Despite their high level of technical development, the futuristic-looking ZUMWALT-class destroyers have been criticised in the American media for years. Now the U.S. Navy is daring to make a new start.
The end of the Cold War and the collapse of the Soviet Union heralded a period of unchallenged dominance on the world's oceans for the U.S. Navy, in which conflicts with equal opponents on the high seas seemed rather unlikely. The tasks of the naval forces in providing fire support to forces operating on land, however, remained unchanged, wie etwa der Einsatz von Schlachtschiffen der IOWA-Klasse im Golfkrieg 1991 vor Augen führte. Mit der Außerdienststellung des letzten IOWA-Schlachtschiffs im März 1992 entstand der U.S. Navy jedoch gerade hier eine gravierende Fähigkeitslücke, die durch das „Land Attack Destroyer Program“ (auch „DD-21“ genannt) geschlossen werden sollte. Aus diesem Vorhaben gingen die Zerstörer der ZUMWALT-Klasse mit ihren zahlreichen Innovationen hervor, sie sollten den maritimen Schiffbau in den USA ins 21. Jahrhundert katapultieren.
Großkampfschiff für das 21. Jahrhundert
Das in der U.S. Navy seit April 2006 als „DDG-1000 Program“ bekannte Beschaffungsvorhaben führte zu einem Entwurf mit 15.900 Tonnen Wasserverdrängung, fast 190 m Länge und auffälligem „Tumblehome“-Design, bei dem der Schiffskörper von der Wasserlinie nach oben spitz zuläuft. Im Zusammenspiel mit einer speziellen Oberflächenbeschichtung reduziert dieses Design den Radarquerschnitt der Schiffe auf nur 2% des Wertes der kleineren ARLEIGH BURKE-Zerstörer. Der insgesamt recht futuristische Schiffskörper mit nach hinten geneigter Bugsektion („Inverted Bow“) wurde unter Stabilitätsgesichtspunkten anfangs mit großem Misstrauen beäugt, konnte seine Seetauglichkeit aber schon bald nachweisen.
Auch bei der Bewaffnung beschritt man mit der ZUMWALT-Klasse neue Wege. Eingerüstet wurden 20 Mk 57 VLS-Module mit je vier Zellen, die wahlweise RIM-162 ESSM und RIM-174 ERAM zur Luftabwehr, RUM-139 VL-ASROC zur U-Abwehr oder BGM-109 Tomahawk-Marschflugkörper verschießen können. Zur Bekämpfung von Landzielen wurden darüber hinaus zwei 155 mm AGS-Geschütze (Advanced Gun System) im Stealth-Design auf dem Vorschiff installiert, die GPS-gelenkte Präzisionsmunition (Long-Range Land Attack Projectile, kurz LRLAP) gegen bis zu 150 km entfernte Landziele verschießen können. Dazu kamen zwei 30 mm Mk 46 GWS Hochgeschwindigkeitsgeschütze gegen kleine Nahbereichsziele wie Speedboats, ein Hubschrauber vom Typ MH-60R zur U-Abwehr sowie bis zu drei unbemannte MQ-8B Vierblatthubschrauber (von der U.S. Navy mittlerweile ausgemustert) zur Aufklärung, Zielerfassung und Feuerunterstützung.
Auch beim Antrieb setzten die ZUMWALT-Zerstörer von Anfang an neue Maßstäbe. Ihr Integrated Power System (IPS) auf Basis zweier Rolls Royce MT-30 Gasturbinen (je 35,4 MW) und zweier Rolls-Royce RR-4500 Generatoren (je 3,8 MW) kann eine Leistung von insgesamt 78 MW erzeugen, was dem Bedarf einer Kleinstadt entspricht und den Schiffen mehr als genug elektrische Energie liefert. Bei einer Geschwindigkeit von 20 kn verfügt ein ZUMWALT-Zerstörer über Energiereserven von 58 MW und damit über genügend Leistung für künftige energiebasierte Waffensysteme wie Laserwaffen sowie Sensorsysteme der nächsten Generation. Bei alledem kommen die Schiffe mit einer Minimalbesatzung von nur 130 Angehörigen aus, im Normalbetrieb sind jedoch 147 Besatzungsmitglieder und 28 Angehörige des Flugpersonals vorgesehen – deutlich weniger als auf den kleineren Zerstörern der ARLEIGH BURKE-Klasse (303 bis 323 Besatzungsangehörige).
