Vor dem Hintergrund des Russland-Ukraine-Konflikts dokumentiert marineforum aktuelle maritime Geschehnisse im Schwarzen Meer, Mittelmeer und der Ostsee. 

Vor dem Hintergrund des Russland-Ukraine-Konflikts dokumentiert marineforum aktuelle maritime Geschehnisse im Schwarzen Meer, Mittelmeer und der Ostsee. 

Schiffsverband aus 14 Einheiten nähert sich Odessa

Vor dem Hintergrund des Russland-Ukraine-Konflikts dokumentiert marineforum aktuelle maritime Geschehnisse im Schwarzen Meer, Mittelmeer und der Ostsee. Wie immer in diesen Tagen – kaum eine Nachricht, die unabhängig überprüfbar wäre.

15. März 2022

+++ Schiffsverband aus 14 Einheiten nähert sich Odessa von Süden aus

Ukrayinska Pravda meldet mit Stand 19 Uhr Ortszeit, dass nach Angaben des Militärkommandeurs von Odessa seit dem Morgen die örtliche Bevölkerung einer Luft- und Seeoffensive ausgesetzt war. Dabei wurden in 14 Stunden etwa 90 Schuss schwerer Waffen gezählt, die zu zwei Verwundeten geführt haben sollen.

Mittägliche Satellitenbilder zeigen – so Militäranalysten – drei Schiffsgruppen im Schwarzen Meer bestehend aus 14 Einheiten nennenswerter Größe auf nördlichen Kursen Richtung Odessa

nördliche Gruppe: 3 größere Landungsschiffe Typ Ropucha, 2 Fischereischiffe (evtl. Schlepper oder Minensucher)

mittlere Gruppe: 4 FK-Fregatten

südliche Gruppe: 1 Kreuzer Moskwa, 2 Landungsschiffe Typ Alligator, 1 Landungsschiff Typ Morgunov

 

14.03.2022

+++ Russische Drohne offenbar in Rumänien abgestürzt

Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, ist im Norden Rumäniens (Landkreis Bistritz-Nassau) ein unbemannter Flugkörper russischer Herstellung abgestürzt. Es ist der zweite derartige Vorfall innerhalb weniger Tage im Nato-Raum. Nach Angaben des Portals „Defense Romania“, das Bilder des Wracks und regionale Medienberichte ausgewertet haben will, soll es sich um eine Orlan-10-Überwachungs- und Aufklärungsdrohne handeln, ein unbemanntes Mehrzweck-Luftfahrzeug (UAV) mittlerer Reichweite, das für die russischen Streitkräfte entwickelt wurde. Die Drohne sei mit einer Spannweite von gut 3 Metern und einem Gewicht von 12,5 bis 16,5 Kilogramm je nach Zurüstung für verschiedene Missionen einsatzbar, so auch für Such- und Rettungseinsätze, zu Ausbildungszwecken, als Störsender, zur Funksignalerkennung und zur Zielverfolgung in schwierigem Terrain. Da das Fluggerät offenbar keine Markierungen aufwies, konnte „die Herkunft des Flugzeugs nicht geklärt und sein Besitzer nicht identifiziert werden“, so die Staatsanwaltschaft des Kreises Cluj.

+++ Absturz auch in Kroatien

Deutlich größer und schwerer war eine Drohne, die vergangene Woche nahe der kroatischen Hauptstadt Zagreb abgestürzt war. Dabei handelte es sich um eine Maschine vom Typ Tupolew Tu-141 „Strizh“. Die 14 Meter lange und mehr als sechs Tonnen schwere Drohne aus sowjetischer Produktion der 70er Jahre war am Donnerstagabend (10.03.2022) rund sechs Kilometer vom Zagreber Stadtzentrum und nur 200 Meter von einem Wohngebiet entfernt in einen Park gestürzt. Diese veraltete Drohne befand sich auch im Arsenal der ukrainischen Streitkräfte. Nach dem Absturz des möglicherweise von ukrainischem Gebiet aus gestarteten Aufklärungsgerätes hatte Kroatiens Ministerpräsident eine bessere Kooperation innerhalb der Nato angemahnt.

