Ein Tanker aus dem Heer der russischen „Schattenflotte“ ist in der Nähe von Skagen/Dänemark in eine Kollision verwickelt und wirft erneut einen Spot auf bekannte Risiken: Schiffe auf den Weltmeeren mit unbekannten Eigentümern und Wartungszuständen sowie fehlenden Versicherungen.
Derartige Schiffe für den Transport von russischem Rohöl und anderen Ölprodukten wurden angekauft, um die Sanktionen seitens der USA, der Europäischen Union und der Gruppe der G7 (Ölpreisdeckel) zu umgehen. Auch wenn es keine Anzeichen für Umweltverschmutzung durch die Kollision mit dem offensichtlich unbeladenen Tanker gibt, so ist sie doch eine erneute Warnung vor den Risiken, die die „Schattenflotte“ auch in europäische Gewässer bringt. Nach Branchenschätzungen besteht diese Flotte aus bis zu 600 Schiffen.
Was bekannt ist
Der Unfall, in den ein nicht benanntes Schiff und der 15 Jahre alte Rohöltanker „Andromeda Star“ (250 Meter, 115.000 Tonnen) mit einer Kapazität von 700.000 Barrel Öl verwickelt sind, ereignete sich am 2. März 2024. Das Schiff war auf dem Weg zum russischen Ostseehafen von Primorsk, um Ural-Rohöl zu laden. Seit dem 17. März liegt es zur Reparatur vor Odense/Fünen. Der Fall werde untersucht, so die dänische Schifffahrtsbehörde, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.
Das Schiff wird von „Margao Marine Solutions OPC“ mit Sitz in Goa/Indien verwaltet und fährt unter der Flagge von Panama.
Was nicht bekannt war
Der oder die Eigner der „Andromeda Star“ sind in maritimen Datenbanken als "reported sold undisclosed interest" aufgeführt, auch in der der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO). Damit sind die tatsächlichen Eigentümer des Schiffes öffentlich nicht bekannt gemacht. Auch ein Versicherer des Schiffes ist nicht einfach ermittelbar. Auf der Website der branchenüblichen International Group of P&I Clubs, die Schutz gegen Risiken wie Leckagen und Kollisionen bietet, ist das Schiff nicht als versichert aufgeführt.
Erste Ermittlungsergebnisse
Die dänischen Schifffahrtsbehörden (DMA) teilten am 21.03.2024 mit, dass die „Andromeda Star“ über alle erforderlichen Bescheinigungen verfüge, einschließlich einer Versicherung, es werde jedoch erwogen, die Unfallbeteiligten wegen Verstoßes gegen Schifffahrtsvorschriften anzuzeigen. Das Schiff wird bis zur Klärung der Umstände von der DMA festgehalten.
Was zu tun ist
Dänemark erlaubt Schiffen, die Russland anlaufen, die freie Durchfahrt durch seine Gewässer. Der Schlüssel zum Erfolg könnte ein EU-Vorschlag sein, der Dänemarks Befugnis nutzt, Tanker ohne oder mit „fragwürdiger“ Versicherung in den eigenen Gewässern zu inspizieren und Schiffe ohne adäquate Versicherung und Klassifikation (TÜV) festzuhalten bzw. ihnen die Durchfahrt zu verweigern.
Es ist also an der Zeit, sich diesem wichtigen Thema mit mehr Tempo zu nähern und schnell einer Lösung zuzuführen.
marineforum.online hatte darüber am 24.11.2023 berichtet:
Quelle: gCaptain, The Maritime Executive, rigzone
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