Das erste von zwei für diese Aufgabe vorgesehenen Schiffen ist am Donnerstag, 19. Januar 2023, in Birkenhead bei Liverpool eingetroffen. In der Cammell Laird-Werft soll „Topaz Tangaroa“, umgepönt und für militärische Nutzung eingerichtet werden. In sechs Monaten soll sie dann in grauer Farbe für die Royal Navy bei der Fleet Auxiliary in Dienst gestellt werden.
Priorität: Schutz maritimer Infrastruktur
Nach der Sabotage an den beiden Nord Stream Pipelines im September 2022 hatte der britische Premierminister Rishi Sunak das Programm zu einer seiner Prioritäten gemacht. Anstelle eines neuen nationalen Flaggschiffes (als Ersatz für die Königliche Yacht "Britannia") beschleunigte er das Programm von Marineeinheiten zum Schutz kritischer maritimer Infrastruktur. Verteidigungsminister Ben Wallace hatte schon Anfang Oktober 2022 die Beschaffung von zwei als Multi-Role Ocean Surveillance Ship (MROSS) bezeichnete Einheiten angekündigt.
Damals kursierte bereits der Name für die erste Einheit: "Seabed Warfare". Was auch ein Missverständnis der Berichterstattung sein kann. Operationen zum Schutz von Infrastruktur auf dem Meeresboden werden als Seabed Warfare bezeichnet, wobei der Begriff mehr und mehr auch für die U-Boot-Jagd (Anti Submarine Warfare) angewendet wird.
Schnelle Realisierung
Bereits in den nächsten Tagen, einige Monate früher als geplant, soll das Schiff in die Flotte der Royal Fleet Auxiliary aufgenommen werden. Unter ihrem neuen Namen wird die jetzige „Topaz Tangaroa“ bereits im Sommer 2023 zu ihrem ersten 'scharfen' Einsatz auslaufen. Bis dahin soll das militärische Material eingerüstet und die 24-köpfige Besatzung ausgebildet sein. Für die Überwachungskampagnen können bis zu 60 Personen eingeschifft werden.
Medienberichten zufolge befinde sich der Erwerb des zweiten Schiffes in der Konzeptphase. Dabei mag es auf ein kleineres Schiff hinauslaufen, das vornehmlich unterstützend bei der Minenabwehr eingesetzt wird. In früheren britischen Berichten war von einer Neukonstruktion die Rede, als eine Mischung zwischen dem Eispatrouillenschiff "HMS Protector" und dem Polar-Forschungsschiff RSS "Sir David Attenborough". Da nicht von Grund auf neu entwickelt werden müsste, käme dieser Mehrzweck-Ansatz einer zeitnahen Beschaffung zu gute.
Von der Stange
Die „Topaz Tongaroa“ gehört zur Kategorie Commissioning Service Operation Vessels (CSOV) und wurde von der norwegischen Gruppe Vard, Alesund, entwickelt und zweifach gebaut. Dieser Typ ist für Unterwasserarbeiten aller Art optimiert - inklusive Installation, Inspektion und Wartung, Vermessung und ROV-Einsatz sowie Grabungen. Diese Schiffe verfügen über einen Kran, ein Hubschrauberlandedeck, ca. 1.000 Quadratmeter Stellfläche und einen ‚Moonpool‘ Unterwasser-Zugang für Tauchroboter. Auffällig ist die Rumpfform mit dem Ulstein-X-Bug (auch Crossbow genannt), mit dem ein besonders gutes Seegangsverhalten und Stabilität gewährleistet werden soll.
Von Vard Tucea in Rumänien gebaut, wurde die „Topaz Tangaroa“ bei Vard in Norwegen ausgerüstet. Bisheriger Eigentümer war die Topaz Energy and Marine mit Sitz in Dubai. Vor ihrer Ankunft nahe Liverpool war sie im Pazifik im Einsatz - davor war sie im Auftrag eines belgischen Unternehmens bei der Einrichtung eines Offshore-Windparks in der Nordsee eingesetzt.
Weitere Daten: Verdrängung: 6.133 Tonnen, Länge: 98,1 Meter, Breite 20 Meter, fünf Motoren mit gesamt 8.000 KW, Höchstgeschwindigkeit: 14 Knoten.
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