„Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte…“
Kommentar zum Titelbild Marineforum Ausgabe 05/2021
Wer sich mit Pressearbeit und insbesondere mit der Nutzung von Printmedien beschäftigt, dem wird bereits in den ersten Lektionen beigebracht, dass eine gute Schreibe, eine klare Message oder auch gute recherchierte Berichterstattung, die Grundlage des Erfolges sind. Entscheidend trägt aber die Auswahl der dazugehörigen Bilder/Titelbilder und damit die Aufmachung des Titels (Schlagzeile) zum wirkungsmächtigen Gesamtergebnis bei. Nicht umsonst leisten sich die großen Blätter eigene Redaktionen zur Formulierung dieses entscheidenden Beiwerkes und der Volksmund hat dazu noch den Begriff: „ein Bild sagt mehr als 1000 Worte... “ geprägt.
Dies scheint in der Redaktion des MF oder vielleicht auch bereits bei der Zuarbeit durch die PIZ(M) Organisation bei der Produktion des Marineforum, Heft 05-2021 in Vergessenheit geraten zu sein. Was ist passiert?
Mit dem Aufdruck „Spezial Marineunteroffiziersschule – Moderne Ausbildung“ im Titelbild wird das Marineforum, Heft 05- 2021 vorgestellt, in dem die traditionsreiche Ausbildung des UO-Korps der Marine – um die uns die anderen TSK seit jeher beneiden – anschaulich und sehr überzeugend dargestellt wird. Sechzehn Druckseiten hervorragende und überzeugende Information von kompetenten Autoren, die das halten, was der Aufkleber auf der Titelseite verspricht. Also wirklich nichts falsch gemacht! Doch diese positive Bewertung wird durch das ausgewählte Titelbild fast ins Gegenteil gedreht.
Im Impressum aus S. 5 wird das Titelbild erläutert: „Seit Jahr und Tag gehört an der Marineunteroffiziersschule das Kutterpullen auf dem Plöner See zur Ausbildung“. Es wird eine Kutter-Crew beim Bootsdienst gezeigt, bei dem der Kenner sich verdutzt die Augen reibt und der weniger Geübte sich fragt, ob das Bild vielleicht mit der Grundausbildung an der Pionierschule des Heeres verwechselt wurde. Über die Tatsache, dass die jungen – hoffentlich begeisterten – Unteroffiziers-Schüler, dem Betrachter den Rücken zu kehren, kann man ja noch streiten. (Vielleicht ist dies ja auch ein Ausdruck eines zeitgemäßen umfassenden „Persönlichkeitsschutzes).
Aber…Bootsdienst bei der Marine im Flecktarn - Anzug mit einer Kopfbedeckung (wenigstens einheitlich!), die bei den Gebirgsjägern noch schick aussehen mag, wenn sie entsprechend gebrasst ist, hat schon etwas Besonderes – ja vielleicht auch Ausdruck „Moderner Ausbildung“. Der an Backbordseite am ersten Arbeitsriemen sitzende Oberstabsgefreite trägt Handschuhe, ein Unding, wenn man den Riemen beim Pullen richtig abrollen und ausrichten will. Dafür trägt der Bootsführer eine schicke ¾ Hose mit nackten Waden und mit nackten Füßen in Schuhen, die auf die Entfernung wenig dienstlichen Eindruck hinterlassen (ich vermeide den Vergleich mit „Badelatschen“). Eine Person – ich vermute es handelt sich um den Gruppenführer – steht im Boot und führt die Dienstaufsicht über die ihm anvertraute Besatzung mit dem Rücken zur Crew, deren Ausbildung er leiten soll!
Nun kann man meine bisherigen Feststellung ja als überspitzte Äußerungen eines ehemaligen Marineoffiziers abtun, der „seine MUS“ noch als Inkarnation traditionsbewusster und straffer TSK-Ausbildung in Erinnerung hat. Vielleicht gehört das Bild ja auch zu den didaktischen Hilfsmitteln moderner Ausbildung nach dem Motto: „finde den Fehler…!“
Wäre da nicht der im Dezember 2020 mit großem Aufwand in die Truppe gebrachte „KOMPASS MARINE“ und dem nachfolgenden Tagesbefehl des Befehlshabers vom
09.03.2021 unter dem Titel: „KOMPASS MARINE – Was zu tun ist“.
Obwohl fast jeder einzelne Satz daraus passend wäre, will ich hier nur zwei Zitate herausstellen:
„… Als sichtbaren Ausdruck unserer Identität und Haltung tragen wir unsere Uniform mit Stolz…!“
„Die Marine blickt auf eine einzigartige Tradition zurück, die es verdient, immer wieder ins Bewusstsein gerufen zu werden. Sie ist Teil unserer Identität und schlägt
einen Bogen zu den Werten, für die wir auch heute noch stehen. Diese Tradition umfasst viele Facetten, vom Marinegeburtstag über den Seemannssonntag bis hin zur Uniform. Diese Tradition gilt es bewusst zu machen und zu leben.“
Vor diesem Hintergrund kann man der Frage nicht ganz ausweichen, weshalb und mit welcher Begründung dieser Anzug offensichtlich Eingang in den Rahmendienstplan für den Bootsdienst dieser Gruppe Unteroffiziersanwärter gefunden hat? Und zum Schluss noch der kleine Hinweis an die Redaktion: Hätte man das Bild von Seite 8 der Berichterstattung auf die Titelseite gesetzt, würde die Welt der Ehemaligen wieder stimmen!
G. Hoch
Mehr dazu:
Von Stolz bis Abgrenzung – Was eine Uniform doch ausmacht… Blog #meerverstehen vom 10. Juni 2021
Zur Abrundung meiner o.a. Feststellungen gehört, dass mir mit Bild- Beleg ein Schreiben der Kdr MSM vorliegt, in dem er deutlich macht, dass dort beim Borddienst auch der entsprechende Bord- Anzug (sprich „BEGA“) getragen wird. Es geht also!
Im übrigen geht es aber nicht darum, ob der Soldat sich über seinen Anzug mit seiner TSK identifiziert, sondern vielmehr um das was mit solchen Bildern in die Öffentlichkeit getragen wird und das Selbstverständnis der Marine.