Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums ist am 23. Juni der britische Zerstörer HMS Defender drei Kilometer weit in die Hoheitsgewässer des Landes eingedrungen. Daraufhin habe ein Grenzschutzschiff Warnschüsse abgegeben und ein Kampfflugzeug vom Typ Su-24M habe Bomben vor das britische Kriegsschiff geworfen. Daraufhin sei es abgedreht und habe die russischen Gewässer verlassen. Der Vorfall ereignete sich kurz nach 12:00 Uhr südlich von Sewastopol im Schwarzen Meer.
Das britische Verteidigungsministerium hingegen meldete, dass keine Warnschüsse auf die Defender abgegeben worden seien. Verteidigungsminister Ben Wallace erklärte, dass der Zerstörer einen Routinetransit von Odessa nach Georgien durchgeführt habe. "Wie es normal auf dieser Route ist, hat sie ein international anerkanntes Verkehrstrennungsgebiet angesteuert. Dieses hat sie sicher um 09:45 Uhr britischer Zeit verlassen. Wie es üblich ist, haben russische Schiffe sie bei der Passage beschattet und sie wurde über Übungen im weiteren Umkreis informiert."
Am Nachmittag wurde der britische Verteidigungsattaché einbestellt. In einem Gespräch stufte Russland den Vorfall als schwere Verletzung der UN-Seerechts ein und forderte das Vereinigte Königreich auf, das Verhalten der britischen Besatzung zu untersuchen, um weitere Ereignisse dieser Art in Zukunft zu vermeiden.
Ungewöhnlich ist, dass das russische Verteidigungsministerium ein bemerkenswertes, knapp zweiminütiges Video ohne Tonspur von der Zusammenkunft im Internet veröffentlichte. Darin ist zu sehen, wie der Attaché im Dienstgrad Captain ohne Jackett zunächst im Ministerium eintrifft, um dann in einen Raum geführt zu werden, wo er von einem russischen Offizier begrüßt wird. Auch bei der anschließenden Besprechung bleibt die Kamera eingeschaltet. Augenscheinlich wird dem Briten ein Dokument vorgelesen und anschließend übergeben. Nach einem sich anschließenden Gespräch verlässt der Captain Büro und Ministerium wieder. Im Laufe des Videos wird mehrmals auf die Hände des britischen Diplomaten gezoomt, was dessen Unbehagen und Unsicherheit vermittelt. Offensichtlich standen für die "Vorführung" des Attachés gleich mehrere Kameraleute bereit, die jeden Schritt festhielten. Ob das Video von der heutigen Zusammenkunft stammt, konnte nicht verifiziert werden.
The Defender ist Teil der UK Carrier Strike Group rund um die Queen Elizabeth. Die insgesamt neun Schiffe zählende Gruppe befindet sich gegenwärtig auf dem Weg nach Asien. Der Flugzeugträger selbst ist nicht ins Schwarze Meer eingelaufen. Die ebenfalls zur Carrier Strike Group gehörende niederländische Fregatte Evertsen durchquerte am 14. Juni zusammen mit der Defender den Bosporus.
Text: mb; Photo: Royal Navy/Crown Copyright
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