Vor dem Hintergrund des Russland-Ukraine-Konflikts dokumentiert marineforum aktuelle maritime Geschehnisse im Schwarzen Meer, Mittelmeer und der Ostsee. 

Vor dem Hintergrund des Russland-Ukraine-Konflikts dokumentiert marineforum aktuelle maritime Geschehnisse im Schwarzen Meer, Mittelmeer und der Ostsee. 

Russischer Infanterie-Ersatz aus Wladiwostok

Vor dem Hintergrund des Russland-Ukraine-Konflikts dokumentiert marineforum aktuelle maritime Geschehnisse im Schwarzen Meer, Mittelmeer und der Ostsee. Wie immer in diesen Tagen – kaum eine Nachricht, die unabhängig überprüfbar wäre.

28. März 2022

+++ Russischer Infanterie-Ersatz aus Wladiwostok +++

Das japanische Verteidigungsministerium berichtete am 21. März 2022 über vier russische Landungsschiffe, die sich vor einer Woche mit westlichen Kursen durch die nördlichen japanischen Meerengen bewegt haben. Der japanische Zerstörer „Shiranui“ (Asahi-Klasse) und Seefernaufklärer P-3C (Poseidon) meldeten die Einheiten „Nikolay Vilkov“ (Alligator-Klasse, 4.800 Tonnen), „Oslyabya“, „Admiral Nevelskov“ und „Peresvet“ (Ropucha-Klasse, 4.500 Tonnen) – also den Gesamtbestand größerer amphibischer Kräfte der russischen Pazifik-Flotte! Die beiden ersten passierten offensichtlich von Petropawlowsk-Kamtschatka kommend am 15. März die Enge zwischen der Hauptinsel Honshu und Hokkaido, tags darauf gingen die letzteren durch eben diese Tsugaru-Straße, mit Kurs auf Wladiwostok. Dort, so vermutete man zum Zeitpunkt, sollten die verlegten Truppenteile auf die Schiene verladen werden, um Verluste der russischen Streitkräfte in der Ukraine wieder aufzufüllen. Dies deckt sich mit Erkenntnissen, dass zwei Brigaden Marineinfanterie aus Wladiwostok und der Halbinsel Kamtschatka auf den Weg nach Westen in Marsch gesetzt wurden.

Anlandung russischer Marineinfanterie. Foto: MoD Moskau

24. März 2022

+++ Russische Schiffsverluste +++

Kapern von Getreidefrachtern

Zuerst waren es Berichte aus der Bevölkerung von Berdjansk, dass russische Schlepper fünf mit tausenden von Tonnen Getreide beladenen Frachtern auf den Haken genommen und von der Pier auf See in das Asowsche Meer hinaus geschleppt hätten.

Platz für den Nachschub

Dann kam am Montag, den 21. März die „Orsk“, ein 4.800 Tonnen Landungsschiff der Schwarzmeer-Flotte und legte an der nun freien Pier an. Da sich der Hafen unter russischer Kontrolle befindet, schwärmte die Pressestelle der russischen Streitkräfte auf ihrer Website von „ungeahnten Möglichkeiten“ des Nachschubes von Material und Personal für die Südfront der russischen „Spezialoperation“ vor der belagerten Stadt Mariupol. Dazu auch ein Video von der „Orsk“ bei Entladen gepanzerter Fahrzeuge.

Zehn Schiffe mit jeweils 20 Panzern oder 40 Schützenpanzern bzw. Mannschaftstransportern, alternativ 400 ausgerüsteten Truppen, würden an der Operation der nächsten Tage teilnehmen. Überschlägig wären das eigentlich das Gros der amphibischen Kräfte der Schwarzmeer-Flotte (3 Alligator, 4 Ropucha) inklusive der Zugereisten aus Nord- und Baltischer Flotte (1 Gren, 5 Ropucha)!

