Die britische Nordsee-Behörde für die Energiewende (North Sea Transition Authority/NSTA) hat nach Oktober 2023 in einer neuen Öl- und Gaslizenzierungsrunde erneut Erkundungslizenzen an Unternehmen erteilt.
Zu den erfolgreichen Lizenznehmern gehören z. B. die britische Offshore-Majors bp, der norwegische Konzern Equinor und die TotalEnergies E&P UK. Die jetzt vergebenen Erkundungsgebiete befinden sich in der zentralen und nördlichen britischen Nordsee und westlich der Shetlandinseln. Dort liegt auch das Victory-Gasfeld, für das die Fa. Shell Anfang des Jahres von der NSTA die Erschließungs- und Produktionsgenehmigung erhalten hat.
Denn die Lizenzen werden erst bestätigt, wenn die damit verbundenen Umweltschutz- und Lebensraumprüfungen der britischen Umweltbehörde (Offshore Petroleum Regulator for Environment & Decommissioning - OPRED) abgeschlossen sind.
Nach Angaben der NSTA vergehen zwischen dem Erteilen von Lizenzen und dem ersten Fördern auf dem britischen Schelf im Durchschnitt fast fünf Jahre, so dass in den nun vergebenen Gebieten noch vor Ende dieses Jahrzehnts gefördert werden könnte. Einem NSTA-Sprecher zufolge haben die Lizenzen das Potenzial, einen bedeutenden Beitrag zur Energiesicherheit zu leisten, mit wirtschaftlichen Vorteilen für Großbritannien. Die NSTA werde deshalb mit den Lizenznehmern zusammenarbeiten, damit diese so schnell wie möglich die Produktion aufnehmen können.
Der Minister für „Energiesicherheit und Netto Null“ ergänzte, dass in den kommenden Jahrzehnten im Vereinigten Königreich weiterhin Öl und Gas benötigt werde und es daher vernünftig sei, die eigenen Ressourcen zu nutzen; auch weil das im Inland produzierte Gas fast viermal sauberer sei als der Import von Flüssigerdgas aus dem Ausland.
Ein Energiesystem, das sicher ist, bezahlbar bleibt und in Zukunft zunehmend auf fossile Brennstoffe verzichtet, bleibt das Ziel. Großbritannien gibt deshalb seine Klimaziele auch nicht auf: Der Krieg in der Ukraine zeigt jedoch, wie extrem anfällig Energiesysteme sind.
Den bestehenden Energiemix aus Kernkraft, fossilen Brennstoffen und regenerativen Energieträgern wie in Deutschland einseitig zu reduzieren, bevor redundante Systeme vollumfänglich aufgebaut sind, bedeutet meist einen ungeordneten Übergang, aber stets steigende Preise; insbesondere wenn das Angebot reduziert wird und nicht immer mit der Nachfrage Schritt hält. Um das Pariser Klimaschutz-Abkommen zu erfüllen sind weiterhin enorme Investitionen in kohlenstoffärmere Energien erforderlich – bei kontinuierlichen Investitionen auch in Gas.
Aus britischer Sicht ist deshalb die Vergabe zusätzlicher Erkundungslizenzen realitätsnahe Wirtschafts- und Klimapolitik. In Deutschland ist das leider ein „Spaltthema“ und es kann nicht einmal mehr sachlich debattiert werden – Stichwort: Fracking.
Quelle: Offshore, kdk
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