USS Constellation, graphic: US-DoD

USS Constellation, graphic: US-DoD

US Navy stops Constellation frigate programme

Die US Navy hat ihr Fregattenprogramm der Constellation-Klasse (FFG-62) gestoppt und den Bau weiterer Einheiten über die zwei bereits in Arbeit befindlichen Schiffe hinaus beendet. Offiziell werden erhebliche Verzögerungen, Kostensteigerungen und ein ungelöster Reifegrad des Entwurfs als Begründung genannt. Zugleich betont die Marineführung, die Entscheidung sei Teil eines grundlegenden strategischen Kurswechsels im Flottenaufbau.

Management- und Programmfehler im Entwicklungsprozess

Die Constellation-Klasse sollte als Mehrzweckplattform die Lücke zwischen den Littoral Combat Ships (LCS) und den Großzerstörern schließen und zentrale Aufgaben wie Geleitschutz, U-Jagd, Flugabwehr und Präsenzoperationen übernehmen. Die Fregatte war auf Basis des bewährten FREMM-Entwurfs von Fincantieri entwickelt worden, jedoch mit umfangreichen Anpassungen an US-Systeme, Sensorik und Gefechtsführung.

Genau diese Modifikationen erwiesen sich als Hauptproblem: Der Bau des Typschiffs begann, bevor das Design vollständig eingefroren war. Änderungen während des Baus führten zu zusätzlicher Komplexität, Gewichtszunahme über zehn Prozent, Baustopps und Folgekosten. Der ursprünglich geplante Indienststellungszeitpunkt 2026 verschob sich auf frühestens 2029; die Kosten für die erste Einheit stiegen auf rund 1,5 Mrd. US-Dollar. Zu Baubeginn wurden die Kosten der ersten Einheit, "USS Constellation" mit 1,281 Milliarden US-Dollar beziffert, Baunummer 2 sollte 1,053 Milliarden US-Dollar kosten, Baunummer 3 und 4 jeweils um 1,09 Milliarden US-Dollar.

Programmabbruch als strategische Entscheidung

Navy Secretary John Phelan bezeichnete den Schritt als notwendig, um Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen. Künftig sollen Schiffstypen priorisiert werden, die schneller gebaut und früher verfügbar sind. Eine hochrangige Vertreterin des Verteidigungsministeriums betonte, der Abbruch verschaffe „Flexibilität, Werftkapazitäten auf kommende Projekte zuzusteuern, statt sich über Jahre an ein einzelnes Großschiff zu binden“.

Die US Navy kündigte an, alternative Überwasserkampfschiffe der Kategorie „Small Surface Combatants“ – bemannte und unbemannte – voranzutreiben. Ziel ist es, die Flotte schneller zahlenmäßig zu stärken und Reaktionsfähigkeit in getrennt geführten maritimen Lagen herzustellen.

Die Entscheidung folgt einer Vorstellung von Verteidigungsminister Hegseth am 7. November 2025 vor Vertretern der Rüstungsindustrie und Pentagon-Acquisition-Manager. Mit einer umfassenden Reform der Beschaffungsprozesse,  „Transforming the Warfighting Acquisition System to Accelerate Fielding of Capabilities“, soll der Fokus künftig konsequent auf „speed to delivery“ liegen: Geschwindigkeit, weniger Bürokratie, größere Flexibilität und Markt-/Wettbewerbslogik anstelle langwieriger, schwerfälliger Planungs- und Genehmigungsprozesse.

Graphic representation of the new FFG(X) Constellation-class multi-mission frigate. Graphic: Fincantieri
Multimissions-Fregatte der Constellation-Klasse. Grafik: Fincantieri

Mehr Masse, weniger Komplexität

Mit dem Ende der Constellation-Klasse wächst der Druck auf das Flottenplanungskonzept der US Navy. Die Fregatten waren als wesentliche Komponente gedacht, um der quantitativen Dynamik der chinesischen PLAN im westlichen Pazifik entgegenzutreten. Zwischen 2022 und 2025 liefen der PLAN jährlich im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Bereich neue größere Überwasserschiffe zu – moderne Zerstörer, Fregatten, amphibische Träger und einzelne Großkampfschiffe. Diese Serienfertigung schafft regional konzentrierte Präsenz- und Einsatzmöglichkeiten im Vorfeld eines möglichen Taiwan-Konflikts.

Die US Navy hingegen muss globale Verpflichtungen erfüllen und ihre Kräfte über Atlantik, Mittelmeer, Arktis und Pazifik verteilen. Eine Flotte, die zu stark auf wenige hochkomplexe Einheiten angewiesen ist, verliert operative Elastizität. Der nun eingeschlagene Kurs setzt daher stärker auf Masse, Verfügbarkeit und Sensor-Vernetzung, ergänzt durch unbemannte Systeme.

Auswirkungen auf Europa

Für Europa hat die Entscheidung eine strategische Dimension. Sinkt die Fähigkeit der US-Marine, in mehreren Seeräumen gleichzeitig Präsenz und Abschreckung zu gewährleisten, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Washington seine Kräfte im Krisenfall im Indo-Pazifik bündelt. Europa muss damit rechnen, dass Transatlantik-Sicherheitsgarantien zur See nicht mehr selbstverständlich gewährleistet werden können – besonders im Nordatlantik, der Arktis und im Mittelmeer – im Vorgarten europäischer Marinen.

Deutscher Bezug

Der Programmabbruch wirkt sich auch auf deutsche Beteiligungen aus: Rolls-Royce mtu sollte vier Diesel-E-Generatoraggregate des Typs 20V 4000 M53B liefern. Der Auftrag wurde 2021 vergeben und 2023 bestätigt, entfällt jedoch in seinem geplanten Umfang. Fincantieri Marinette Marine bleibt als Industriepartner für zukünftige Programme gesetzt, erhält jedoch statt Fregatten voraussichtlich Aufträge im Bereich amphibischer Plattformen and unbemannter Überwassereinheiten.

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