Anfang März hat ein russischer See-Transport bestehend aus den beiden Frachtschiffen "Sparta IV" und "Ursa Major" das syrische Küstengebiet um Tartus verlassen und sich unter wechselnder westlicher Bewachung/Begleitung auf den Weg nach Baltiysk und Sankt Petersburg gemacht. Am 20. März wurde der Konvoi von der vortags aus Baltiysk ausgelaufenen russischen Fregatte "Neustrashimiy" (Typschiff, Projekt 1154, 130 Meter, 4.300 Tonnen) nördlich Skagen in Empfang genommen und durch die Ostsee geleitet.
Eigentlich nichts ungewöhnliches – und dennoch recht auffällig, wenn man die Teile zusammensetzt.
Großes Kino in den Belten
Eine ausgewachsene Fregatte als Begleitung, eine der größten Einheiten der Baltischen Flotte, wo bisher die kleinen Korvetten der Buyan-M-Klasse auch deutlich größere Militärfrachter durch die Ostsee geleitet hatten? Dazu noch mit drehendem 3-D Luftraum-Überwachungsradar TOP-Plate auf der Fregatte, wo sonst bei Passagen der dänischen Meerengen und der Belte nur der Einsatz der Navigationsradare erkennbar war. Natürlich waren alle Staaten – auch Schweden – mit beobachtenden Einheiten dran an diesem Konvoi. Deutscherseits waren das Minentauchereinsatzboot "Rottweil" und die Einsatzschiffe "Neustadt" und "Bamberg" der Bundespolizei See/Küstenwache dabei. Auf Höhe Fehmarn wurde auch der Überflug eines Tornado-Jagdbombers verzeichnet.
Im Mittelmeer fiel die Aufmerksamkeit der NATO-Staaten und die Berichterstattung in den Medien nicht minder aus. Dort zählten zeitweilig allerdings auch das zivile Tankschiff "Yaz" und die Fregatte "Admiral Grigorovich" (Projekt 11356, 125 Meter, 4.000 Tonnen) zu dem Konvoi.
Man steckt nicht drin in der Fracht
Was machte diese beiden schwer beladenen Schiffe einer Reederei in Novorossiysk so interessant? War es vielleicht, dass vor Beginn der Westfahrt die "Sparta IV" Ende Februar für einen Tag lang von Tartus kommend sich in den Gewässern direkt vor Istanbul (Türkei) aufhielt. Das Schiff kehrte jedoch ohne den Bosporus zu passieren auf direktem Weg in Richtung Syrien zurück. Sollten in Tartus geladene Waffenkomponenten, -systeme oder -anlagen (iranische Drohnen, russische Marschflugkörper, etc.) durch den Bosporus in das Schwarze Meer Richtung Krim verschifft werden, man sich aber wegen der aktuellen Gefahrenlage durch ukrainische Drohnen für den weiten Weg um Europa in die Ostsee entschied? Schließlich versenkten zu diesem Zeitpunkt die ukrainischen Kräfte alle 14 Tage ein veritables Kriegsschiff mit ihren Drohnen-Angriffen in alter Wolfsrudel-Taktik. Diese Frachtschiffe wären nirgends im Schwarzen Meer sicher gewesen, hätte die Ukraine eine brisante Waffenladung an Bord vermutet.
Ukrainischer Schwerpunkt im Schwarzen Meer
Was sich ja nun gerade in den letzten Tagen bestätigt hat: Die ukrainischen Anstrengungen konzentrieren sich derzeit klar auf diese vermutlichen Waffen- und Munitionstransporte und hatten drei weitere Landungsschiffe der Ropucha-Klasse zum Ziel. "Konstantin Olshansky" (2014 von der Ukraine erbeutet, jetzt durch Neptun-FK getroffen), "Yamal" und "Azow" sind durch Angriffe mit Marschflugkörpern Storm Shadow und/oder Scalp nicht mehr in einsatzfähigem Zustand, um es vorsichtig zu umschreiben, da noch nicht offiziell bestätigt! Von anfänglich aus allen Flotten zusammengezogenen elf Ropuchas sind nun nur noch drei übrig!
. . . ziehet ein Schifflein am Horizont dahin
Vielleicht brauchte die "Neustrashimiy" einfach nur ein paar Tage Seeausbildung und etwas frische Luft! Dessen ungeachtet jedoch haben die beiden Frachtschiffe eine über das Jahr 2023 nachvollziehbare Historie zahlreicher Transits von Tartus nach Novorossiysk und zurück – und bestimmt nicht beladen mit Lebensmitteln und Gummibärchen! Wenn die Fracht also doch brisant und sensibel zugleich war, bleibt die Vermutung, dass Russland sich nicht scheut, Kriegswaffen auf zivilen Schiffen in Kriegsgebiete zu transportieren. Aber es ist ja auch nur eine Militärische Spezialoperation. Bei den Nachrichtendiensten wird man sicher näheres wissen – hoffentlich.
Beide Schiffe stehen übrigens seit 2022 bereits auf den Sanktionslisten der EU und der USA. Im Falle eines Vorfalles innerhalb der nationalen Hoheitsgewässer – Havarie oder Regelwidrigkeiten – hätten die alliierten Einheiten sie festsetzen können. Wenn da nicht vorsorglich ein "grauer Elefant" im Zirkusring gestanden hätte.
Quelle: Naval Press Service - Michael Nitz, Kieler Nachrichten, Maritime Executive, Welt, Frankfurter Rundschau.
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