Der Schiffbruch

Aber es sollte dann anders kommen: Heute, 24. März 2022, einen Monat nach Kriegsbeginn, gelang ukrainischen Kräfte per Drohne wohl ein gezielter Schlag gegen die Nachversorgung in Berdjansk. Das Video wohl einer Webcam zeigt zwei Ropuchas fluchtartig das Hafenbecken verlassend, beide offensichtlich mit Bränden an Oberdeck, dahinter ein brennender Alligator (Orsk?) mit offener Landungsklappe im Bug und explodierender Ladung (Kampffahrzeuge?). Die stellvertretende Verteidigungsministerin der Ukraine, Hanna Malyar, bestätigte später am Tage die Vernichtung eines Schiffes im Hafen von Berdjansk. Kein schönes Bild – aber wohl Realität.

21. März 2022

+++ Russischer Admiral vor Mariupol gefallen

Der Gouverneur der Krim-Metropole Sewastopol bedauert auf „Telegram“ den Tod des stellvertretenden Kommandeurs der Schwarzmeer-Flotte, Admiral Andrej Nikolajewitsch Paliy, er sei "bei den Kämpfen zur Befreiung von Mariupol von den ukrainischen Nazis getötet worden".

Wer war dieser Admiral?

Paliy war kein Unbekannter: Es handelt sich um einen Marine-Offizier, der sich – obwohl in Kiew geboren und mit Auflösung der Sowjetunion ukrainischer Staatsbürger geworden – 1993 weigerte, den ukrainischen Eid abzulegen und stattdessen für den Dienst in der russischen Nordflotte entschied. Dort soll er zuvor auf dem mit Nuklearwaffen bestückten Schlachtkreuzer "Peter der Große" („Pyotr Velikiy“, Kirov-Klasse) gedient haben. Außerdem war Andrej Paliy stellvertretender Leiter der russischen Marineakademie Nachimow in Sewastopol auf der annektierten Krim. Moskauer Medien zufolge war Paliy 2020 auch stellvertretender Kommandeur der russischen Streitkräfte in Syrien.

Ein Admiral an Land?

Er kannte sich also gut aus mit der schmutzigen Art des Krieges gegen bewohnte Gebiete. Warum sollte sonst ein Admiral an Land gehen? Nun ist er vor dem eingekesselten Mariupol vermutlich ukrainischen Scharfschützen zum Opfer gefallen, wie wohl auch eine gute Handvoll weiterer Generäle an anderen Kriegsschauplätzen in der Ukraine.

Führen von vorne – der Not gehorchend

Offenbar ordert die russische Führung hochrangige Offiziere direkt an die Front. Im amerikanischen TV-Sender CNN erklärte General David Petraeus, Afghanistan- und Irak-Veteran sowie ex-CIA-Chef, den Tod hochrangiger Stabsoffiziere damit, dass ukrainische Hacker die russischen Befehlsketten unerwartet gründlich störten. Generale und nun auch Admirale müssten sich an die vorderste Front begeben, um die Lage vor Ort zu beurteilen und von dort zu führen. Es ginge eben nicht anders. Das sei zwar nicht die Doktrin, aber was läuft da überhaupt schon nach Plan?

21. März 2022

+++ Moskau warnt vor Minen im Schwarzen Meer

Die Hafenbehörde von Novorossiisk am östlichen Rand des Schwarzen Meeres warnt vor ukrainischen Treibminen vor den Häfen Odessa – und überhaupt im Westteil des Meeres. Der FSB schätzt, dass sich etwa 420 Minen im Sturm der letzten Tage von der Verankerung losgerissen haben, nun frei herumtreiben und damit den Schiffsverkehr erheblich beeinträchtigen. Handel mit Öl- und Getreideprodukten sei deswegen nicht mehr möglich.

Psychologie der Mine

Alles Unsinn, sagt die ukrainische Schifffahrtsbehörde, die für den westlichen Teil des Schwarzen Meeres zuständig ist. Das sei „Informations-Piraterie“, um unter diesem Vorwand die ukrainischen Häfen blockieren zu können. Wenn sich dort wirklich Minen herumtreiben, dann würden sie auch russische Landungsoperationen verhindern. Es sei denn, die russische Marine weiß ziemlich genau, wo diese Minen „treiben“. Und es müssten dann auch Minensucher in den gemeldeten russischen Landungsverbänden zu sehen sein – das war aber bisher nicht der Fall.

