First things first: Die Royal Australian Navy hat seit vorgestern, 6. Juli 2022, einen neuen Chief! Vizeadmiral Mark Hammond folgte dem „outgoing“ Chief of Navy, Vice Admiral Michael Noonan, der die letzten vier Jahre „down under“ Australiens Marine geführt hatte.
In seine Zeit fielen die unvorhersehbare Pandemie, die heftigsten Buschfeuer und Überschwemmungen Südostaustraliens, bei denen die Marine nicht nur entlang der Küste im durgehenden Einsatz war. Daneben die dauerhafte Präsenz in Ostindik und Westpazifik, die bei erstarkendem Auftreten chinesischer Einheiten immer dringlicher geworden ist. „Dynamische Zeiten brauchen eine sich entwickelnde Marine“: 15.000 neue Stellen waren in seiner Zeit zu besetzen. Die zwei neuen Hobart-Klasse Fregatten „Brisbane“ und „Sydney“, sowie die Betriebsstoffversorger „Supply“ und „Stalwart“ konnten in Dienst gestellt werden. Das erste der zwölf Arafura-Klasse OPV (NUSHIP, Lürssen) und das erste Wachboot der modifizierten Cape-Klasse haben ihre Aufgaben übernommen. Vizeadmiral Noonan diente 38 Jahre in der RAN.
Der neue Chief of Navy kann auf diesem Kurs gut weiterfahren: bis zum Ende des nächsten Jahrzehnts soll die Navy um weitere 20.000 Stellen anwachsen, mindestens acht neue Atom-U-Boote sollen nach der trilateralen AUKUS-Vereinbarung gebaut werden. Hammond begann seinen Dienst als Offizier 1986 als Elektrotechniker und graduierte als Offizier zwei Jahre später an der Australian Defence Force Academy, und damit deren erster Absolvent, der als CoN aufgestiegen ist. Als U-Bootfahrer führte er Her Majesties Australian Ship Farncomb (Collins-Klasse, Kockums Type 471), fuhr an Bord britischer, französischer und amerikanischer Angriffs-U-Booten mit Nuklearantrieb sowie einem konventionellen Boot unter niederländischer Flagge. Selbstverständlich wurde er auch an Bord normaler Dickschiffe gesehen! Die RAN erlebte ihn in seinen letzten Verwendungen als Flottenchef und als Stellvertreter Noonans.
Beigelegt sind auch die Streitigkeiten über die „rustikale“ Auflösung des 2016 bereits verhandelten Vertrages mit der staatlich-französischen Naval Group über den Bau von zwölf konventionellen U-Booten im Wert von damals 31 Milliarden Euros. Vor neun Monaten löste Premierminister Scott Morrison den Vertrag einseitig und ohne Kompensationsabsicht auf, nachdem er bereits im Rahmen der AUKUS-Vereinbarung unveröffentlicht mit Großbritannien und den USA den Bau von mindestens acht Nuklear-U-Booten gemeinsamer Technologie festgelegt hatte. Nach dem kürzlich erfolgten Regierungswechsel Ende Mai ist der neue Premierminister Anthony Albanese sehr bemüht, die zerrütteten Beziehungen mit Frankreich wiederherzustellen und hat umgehend (Mitte Juni) eine „Vertragsstrafe“ von 555 Millionen Euro verhandelt, um den Streit aus dem Weg zu räumen und sich auch mit Frankreich den Aufgaben in der Region zuwenden zu können. Dieser von Anfang an verkorkste U-Boot-Vertrag mit Frankreich hat den australischen Steuerzahler etwa 2 Milliarden Euro gekostet, ohne dass die Regierung außer Gesprächen und Planungen irgend etwas Konkretes vorzuweisen hätte. Könnte das vielleicht noch ein politisches Nachspiel haben und jemand zur Rechenschaft gezogen werden? Es sollte nicht direkt der Marine schaden, denn die wesentlichen Entscheidungen fielen an anderer Stelle.
Bereits genannt wurden die beiden neuen Betriebsstoffversorger der Supply-Klasse.
HMAS Supply führte Mitte Februar mit HMAS Adelaide, dem zweiten Hubschrauber-Dock-Landungsschiff der Canberra-Klasse, im Rahmen der „Operation Tonga Assist 2022“ die ersten Seeversorgungen durch. Das Beherrschen von Betankung und Stückgutversorgung per Highline und auch als Vertrep per Helikopter konnte erfolgreich nachgewiesen werden.
Gut drei Monate später konnte auch HMAS Stalwart sich das Beherrschen der RAS-Versorgungsverfahren in Zusammenarbeit mit der Anzac-Klasse Fregatte HMAS Parramatta bestätigen lassen und erhielt das Einsatzfähigkeits-Zertifikat „Mission Ready“. Darüber hinaus waren natürlich auch alle anderen Aufgaben zu bewältigen, die das Fahren in einem Flottenverband erfordert. Der Kommandant erklärte anschließend gegenüber der restlichen Marine seine Einheit als „open for business“. Beide Schiffe wurden bei Navantia in Spanien gebaut und basieren auf dem Versorger-Design der Cantabria-Klasse der Armada.
Zu guter letzt hatte Anfang Juli HMAS Supply den Funktionsnachweis des CIWS Phalanx (close-in weapon system) im Rahmen eines live-firings zusammen mit der „Canberra“ und der Anzac-Fregatte „Warramunga“ erbracht.
Die acht bei der RAN von 1996/2008 an in Diensten stehenden MEKO 200-Fregatten der Anzac-Klasse durchlaufen seit 2019 ihr „Anzac Midlife Capability Assurance Program“.
Auf diesem Wege sollen die Fregatten so lange einsatzfähig bleiben, bis die neuen Fregatten der Hunter-Klasse (Arrowhead-Design, BAE-Systems Type 26) voraussichtlich in den Jahren ab 2031 spätestens ihre Aufgaben übernehmen können. HMAS Perth, Stuart, Arunta und Anzac waren die ersten, die ihre umfangreichen Modernisierungen erhalten hatten. Diese sind am besten erkennbar an dem Wegfall der konventionellen Raytheon SPS49-Antenne und dem nach oben vergrößerten Mastaufbau, in den nun auch das neue digitale Luftraumüberwachungsradar (phased array) integriert ist. Unter anderen hatten Saab Australia und BAE Systems dazu beigetragen, dass diverse Führungs-, Sensoren- und Waffensysteme innerhalb der Schiffe auf den Stand der Technik gebracht werden konnten. Als fünftes Schiff aus der Modernisierung hat sich Ende April HMAS Warramunga - warum auch immer „Purple Pony“ genannt - aus der 18-monatigen Werftzeit zurück gemeldet und geht nun in die Funktionsnachweise und die Ausbildungsabschnitte zur Wiedererlangung der vollen Einsatzfähigkeit.
Siehe hierzu auch das Video: https://youtu.be/U_zSgWlXgas
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