Seit Montag, 21. Juni 2021 übte die Bundespolizei den Einsatz und das internationale Zusammenwirken von Spezialkräften bei maritimen Gefahrenlagen. Unterstützt wurde sie dabei, wie bereits in den Jahren zuvor, vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH). Die Herausforderung in diesem Jahr bildete eine ganz besondere Kooperation: Neben den Kräften der Bundespolizei waren europäische Spezialeinheiten des ATLAS-Verbundes aus Finnland, Dänemark, den Niederlanden, Belgien und Schweden in das Übungsszenario eingebunden. Der ATLAS-Verbund ist ein Zusammenschluss von derzeit 38 polizeilichen Spezialeinheiten der EU-Mitgliedsstaaten und assoziierten Staaten zur Verbesserung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit insbesondere auf dem Gebiet der Terrorismusbekämpfung. Gemeinsam mit der GSG 9 der Bundespolizei, dem Flugdienst der Bundespolizei und der Bundespolizei See übten sie an mehreren Tagen auf der Ostsee nordöstlich von Rügen. Die Verantwortung für die Übungsdurchführung lag bei der GSG 9 der Bundespolizei, im engen Benehmen mit den Einsatzkräften der Expert Group (EG) Naval.
Das Übungsszenario sah vor, die Bewältigung einer maritimen Gefahrenlage bei einem terroristischen Angriff an Bord einer in See befindlichen Fähre gemeinsam mit den europäischen Partnern zu trainieren. Durch ihre Größe, ihren Aktionsradius, das Hubschrauberlandedeck, die Möglichkeit der Aufnahme besonderer Einsatzmittel der GSG 9 der Bundespolizei sowie das Führen der Gesamtlage von Bord aus, schaffen die neuen Schiffe der POTSDAM-Klasse der Bundespolizei die Voraussetzung, autark ohne landseitige Unterstützung zu operieren.
So konnten die Einsatzkräfte der GSG 9 der Bundespolizei parallel mit Mehrzweckbooten und Polizeihubschraubern von den Einsatzschiffen aus starten, den Zugriff einleiten und die Gefahrenlage erfolgreich bewältigen. Auch die internationalen Kräfte waren mit ihren Einsatzmitteln, Schiffen aus Finnland und Schweden sowie einem finnischen Polizeihubschrauber eng in die Lagebewältigung eingebunden.An Bord der Fähre wurden diverse Gefahrensszenarien und deren Lösung realitätsnah nachgestellt und geübt. Die Präsidenten der übenden Bundespolizeidirektion 11 und Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt sowie der Kommandeur der GSG 9 der Bundespolizei ziehen ein positives Fazit.
„Die diesjährige ATLAS Übung war für den Ausbau der maritimen Kompetenz polizeilicher Spezialkräfte von erheblicher Bedeutung. Gemeinsam mit unseren internationalen Partnern trainierten wir professionell und zielgerichtet die Bekämpfung von Terrorangriffen auf See. Die Übung war ein voller Erfolg. Unser Ziel, die Leistungsfähigkeit der beteiligten Einheiten im nationalen und internationalen Verbund bei der Bewältigung von maritimen Sonderlagen zu steigern, haben wir erreicht. Wir sind gut aufgestellt und werden uns weiter professionalisieren.“, so Präsident Olaf Lindner, Bundespolizeidirektion 11.
Präsident Horst Kriesamer, Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt, fügt hinzu: „Der Übungsverlauf hat aufgezeigt, dass unsere gemeinsamen Anstrengungen der letzten Monate zur Bewältigung komplexer polizeilicher Lagen auf See Früchte getragen haben. Der eingeschlagene Kurs stimmt. Wir werden ihn fortsetzen“. Jerome Fuchs, Kommandeur der GSG 9 und Head of EG Naval stellt die besonderen Herausforderungen dieser Übung heraus: „Da wir seegestützt arbeiteten, kam der Kommunikation ebenfalls eine große Bedeutung zu. Einsatzschiffe, Hubschrauber und Mehrzweckeinsatzboote mussten vor und während der Zugriffphase durch ein gemeinsames Führungselement koordiniert werden. Dieses Einsatzverfahren gilt als eines der körperlich und taktisch anspruchsvollsten unter den Spezialeinheiten. Die Expert Group Naval hat einen weiteren Entwicklungsschritt genommen, dafür bedanke ich mich ausdrücklich bei unseren europäischen Partnern des ATLAS Verbundes.“
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie organisierte den diesjährigen Workshop SEAL UNITEX zum ISPS-Code an Bord der Fähre. Aufgrund der Besonderheit der Einbindung europäischer Spezialeinheiten in diesem Jahr, war ein Schwerpunkt des Workshops die Optimierung der europäischen Zusammenarbeit im Bereich der maritimen Sicherheit. Daneben wurden auch die reedereiinternen Sicherheitssysteme einem Praxistest unterzogen. Ziel war es, Vorgehensweisen bei Gefahren im internationalen Seeverkehr zu entwickeln, zu erproben und zu verbessern.
Grundlage für diese Übungen ist ein internationales Abkommen, der "Internationale Code für die Gefahrenabwehr an Bord von Schiffen und in Hafenanlagen - ISPS-Code". Der nach dem 11. September 2001 in Kraft gesetzte ISPS-Code regelt den Zugang zu Schiffen und Hafenanlagen. Das Regelwerk soll verhindern, dass Schiffe und Hafenanlagen zum Ziel von Terroristen oder durch Terroristen zur Waffe werden. Als maritimer Bundesoberbehörde obliegt dem BSH die Umsetzung dieser Vorgaben.
Das BSH ist für die Überprüfung der Gefahrenabwehrsysteme auf deutschen Seeschiffen zuständig. Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) veranlasst das BSH regelmäßig Übungen mit unterschiedlichen Gefährdungsszenarien. Die Bundespolizei ist für die Vorbereitung, Organisation und praktische Durchführung der konkreten Übung verantwortlich. Damit sollen die Schutzmaßnahmen für Schiffe auf hoher See regelmäßig überprüft und stetig verbessert werden. Eine Verwaltungsvereinbarung zwischen der Bundespolizei und dem BSH von 2016 bildet die Grundlage für eine dauerhafte Zusammenarbeit mit praktischen Übungen zur maritimen Gefahrenabwehr.
Text & Foto: Bundespolizei
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