 

17. März 2022

+++ Geht Russland die Präzisionsmunition aus – oder ist jetzt Terror das Ziel?

Der Generalstab der Ukraine stellt derzeit fest, dass der russische Aggressor beim Beschuss ziviler Zentren und ihrer Bevölkerung vermehrt ungelenkte Munition verwendet. Das Militärkommando vermutet dahinter zwei Gründe. Erstens verursachen ungelenkte Geschosse großflächig willkürliche Zerstörung - sie terrorisieren die Zivilbevölkerung. Zweitens geht man davon aus, dass bei den russischen Streitkräften – vor allem bei der Marine – der überwiegende Bestand der „Kalibr“ und „Iskander“ Marschflugkörper mittlerweile aufgebraucht ist.

Hintergrund:

Kalibr3M14, oder im Westen auch "SagarisSS-N-30, bezeichnet den seegestützten Landziel-Marschflugkörper als Standard-Bewaffnung moderner Kriegsschiffstypen der russischen Marine. In der Schwarzmeer-Flotte sind mit je einem 8-fach Vertikal-Startsilo ausgestattet die Einheiten der Klassen Karakurt (1), Buyan-M (4), eventuell bei entsprechender Nachrüstung auch Bykov (4). Dazu zu rechnen sind auch die vier U-Boote der Kilo-III-Klasse, die jeweils 4 FK einzeln über die Torpedorohre ausstoßen können. Die FK haben eine Reichweite von bis zu 2.600 Kilometern, fliegen mit Mach 0,8 und tragen einen 450 Kilogramm Gefechtskopf; der FK ist nuklearfähig.

Iskander-K“ ist der vermutlich aus dem „Kalibr“ abgeleitete, fahrzeuggebundene Boden-Boden-Marschflugkörper der Landstreitkräfte.

See-/Landziel-Marschflugkörper "Kalibr"

17. März 2022

+++ Getreidehandel über Schwarzmeer weitgehend eingestellt

Der größte deutsche Agrarhändler Baywa berichtet, dass die Weizenausfuhren aus Russland und der Ukraine weitgehend zum Erliegen gekommen sind. "Aus den Häfen der Ukraine wird derzeit null exportiert, da verlässt gar nichts das Land", sagt der Leiter des Getreidehandels bei dem Münchner Unternehmen. Lediglich aus Russland sei noch Exporttätigkeit in sehr eingeschränktem Maße zu erkennen. Der über das Schwarze Meer abgewickelte Weizenhandel deckte etwa 30% der weltweiten Nachfrage ab.

17. März 2022

+++ Zivile Schiffsverluste im Schwarzen Meer

Nach einer Meldung von Reuters beklagt das panamaische Schifffahrtsamt den Verlust von mittlerweile drei unter seiner Landesflagge fahrenden Frachtschiffen im Schwarzen Meer durch russischen Raketenbeschuss. Zwei sollen beschädigt, aber noch schwimmfähig sein, ein drittes ist gesunken. Bereits am ersten Tag des russischen Überfalls wurde der panamaische Bulkcarrier „Namura Queen“ auf einer Leerfahrt vor der ukrainischen Küste beschossen, konnte aber unter eigener Kraft den Hafen von Istanbul für die Schadensaufnahme ansteuern. Ein weiteres panamaisch geflaggtes Schiff ist der kleine Frachter „Helt“ mit estonischem Eigner, das nach einer Explosion am 2. März vor Odessa gesunken ist. Die Angaben zum Vorfall variieren von „Beschuss vor Anker“ bis „Kaperung“ und „erzwungenes Manövrieren in ein vorher gelegtes Minenfeld“ durch russische Kräfte. Er ereignete sich nur Stunden, nachdem die NATO eine Warnung wegen möglicher Verminung der nördlichen Seewege im Schwarzen Meer herausgegeben hatte. Weitere zehn in Panama registrierte Schiffe liegen noch im Seegebiet und werden von russischen Kräften zum Teil daran gehindert, das Gebiet zu verlassen.

