Michael Westhagemann im Interview mit Georg Ehrmann, Fotos: MCN e.V.

Michael Westhagemann im Interview mit Georg Ehrmann, Fotos: MCN e.V.

Alternative fuels and propulsion systems for shipping

Mit diesem Thema richtete das Maritime Cluster Norddeutschland (MCN) gemeinsam mit der Maritimen Plattform eine Präsenzveranstaltung aus. Das Interesse war überwältigend groß, rund 110 Teilnehmer und Teilnehmerinnen Wirtschaft, Forschung, Verbänden und Politik kamen am 31. März zu der Veranstaltung in den Hafen-Klub Hamburg.

Neben dem Weg zu einer emissionsärmeren Schifffahrt interessierten aus aktuellem Anlass die Folgen des Kriegs in der Ukraine für die maritime Branche und die Energieversorgung Deutschlands besonders.

Die Veranstaltung begann mit einer Reihe von Impulsvorträgen zu neuartigen Antriebstechnologien und Kraftstoffen. Jürgen Gerdes von der LoGe Shipmanagement & Co. KG berichtete über Fortschritte in der Brennstoffzellentechnik für Schiffe und von den Plänen seines Unternehmens, mit diversen Partnern ab 2023 eine Gigafabrik für neuartige Brennstoffzellen in Niedersachsen zu errichten. Methanol sei für diese ein geeigneter Brennstoff. Einem rein batterieelektrischen Betrieb hatte Gerdes zuvor zumindest für Schiffe auf größerer Fahrt eine Absage erteilt.

Henning Edlerherr vom Maritimen Cluster Norddeutschland stellte anschließend Methanol als alternativen Kraftstoff vor – ein Thema, bei dem das MCN „an einer Reihe spannender Projekte beteiligt“ sei. Das Potenzial der CO2-Reduktion im Motor hänge „fast ausschließlich vom Brennstoff ab“, betonte er. Grün produziertes Methanol sei klimaneutral, auch Luftschadstoffe würden gegenüber herkömmlichen Brennstoffen reduziert. Er verwies darauf, das große Zweitaktmaschinen und Kleinstmotoren mit Methanol Antrieb bereits serienmäßig verfügbar seien.

Alexander Feindt von der MAN Energy Solutions SE betonte, dass die Dekarbonisierung der Schifffahrt „nicht an der Technik scheitern“ werde. Um die Treibhausgasemissionen auf null zu reduzieren, werde voraussichtlich ein Energie-Mix notwendig sein. Feindt stellte Projekte seines Unternehmens in der Entwicklung von Ammoniakantrieben vor. So will MAN 2024 den weltweit ersten Zweitakt-Großmotor mit Ammoniakantrieb präsentieren.

Prof. Dr. Friedrich Wirz von der Technischen Universität Hamburg berichtete über Erfahrungen mit Dual-Fuel-Motoren. Wirz verteidigte mit fossilem LNG (Liquid Natural Gas, Flüssigerdgas) angetriebene Motoren als Brückentechnologie. Diese könnten später ohne größere technische Umstellung mit synthetischem Erdgas (SNG) angetrieben werden, das dann „ohne fossiles CO2“ auskomme. Einig waren sich die Vortragenden in ihrer Forderung nach verlässlichen Rahmenbedingungen, einer mittelstandsgerechten Förderung für die Entwicklung alternativer Antriebe sowie dem Ausbau einer Bunkerinfrastruktur für die alternativen Kraftstoffe.

Netzwerken auf dem 15. MCN Panel zu alternativen Kraftstoffen und Antrieben, Fotos: MCN e.V.

Netzwerken auf dem 15. MCN Panel zu alternativen Kraftstoffen und Antrieben, Fotos: MCN e.V.

Anschließend stand Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) Rede und Antwort. Das Interview mit Georg Ehrmann von der Maritimen Plattform stand erwartungsgemäß im Zeichen der Ukrainekrise und der internationalen Lieferkettenprobleme. Der Krieg in der Ukraine habe gezeigt, dass die Abhängigkeit von russischen Energieimporten sehr schnell verringert werden müsse, so der Senator. In großen Teilen der deutschen Wirtschaft herrsche Panik, nicht mehr wirtschaftlich arbeiten zu können.
In einer anschließenden moderierten Runde waren sich die Bundestagsabgeordneten Lukas Benner (B90/Die Grünen), Uwe Schmidt (SPD) und Oliver Grundmann (CDU) bei allen Unterschieden im Detail einig, dass nun in der Energiepolitik umgesteuert werden müsse. So benötige Deutschland dringend eigene LNG-Terminals. Schnellere Genehmigungsverfahren, ein rascherer Ausbau der Offshore-Windkrafterzeugung, eine zügigere Anbindung Süddeutschlands waren Forderungen, auf die die drei Politiker sich einigen konnten. Dass die gegenwärtige Krise für die norddeutsche maritime Wirtschaft auch große Chancen bedeuten könne, schien ebenfalls konsensfähig.

Den offiziellen Teil der Veranstaltung beendete Dr. Susanne Neumann vom Maritimen Cluster Norddeutschland mit ihrem Fazit: Es sei noch offen, „welcher grüne Brennstoff das Rennen machen wird“. In den anschließenden, sehr lebhaften Gesprächen gab es viel Lob für die kompakte Veranstaltung.

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