12. März 2022

+++ Russische Truppen scheinen von der Krim in Richtung Odessa zu drängen (unter Umgehung von Mykolajiw)

+++ Russische Luftangriffe dehnen sich auf die Westukraine aus und zielen auf einen Luftwaffenstützpunkt (der auch das Internationale Friedens- und Sicherheitszentrum beherbergt) in der Nähe von Lemberg und eine Militäranlage direkt neben der polnischen Grenze

+++ Um die Lebensmittelversorgung der Ukraine zu stören, greift Russland offensichtlich zunehmend landwirtschaftliche Infrastruktur, Silos, Getreidesilos sowie Lebensmittellager an

+++ Finnland meldet Interferenzen und "ungewöhnliche Störungen" mit GPS-Signalen von Verkehrsflugzeugen in der Nähe von Kaliningrad sowie nahe seiner Ostgrenze zu Russland

+++ Die italienische Polizei in Triest hat die 143 Meter lange Superyacht „Sailing Yacht A“ des russischen Milliardärs Andrey Melnichenko (Eigentümer des Düngemittelherstellers EuroChem Group und des Kohlekonzerns SUEK) beschlagnahmt

+++ Nach Lloyds Register wickelt auch der norwegische Schiffszertifizierer DNV das Russlandgeschäft ab

07. März 2022

+++ Schiff der russischen Schwarzmeer-Flotte bei einem Flugkörper-Einsatz getroffen?

Am 7. März 2022 teilte das ukrainischen Marinekommando in einer vorläufigen Meldung auf Social Media mit, dass im Rahmen der Verteidigung von Hafenanlagen in der Region Odessa ein Schiff der russischen Schwarzmeer-Flotte bei einem Flugkörper-Einsatz getroffen wurde und sich dann zurückgezogen habe. Dabei soll es sich um das Schwere Patrouillenboot „Vasily Bykov“ (Typschiff Projekt 22160, 94 Meter, 1.500 Tonnen) gehandelt haben. Diese Klasse führt auf der Back zwar lediglich ein 57mm-Geschütz, soll aber den Angaben nach modular zurüstbar sein auch für Landziel-Marschflugkörper. Als Bildmaterial wird ein Schusswechsel von und nach See gezeigt, möglicherweise von einer landgestützten Artillerie-/FK-Plattform. Das Material ist in keinster Weise eindeutig: die erste Sequenz zeigt offensichtlich nicht das russische OPV, sondern ein brennendes Handelsschiff bei Tag, die zweite Sequenz ist eine Nachtaufnahme eines Feuergefechtes – zwar mit emotionalem Wert, aber ohne Beweischarakter.

Ukraine: Land-Seegefecht; Foto: mil.in.ua

Schweres Patrouillenboot Bykov-Klasse "Vasiliy Bykhov"; Foto: Michael Nitz

Mehr dazu auf Twitter 

3. März 2022

+++ Am 3. März hat die ukrainische Marine ihr Flaggschiff „Hetman Sagaidachny“ selbst versenkt.

Das 3.500 Tonnen verdrängende Schiff der Krivak-III-Klasse war ursprünglich als letzter der acht für die sowjetische Küstenwache vorgesehenen Krivaks auf einer Werft in Kerch an der Ostküste der Insel Krim gebaut worden und 1993 in den Dienst der Ukraine gestellt worden. Die 30 Jahre alte Fregatte befand sich zur Instandsetzung in einer der drei großen Werften in der Hafenstadt Mykolajiw, als der Kommandant die Order erhielt, die Ventile zu öffnen und eine Sprengladung zu zünden. Auf diese Weise sollte verhindert werden, dass sie – auch wenn derzeit nicht einsatzfähig – keinesfalls in die Hände der vorrückenden russischen Truppen gelangen sollte und zu Propagandazwecken ausgeschlachtet werden könnte. Der ukrainische Verteidigungsminister hat dieses Vorgehen bestätigt.

