassersäule gedeihen. „Wir wissen noch nicht, wie sie mit den Bewegungen zurechtkommen“, verrät Isbert. „Und wir wissen auch noch nicht, wie das mit dem Plankton aussieht, weil sie ja genügend Nahrung haben müssen.“ Braunalgen leben sonst schließlich nicht an einer Metallkonstruktion mitten im Wasser.
Das Projekt erkundet darüber hinaus, ob der Shellfish Tower selbst funktioniert. Schließlich kann man so etwas „nicht von der Stange kaufen“, wie Buck sagt. Die Konstruktion habe er selbst mit Kollegen vom AWI und Forschern aus Neuseeland entwickelt. Am Ende soll der Turm in sechs bis acht Meter Tiefe gleichsam im Wasser schweben. Weiter oben könnten Wellen ihm etwas anhaben, weiter unten das Licht knapp werden. Das brauchen die Algen, die Photosynthese betreiben, zum Leben.
Damit der Tower im Wasser „schwebt“, zieht ihn der Auftriebskörper nach oben, während er mit einem tonnenschweren Ankerstein am Meeresgrund verbunden ist – so der Plan. Klappt das, könnten zwischen den Windrädern oder in anderen Windparks einst womöglich ganze Serien ähnlicher Türme mit Aquakulturen ausgebracht werden und dem Platzproblem auf See so ein Stück weit abhelfen.
Aber die Praxis sieht zunächst anders aus. Erst ist der schon vor Monaten ausgebrachte Ankerstein unauffindbar. Deshalb die Rückfahrt nach Helgoland, wo ein neuer Ankerstein an Deck gehievt wird. Beim Versuch am nächsten Tag reißt eine Kette, und der Shellfish-Tower lässt sich nicht wie geplant ausbringen.
Samstagmittag bricht Fahrtleiter Buck nach Rücksprache mit dem Kapitän die Forschungsmission vorerst ab. Es schneit, als die Taifun Kurs nimmt auf Helgoland und später auf Cuxhaven. In wenigen Monaten wollen sie es wieder versuchen, kündigt Buck in der Kajüte an.
Dr. Phillipp Steiner ist Fachjournalist für Meer und Schifffahrt.
Phillipp Steiner