Russische Marineeinheiten haben außerdem am 25. Februar den moldawischen Chemikalientanker „Millennial Spirit“ beschossen – das dadurch ausgebrochene Feuer zerstörte Ausrüstung und Rettungseinrichtungen, sodass die Crew sich nur in Rettungswesten und schwimmend in Sicherheit bringen konnte.

Ein türkisches Schiff, der auf den Marschall-Inseln registrierte Kohlen-Bulker „Yasa Jupiter“ wurde im Hafen von Odessa beim Umschlagen beschossen und beschädigt.

Moldawische "Millenial Spirit" in Brand geschossen; Foto: MoD Ukraine

Kleiner Frachter "Helt" vor dem Versinken; Foto: twitter

16. März 2022

+++ Russische Verluste nach 3 Wochen Krieg

Das Nachrichtenportal Ukrayinska Pravda (pravda.com.ua) meldet täglich die steigende Zahl der russischen Verluste im Krieg gegen die Ukraine. Diese Angaben sind natürlich nicht unmittelbar nachprüfbar, zumindest während der Dauer der Kampfhandlungen nicht. Und sie decken sich erwartungsgemäß nicht mit den Angaben aus Moskau. Schätzungen zu ukrainischen Verlusten sind hier allerdings auch nicht zu finden. Aber die ukrainischen Zahlen zu den Verlusten des Angreifers sind so erschreckend hoch, dass selbst bei restriktiver Bewertung nur die Beschreibung dieser 21 Kriegstage als eine katastrophale, absolut unverantwortliche und widersinnige Material- und Menschenschlacht übrig bleibt. Denn auf der ukrainischen Seite bleiben die zivilen Toten und Verletzten sowie die materiellen Schäden an der Infrastruktur des Landes bisher noch ungenannt!

Danach sollen

++ etwa 13.800 russische Soldaten gefallen und 1.000 gefangen genommen sein,

++ über 85 Kampfflugzeuge, 120 Hubschrauber und ein Dutzend UAV/Drohnen abgeschossen worden sein,

++ knapp 450 Kampfpanzer und 1.500 gepanzerte Kampffahrzeuge/Mannschaftstransporter, dazu weit über 200 Artilleriegeschütze kampfunfähig gemacht worden sein,

++ etwa 1.000 LKW und 60 Tankfahrzeuge, sowie 50 fahrbare Luftabwehrsysteme und 75 mobile Mehrfachraketenwerfer verloren gegangen sein,

++ sogar drei Schiffe/Boote auf dieser Liste stehen.

Diese Zahlen sind mit Vorsicht zu lesen! Aber allein ein Vergleich mit den heutigen Beständen der Bundeswehr reicht aus, um sich eine Vorstellung der Größenordnung dieser Verluste zu machen.

Quelle: siehe oben – auch Spiegel-online bezieht sich darauf.

15. März 2022

+++ Schiffsverband aus 14 Einheiten nähert sich Odessa von Süden aus

Ukrayinska Pravda meldet mit Stand 19 Uhr Ortszeit, dass nach Angaben des Militärkommandeurs von Odessa seit dem Morgen die örtliche Bevölkerung einer Luft- und Seeoffensive ausgesetzt war. Dabei wurden in 14 Stunden etwa 90 Schuss schwerer Waffen gezählt, die zu zwei Verwundeten geführt haben sollen.

Mittägliche Satellitenbilder zeigen – so Militäranalysten – drei Schiffsgruppen im Schwarzen Meer bestehend aus 14 Einheiten nennenswerter Größe auf nördlichen Kursen Richtung Odessa

nördliche Gruppe: 3 größere Landungsschiffe Typ Ropucha, 2 Fischereischiffe (evtl. Schlepper oder Minensucher)

mittlere Gruppe: 4 FK-Fregatten

südliche Gruppe: 1 Kreuzer Moskwa, 2 Landungsschiffe Typ Alligator, 1 Landungsschiff Typ Morgunov