Veränderte Lage, explodierende Kosten
Das Typschiff der ZUMWALT-Klasse konnte am 15. Oktober 2016 in Dienst gestellt werden, die MICHAEL MONSOOR folgte drei Jahre später. Längst hatte sich jedoch die strategische Lage auf den Weltmeeren verändert, war neben ein wiedererstarktes Russland ein zunehmend selbstbewusstes China mit Weltmachtambitionen getreten. Die U.S. Navy sah sich fortan wieder zu einer Stärkung ihrer klassischen „Blue Water-Fähigkeiten“ gezwungen, was eher weitere ARLEIGH BURKE-Zerstörer erforderte, weniger die ZUMWALT-Klasse mit ihrem küstennahen Einsatzschwerpunkt. Hinzu kamen neben technischen Problemen mit dem Antriebssystem und anderen Komponenten die hoffnungslos aus dem Ruder gelaufenen Kosten des ZUMWALT-Programms, die pro Schiff von 1,34 Mrd. Dollar auf über acht Mrd. Dollar angestiegen waren und der U.S. Navy dringend benötigte Budgetmittel für andere Beschaffungsprojekte raubten. Die ursprünglich auf 32 Einheiten ausgelegte Klasse wurde daher schrittweise auf nur drei Schiffe zugunsten weiterer ARLEIGH BURKE-Zerstörer zusammengestrichen.
Foto: Michael Dwyer (AP)
Die vorzeitige Beendigung des ZUMWALT-Programms ließ nun allerdings die Beschaffungskosten für die Präzisionsmunition der AGS-Geschütze in die Höhe schießen. Wurden für das Verschießen eines LRLAP-Geschosses 2004 noch 35000 Dollar veranschlagt, explodierten diese Kosten bis 2016 auf über 800000 Dollar – zu viel für ein Waffensystem, das im Einsatzfall massive Feuerunterstützung für an Land operierende Kräfte liefern sollte. Ein alternativ nutzbarer BGM-109 Tomahawk-Marschflugkörper erreicht beispielsweise bei Kosten von ca. 2 Millionen Dollar je nach Variante eine bis zu 15-mal größere Reichweite bei einer 30-mal größeren Zuladung.
Über die im Fiskaljahr 2014/2015 für Testzwecke beschafften 150 LRLAP-Geschosse hinaus wurden deshalb keine weiteren Bestellungen mehr getätigt, das LRLAP-Konzept von der U.S. Navy schließlich eingestellt. Ohne Munition für die markanten AGS-Geschütze auf dem Vorschiff hatte die ZUMWALT-Klasse damit allerdings auch jene Fähigkeit zur effektiven und effizienten Bekämpfung von Landzielen verloren, wegen der das Beschaffungsvorhaben eigentlich initiiert worden war. Das in amerikanischen Medien als „24 Mrd. Dollar-Albtraum“ bezeichnete Zerstörerprojekt drohte nun auch noch zu einem konzeptionellen Desaster für die U.S. Navy zu werden.
Neue Waffen, neue Mission
Die wachsende Bedeutung weitreichender konventioneller Überschallflugkörper (Long-Range Hypersonic Weapons, kurz LRHW) für die U.S. Army läutete für die ZUMWALT-Klasse dann aber 2022 den längst überfälligen Kurswechsel ein. Eines der sinnlos gewordenen AGS-Geschütze auf dem Vorschiff sollte nun durch Startvorrichtungen für Intermediate-Range Conventional Prompt Strike-Flugkörper (IRCPS) ersetzt werden, mit denen die Schiffe über große Entfernungen gegen Landziele wirken können. IRCPS-Flugkörper sollen auch in den größeren Block-V-Varianten der nukleargetriebenen U-Boote der VIRGINIA-Klasse eingerüstet werden und das Abschreckungspotenzial der U.S. Navy gegenüber China und Russland nachhaltig stärken. Beispielsweise verfügt China auf seinen RENHAI-Zerstörern bereits über vergleichbare Flugkörper des Typs YJ-21, die mit mehr als sechsfacher Schallgeschwindigkeit gegen Land- und Überwasserziele in bis zu 1500 km Entfernung eingesetzt werden können. Russlands Marine hat seit 2022 mit der 3M22 Zirkon (NATO-Bezeichnung: SS-N-33) ein ähnliches Waffensystem in ihrem Arsenal.