„Hetman Sahaidatschnyj“ nach der Selbstversenkung, Foto: Олександр Ліпатніков - Eigenes Werk (Wikipedia)

„Hetman Sahaidatschnyj“ nach der Selbstversenkung, Foto: Олександр Ліпатніков - Eigenes Werk (Wikipedia)

26. Februar 2022

+++ Am 26. Februar 2022 wurde das ukrainische Rettungsschiff „Saphir“ von russischen Einheiten der Schwarzmeer-Flotte gekapert

Nach Berichten der RBC-Ukraine (ukrainische Nachrichtenagentur) und der Ukrayinska Pravda, die sich auf eine Note des ukrainischen Infrastrukturministeriums stützen, wurde bereits am 26. Februar 2022 das ukrainische Rettungsschiff „Saphir“ von russischen Einheiten der Schwarzmeer-Flotte gekapert, nach Sewastopol überführt und dort beschlagnahmt. Der Vorgang soll sich im Zusammenhang mit dem Beschuss, der Besetzung und der Gefangennahme von Überlebenden der ukrainischen Marine-Station auf der Schlangen-Insel (Zmiinyi, der Sage nach auch Grabstätte von Achilles, dem tragischen Helden des Trojanischen Krieges) knappe zwanzig Seemeilen östlich des Donau-Deltas zugetragen haben. Das zivil besetzte Schiff soll sich auf einer humanitären Mission befunden haben, möglicherweise um die Insel-Besatzung zu bergen. Es gibt keine Funkverbindung mehr zu dem Schiff. Seitens der Ukraine wird angezeigt, dass Russland mit diesem Vorgehen gegen das Seevölkerrecht und die Pariser Seerechtsdeklaration verstoßen hat.

Rettungsschiff SAPHIR, Ukraine; Foto: ukrayinska pravda

 

25. Februar 2022

+++ Am 24. Februar 2022, dem ersten Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, haben ukrainischen Angaben zufolge Einheiten der russischen Schwarzmeer-Flotte die einsam gelegene Insel besetzt.

Es gibt nur wenige Inseln im Schwarzen Meer. Eine davon ist die kleine Schlangen-Insel (Zmiinyi), etwa zwanzig Seemeilen östlich vor dem Donau-Delta gelegen und lediglich etwa 250 Meter im Karree messend, dazu ein Leuchtturm, einige Antennenmasten und ein paar Gebäude. Erst Anfang 2000 konnte die strittige Zugehörigkeit zur Ukraine mit Rumänien gütlich beigelegt werden. Strategische Wichtigkeit für die Ukraine erhält sie dadurch, dass ihr Besitz der Ukraine entsprechende Anrechte auf Bodenschätze und die Kontrolle des küstennahen Seeverkehrs sichert.

Am 24. Februar 2022, dem ersten Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, haben ukrainischen Angaben zufolge Einheiten der russischen Schwarzmeer-Flotte die einsam gelegene Insel umstellt, die dortige Grenzschutz-Besatzung per Funk aufgefordert, sich zu ergeben und auf deren Weigerung die Insel mit Artilleriefeuer der Bordgeschütze belegt. Ob auch russische Marinefliegerkräfte an der Bombardierung beteiligt waren, ist nicht verifiziert. Die 13 Mitglieder der Grenzschutztruppen seien getötet worden, hieß es zunächst für gute drei Tage, bis russische Medien über die Zerstörung aller Einrichtungen auf der Insel und die Internierung aller 82 (!) überlebenden Insulaner in Sewastopol berichteten. Sie mussten ihre Gegenwehr aufgeben, weil ihnen die Munition ausgegangen war. Beteiligte russische Einheiten sollen ukrainischen Medien zufolge der Lenkwaffen-Kreuzer „Moskwa“ (Slava-Klasse, Projekt 1164, 11.800 Tonnen, in Dienst seit 1982) und die „Vasily Bykov“, Typschiff der Bykov-Klasse (Projekt 22160, 1.300 Tonnen, in Dienst seit 2018) gewesen sein. Ein Video (rtl-news) zeigt den klar erkennbaren Kreuzer unmittelbar vor der Insel.

Es war ganz sicher ein ungleicher Kampf. Eingeleitet wurde er mit dem anonymen Funkspruch: „Dies ist ein russisches Kriegsschiff. Ich schlage vor, Sie legen Ihre Waffen nieder und ergeben sich, um Blutvergießen und unnötige Opfer zu vermeiden. Andernfalls eröffnen wir das Feuer.“ Nach kurzer Beratung bezüglich der Wortwahl antwortete die Insel: „Russisches Kriegsschiff, f*** dich!“. Diese mitgeschnittene und veröffentlichte Antwort ging auf den Social Media viral. Der spätere Abbruch der Funkverbindung zur Insel und das Ausbleiben von Informationen ließ die Interpretation über den Heldentod der Grenzschützer aufkommen.

Hier der Link zum RTL-Video

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