14.03.2022

+++ Russische Drohne offenbar in Rumänien abgestürzt

Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, ist im Norden Rumäniens (Landkreis Bistritz-Nassau) ein unbemannter Flugkörper russischer Herstellung abgestürzt. Es ist der zweite derartige Vorfall innerhalb weniger Tage im Nato-Raum. Nach Angaben des Portals „Defense Romania“, das Bilder des Wracks und regionale Medienberichte ausgewertet haben will, soll es sich um eine Orlan-10-Überwachungs- und Aufklärungsdrohne handeln, ein unbemanntes Mehrzweck-Luftfahrzeug (UAV) mittlerer Reichweite, das für die russischen Streitkräfte entwickelt wurde. Die Drohne sei mit einer Spannweite von gut 3 Metern und einem Gewicht von 12,5 bis 16,5 Kilogramm je nach Zurüstung für verschiedene Missionen einsatzbar, so auch für Such- und Rettungseinsätze, zu Ausbildungszwecken, als Störsender, zur Funksignalerkennung und zur Zielverfolgung in schwierigem Terrain. Da das Fluggerät offenbar keine Markierungen aufwies, konnte „die Herkunft des Flugzeugs nicht geklärt und sein Besitzer nicht identifiziert werden“, so die Staatsanwaltschaft des Kreises Cluj.

+++ Absturz auch in Kroatien

Deutlich größer und schwerer war eine Drohne, die vergangene Woche nahe der kroatischen Hauptstadt Zagreb abgestürzt war. Dabei handelte es sich um eine Maschine vom Typ Tupolew Tu-141 „Strizh“. Die 14 Meter lange und mehr als sechs Tonnen schwere Drohne aus sowjetischer Produktion der 70er Jahre war am Donnerstagabend (10.03.2022) rund sechs Kilometer vom Zagreber Stadtzentrum und nur 200 Meter von einem Wohngebiet entfernt in einen Park gestürzt. Diese veraltete Drohne befand sich auch im Arsenal der ukrainischen Streitkräfte. Nach dem Absturz des möglicherweise von ukrainischem Gebiet aus gestarteten Aufklärungsgerätes hatte Kroatiens Ministerpräsident eine bessere Kooperation innerhalb der Nato angemahnt.

12. März 2022

+++ Russische Truppen scheinen von der Krim in Richtung Odessa zu drängen (unter Umgehung von Mykolajiw)

+++ Russische Luftangriffe dehnen sich auf die Westukraine aus und zielen auf einen Luftwaffenstützpunkt (der auch das Internationale Friedens- und Sicherheitszentrum beherbergt) in der Nähe von Lemberg und eine Militäranlage direkt neben der polnischen Grenze

+++ Um die Lebensmittelversorgung der Ukraine zu stören, greift Russland offensichtlich zunehmend landwirtschaftliche Infrastruktur, Silos, Getreidesilos sowie Lebensmittellager an

+++ Finnland meldet Interferenzen und "ungewöhnliche Störungen" mit GPS-Signalen von Verkehrsflugzeugen in der Nähe von Kaliningrad sowie nahe seiner Ostgrenze zu Russland

+++ Die italienische Polizei in Triest hat die 143 Meter lange Superyacht „Sailing Yacht A“ des russischen Milliardärs Andrey Melnichenko (Eigentümer des Düngemittelherstellers EuroChem Group und des Kohlekonzerns SUEK) beschlagnahmt

+++ Nach Lloyds Register wickelt auch der norwegische Schiffszertifizierer DNV das Russlandgeschäft ab

07. März 2022

+++ Schiff der russischen Schwarzmeer-Flotte bei einem Flugkörper-Einsatz getroffen?

Am 7. März 2022 teilte das ukrainischen Marinekommando in einer vorläufigen Meldung auf Social Media mit, dass im Rahmen der Verteidigung von Hafenanlagen in der Region Odessa ein Schiff der russischen Schwarzmeer-Flotte bei einem Flugkörper-Einsatz getroffen wurde und sich dann zurückgezogen habe. Dabei soll es sich um das Schwere Patrouillenboot „Vasily Bykov“ (Typschiff Projekt 22160, 94 Meter, 1.500 Tonnen) gehandelt haben. Diese Klasse führt auf der Back zwar lediglich ein 57mm-Geschütz, soll aber den Angaben nach modular zurüstbar sein auch für Landziel-Marschflugkörper. Als Bildmaterial wird ein Schusswechsel von und nach See gezeigt, möglicherweise von einer landgestützten Artillerie-/FK-Plattform. Das Material ist in keinster Weise eindeutig: die erste Sequenz zeigt offensichtlich nicht das russische OPV, sondern ein brennendes Handelsschiff bei Tag, die zweite Sequenz ist eine Nachtaufnahme eines Feuergefechtes – zwar mit emotionalem Wert, aber ohne Beweischarakter.