IRCPS-Flugkörper erreichen sechsfache Schallgeschwindigkeit und können gegen feindliche Kommandostellen, Luftabwehreinrichtungen und andere Teile der strategischen Infrastruktur eingesetzt werden. Der einzelne Flugkörper besteht dabei aus einer Raketenstufe (Rocket Booster), die ihn in eine vorgesehene Flughöhe und Position bringt, von wo aus dann ein steuerbarer – aber antriebsloser – Hyperschallgleiter (Common Hypersonic Glide Body; enthält den Gefechtskopf) mit Überschallgeschwindigkeit das Ziel ansteuert. Für die Schiffe der ZUMWALT-Klasse sind vier Startvorrichtungen für je drei IRCPS-Flugkörper anstelle des vorderen AGS-Geschützes vorgesehen, womit jedes Schiff über insgesamt zwölf solcher Flugkörper verfügen wird. Die künftige Rolle des verbleibenden AGS-Geschützes bleibt hingegen vorerst im Dunkeln.
Das Typschiff der Klasse ist zwischen von August 2023 und Dezember 2024 von Ingalls Shipbuilding in Pascagoula, Mississippi, bereits umgebaut worden. Das dritte Schiff der Klasse, die LYNDON B. JOHNSON (Kiellegung im Januar 2017, Stapellauf im Dezember 2018), wurde gleich ohne AGS-Geschütze fertiggestellt, um die Einrüstung neuer Waffensysteme zu erleichtern, weshalb sie als zweite Einheit über IRCPS-Flugkörper verfügen wird; die ältere MICHAEL MONSOOR wird zu einem späteren Zeitpunkt folgen.
Ausführliche Tests des Waffensystems sind für 2027/2028 vorgesehen. Soweit diese Tests die gewünschten Ergebnisse liefern, würden die Zerstörer der ZUMWALT-Klasse Ende der 2020er Jahre über ein Fähigkeitsspektrum verfügen, das den enormen finanziellen Aufwand für die Schiffsklasse wenigstens teilweise rechtfertigen wird. Insbesondere erhalten die Schiffe ab diesem Zeitpunkt auch ein neues Aufgabenspektrum, das zwar weiterhin die Wirkung gegen Landziele in den Mittelpunkt stellt, dabei aber den Fokus von der ehemals geplanten operativ-taktischen Ebene (direkte Feuerunterstützung für Bodenstreitkräfte in Küstennähe) auf die strategische Ebene verschiebt.
Das Potenzial der Schiffsklasse ist damit aber noch nicht erschöpft. Speziell die hohe Leistungsfähigkeit des IPS-Antriebs macht die ZUMWALT-Zerstörer zu idealen Kandidaten für den Einbau energieintensiver Laserwaffen, Pläne für den Einbau zweier 600 KW-Laser zur Bekämpfung kleiner Ziele (Drohnen, Raketen, Speedboats) existieren bereits. Letztlich werden die Schiffe wohl zu (recht teuren) Testplattformen für neue Antriebs- und Waffensysteme sowie moderne Sensorik und Stealth-Technologie mutieren, die eine Brücke zwischen „alten“ und „neuen“ Seestreitkräften bilden und der U.S. Navy den Weg zu maritimer Dominanz im 21. Jahrhundert eröffnen sollen.
Prof. Dr. Christian Führer ist Studiengangsleiter an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mannheim.