Bereits Anfang März, unmittelbar nach Präsident Joe Bidens Rede zur Lage der Nation, hatte das US-Verteidigungsministerium eine Notfall-Mission ausgerufen zur Einrichtung einer provisorischen Pieranlage an der Küste von Gaza, um darüber täglich 2 Millionen Mahlzeiten als humanitäre Hilfe für die palästinensische Bevölkerung anliefern zu können. Unter Leitung des U.S. Central Command sollte innerhalb von 60 Tagen die Joint Logistics Over-the-Shore Capability (JLOTS) zum Tragen gebracht werden. Hierzu gehören ein vor der Küste verankerter Schwimmponton und eine zweispurige Schwimmpier, der die Verbindung zum Festland darstellt. Seeseitig sind es ein Geschwader von Hilfsschiffen und Lastkähnen (lighterage system craft), die den Shuttleverkehr von dem aus Zypern kommenden Versorger an dem Ponton hin zum Schwimmpier bewerkstelligen, wo die Umladung auf Radfahrzeuge erfolgt.
Vorbereitungen
Herausfordernd dabei war es, keine "US boots on the ground" zu haben, weder zu Beginn der Einrichtung der Pier, noch nachher beim Anlanden der Lebensmittel, damit man nicht unmittelbar zur Kriegspartei wird, solange aktive Kämpfe in der Zone stattfinden.
Sowohl der Ponton, als auch der 550 Meter (1.800 Fuß) lange Schwimmpier, werden modular in See zusammengestellt und dann dort verankert, bzw. von See aus auf den vorbereiteten Strand an Land geschoben. Auch wenn einige Teile dieser JLOTS-Fähigkeit weltweit disloziert und vorstationiert sind, kann eine derartige Anlage unmöglich ad hoc eingerichtet werden. Der Großteil der Komponenten ist in der Joint Base Langley-Eustis in Virginia an der Ostküste der Vereinigten Staaten eingelagert und muss erst in das östliche Mittelmeer verbracht werden. Zuletzt wurden diese Teile in Australien beim Exercise Talisman Sabre 2023 eingesetzt. Daher die unausweichlich lange Vorlaufzeit von 60 Tagen.
Außerdem war ein Personalbedarf von 1.000 Soldaten und Soldatinnen zu decken, um diese Notfallpier und den Shuttleservice aufzubauen. Das Transportieren der Lebensmittel vom Damm in das Land hinein wird Aufgabe von zivilen Partnerunternehmen und NGOs sein. Anfänglich sollen täglich 90, unter Volllast dann 150 LKW-Ladungen angelandet werden.
Etappenziele
Anfang Mai war neben der Schwimmponton bereits die Hälfte der Anlage fertiggestellt, als wegen schlechter Wetterbedingungen die Arbeiten zeitweise eingestellt werden mussten. Zumindest der 82 Meter lange und 22 Meter breite (270x72 Fuß) Ponton konnte als Umschlagbasis rechtzeitig etwa drei Seemeilen vor der Küste verankert werden – er wird im Roll-off-Roll-on-Verfahren genutzt werden.
Nun rollten am 17. Mai 2024 gegen 08.00 Uhr MESZ nach Angaben des US-CENTCOM die ersten Hilfsgütertransporte über die provisorische Pier in der Küste des Gaza-Streifens, nach Auswertung der Luftaufnahmen wohl etwa 3 Kilometer nördlich der Grenze zu Ägypten. Dieser zuvor im israelischen Ashdod (15 Kilometer nördlich der Grenze Gaza-Israel) vormontierte, schwimmende Anlieferungsdamm wurde am 16. Mai auf den umfangreich hergerichteten Strand geschoben und dort verankert. Die Pressemeldung des US-CENTCOM hebt hervor, dass für diese Vorgänge keine US-Truppen den Gazastreifen betreten haben – dank der israelischen Streitkräfte, die hier zuständig sind und auch die gesamte Operation mit ihren Kräften absichern. Denn auch die Hilfsgüter werden bei Ankunft in Zypern und bei Anlandung zwingend israelischen Kontrollen unterzogen. Letztendlich werden sie aber von den Vereinten Nationen in Empfang genommen und verteilt.
Schlussworte für den Anfang
"Wir arbeiten seit sechs Wochen eng mit den israelischen Streitkräften zusammen, um sicherzustellen, dass jeder Aspekt der Logistikoperationen, der Führung und Kontrolle, der Kommunikation und des Schutzes der Streitkräfte vorhanden ist", so der stellvertretende CENTCOM-Kommandeur, Vizeadmiral Brad Cooper, am 16. Mai vor Medienvertretern.
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