Ukraine: Land-Seegefecht; Foto: mil.in.ua

Schweres Patrouillenboot Bykov-Klasse "Vasiliy Bykhov"; Foto: Michael Nitz

Mehr dazu auf Twitter 

3. März 2022

+++ Am 3. März hat die ukrainische Marine ihr Flaggschiff „Hetman Sagaidachny“ selbst versenkt.

Das 3.500 Tonnen verdrängende Schiff der Krivak-III-Klasse war ursprünglich als letzter der acht für die sowjetische Küstenwache vorgesehenen Krivaks auf einer Werft in Kerch an der Ostküste der Insel Krim gebaut worden und 1993 in den Dienst der Ukraine gestellt worden. Die 30 Jahre alte Fregatte befand sich zur Instandsetzung in einer der drei großen Werften in der Hafenstadt Mykolajiw, als der Kommandant die Order erhielt, die Ventile zu öffnen und eine Sprengladung zu zünden. Auf diese Weise sollte verhindert werden, dass sie – auch wenn derzeit nicht einsatzfähig – keinesfalls in die Hände der vorrückenden russischen Truppen gelangen sollte und zu Propagandazwecken ausgeschlachtet werden könnte. Der ukrainische Verteidigungsminister hat dieses Vorgehen bestätigt.

„Hetman Sahaidatschnyj“ nach der Selbstversenkung, Foto: Олександр Ліпатніков - Eigenes Werk (Wikipedia)

„Hetman Sahaidatschnyj“ nach der Selbstversenkung, Foto: Олександр Ліпатніков - Eigenes Werk (Wikipedia)

26. Februar 2022

+++ Am 26. Februar 2022 wurde das ukrainische Rettungsschiff „Saphir“ von russischen Einheiten der Schwarzmeer-Flotte gekapert

Nach Berichten der RBC-Ukraine (ukrainische Nachrichtenagentur) und der Ukrayinska Pravda, die sich auf eine Note des ukrainischen Infrastrukturministeriums stützen, wurde bereits am 26. Februar 2022 das ukrainische Rettungsschiff „Saphir“ von russischen Einheiten der Schwarzmeer-Flotte gekapert, nach Sewastopol überführt und dort beschlagnahmt. Der Vorgang soll sich im Zusammenhang mit dem Beschuss, der Besetzung und der Gefangennahme von Überlebenden der ukrainischen Marine-Station auf der Schlangen-Insel (Zmiinyi, der Sage nach auch Grabstätte von Achilles, dem tragischen Helden des Trojanischen Krieges) knappe zwanzig Seemeilen östlich des Donau-Deltas zugetragen haben. Das zivil besetzte Schiff soll sich auf einer humanitären Mission befunden haben, möglicherweise um die Insel-Besatzung zu bergen. Es gibt keine Funkverbindung mehr zu dem Schiff. Seitens der Ukraine wird angezeigt, dass Russland mit diesem Vorgehen gegen das Seevölkerrecht und die Pariser Seerechtsdeklaration verstoßen hat.

Rettungsschiff SAPHIR, Ukraine; Foto: ukrayinska pravda

 

25. Februar 2022

+++ Am 24. Februar 2022, dem ersten Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, haben ukrainischen Angaben zufolge Einheiten der russischen Schwarzmeer-Flotte die einsam gelegene Insel besetzt.

Es gibt nur wenige Inseln im Schwarzen Meer. Eine davon ist die kleine Schlangen-Insel (Zmiinyi), etwa zwanzig Seemeilen östlich vor dem Donau-Delta gelegen und lediglich etwa 250 Meter im Karree messend, dazu ein Leuchtturm, einige Antennenmasten und ein paar Gebäude. Erst Anfang 2000 konnte die strittige Zugehörigkeit zur Ukraine mit Rumänien gütlich beigelegt werden. Strategische Wichtigkeit für die Ukraine erhält sie dadurch, dass ihr Besitz der Ukraine entsprechende Anrechte auf Bodenschätze und die Kontrolle des küstennahen Seeverkehrs sichert.

Am 24. Februar 2022, dem ersten Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, haben ukrainischen Angaben zufolge Einheiten der russischen Schwarzmeer-Flotte die einsam gelegene Insel umstellt, die dortige Grenzschutz-Besatzung per Funk aufgefordert, sich zu ergeben und auf deren Weigerung die Insel mit Artilleriefeuer der Bordgeschütze belegt. Ob auch russische Marinefliegerkräfte an der Bombardierung beteiligt waren, ist nicht verifiziert. Die 13 Mitglieder der Grenzschutztruppen seien getötet worden, hieß es zunächst für gute drei Tage, bis russische Medien über die Zerstörung aller Einrichtungen auf der Insel und die Internierung aller 82 (!) überlebenden Insulaner in Sewastopol berichteten. Sie mussten ihre Gegenwehr aufgeben, weil ihnen die Munition ausgegangen war. Beteiligte russische Einheiten sollen ukrainischen Medien zufolge der Lenkwaffen-Kreuzer „Moskwa“ (Slava-Klasse, Projekt 1164, 11.800 Tonnen, in Dienst seit 1982) und die „Vasily Bykov“, Typschiff der Bykov-Klasse (Projekt 22160, 1.300 Tonnen, in Dienst seit 2018) gewesen sein. Ein Video (rtl-news) zeigt den klar erkennbaren Kreuzer unmittelbar vor der Insel.

Es war ganz sicher ein ungleicher Kampf. Eingeleitet wurde er mit dem anonymen Funkspruch: „Dies ist ein russisches Kriegsschiff. Ich schlage vor, Sie legen Ihre Waffen nieder und ergeben sich, um Blutvergießen und unnötige Opfer zu vermeiden. Andernfalls eröffnen wir das Feuer.“ Nach kurzer Beratung bezüglich der Wortwahl antwortete die Insel: „Russisches Kriegsschiff, f*** dich!“. Diese mitgeschnittene und veröffentlichte Antwort ging auf den Social Media viral. Der spätere Abbruch der Funkverbindung zur Insel und das Ausbleiben von Informationen ließ die Interpretation über den Heldentod der Grenzschützer aufkommen.

Hier der Link zum RTL-Video

29. Mar 2022 | 3 comments

3 Comments

  1. Zur Meldung vom 21.März 2022 über den Tod des Stellvertreters des Befehlshabers der Schwarzmeerflotte Andrej Nikolajewitsch Paliy ist folgendes richtigzustellen:

    Er hat nicht den Dienstgrad eines Admirals, sondern ist Kapitän 1.Ranges (vergleichbar: Kapitän zur See).
    Zuletzt hatte er den Dienstposten „Stellvertreters des Befehlshabers der Schwarzmeerflotte für militärpolitische Arbeit“ inne.

    Quelle hierfür ist: https://tass.ru/armiya-i-opk/14128091

    Reply
    • … und dazu eine weitere Ergänzung: in den russischen Streitkräften handelt es sich bei den als „Stellvertreter für …“ bezeichneten Personen nicht um Stellvertreter im Sinne einer Nummer 2 in der Hierarchie, sondern um Abteilungsleiter im Stab. Der Stellvertreter für militärpolitische Arbeit ist schlicht der Politoffizier. Dieses Amt war nach dem Ende der Sowjetunion abgeschafft worden. Durch Dekret Präsident Putins vom 31. Juli 2018 wurde die Institution neu eingerichtet. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Politoffizier#Politische_Offiziere_in_den_Streitkräften_Russlands)

      Reply
  2. Danke für dieses wichtige Mitplotten maritimer Ereignisse.

    Reply

Einen Kommentar abschicken

Your email address will not be published. Erforderliche Felder sind mit * markiert

en_GBEnglish