Seawing von Airseas als windunterstützter Antrieb in der kommerziellen Schiffahrt. Foto: Airseas

Seawing von Airseas als windunterstützter Antrieb in der kommerziellen Schiffahrt. Foto: Airseas

Automatisiertes Kite-System als windunterstützter Hilfsantrieb

Das französische Unternehmen Airseas erprobt erstmals an Bord eines kommerziellen Ro-Ro-Frachtschiffes ein automatisiertes Kite-System als Antriebsunterstützung im Rahmen einer Atlantiküberquerung. Dabei sollen während des laufenden Seebetriebes das Designkonzept validiert und Teilsysteme optimiert werden.

Airseas als Offspring von Airbus

Airseas wurde 2015 aus dem Industrieriesen Airbus ausgegliedert und nutzte seither seine spezifischen Erfahrungen aus der Luftfahrttechnik, um einen Segeldrachen zu entwickeln, der als Windantrieb für große Handelsschiffe genutzt werden kann. Das Konzept sieht vor, dass die Full-Size-Version des Seawing, eines 1000 m2 großen Parafoils, in Höhen von fast 1.000 Fuß (300 Meter) fliegt und dort die stabileren Höhenwinde einfängt, um den Schiffsantrieb zu unterstützen.

Einsatzspektrum

Laut Airseas sind die Winde ab etwa 500 Fuß über dem Meeresspiegel konstanter und kräftiger. Die Forschung zeigte auch, dass der Seawing eine Zugkraft von bis zu 100 Tonnen erbringen könnte. Das Unternehmen prognostiziert Kraftstoffeinsparungen von durchschnittlich 20 Prozent durch den Einsatz des Drachensegels – auch bei Schiffen bis zu 200.000 Tonnen und 300 Metern Länge.

Bordtest

Das System wird auf dem etwa 150 Meter langen Ro-Ro „Ville de Bordeaux“ (5.200 dwt) getestet, das von Louis Dreyfus Armateurs betrieben und von Airbus gechartert wird. Ein Team von Airseas-Ingenieuren ist an Bord, um das patentierte System zu testen und Daten zu sammeln. Die schwierigsten Teile der Tests sind neben dem programmgesteuerten, mechanischen Aus- und Einklappen des Flügels gerade die erste Steigungsstrecke in geringer Höhe, also der Start und die Landung des Flügels, wo die durch Wellen und Turbulenzen verursachten Bewegungen kompensiert werden müssen. Das Team testete sowohl eine 250-m2-Version des Flügels als auch eine 500-m2-Version, wobei der Seawing mehr als 650 Fuß (200 Meter) über dem Meeresspiegel flog. In der nächsten Phase soll der Seawing in unterschiedlichen Wetterbedingungen getestet und das Automatisierungssystem feinabgestimmt werden.

Gute Aussichten

Im Anschluss an die Systemtests für ihren Erstkunden Airbus an Bord der „Ville de Bordeaux“ berichtet Airseas, dass bereits Aufträge der japanischen K Line für fünf Seawing-Systeme vorliegen, nachdem die Klassifikationsgesellschaft Nippon Kaiji Kyokai (ClassNK) im Juli 2020 eine Grundsatzgenehmigung für das Winddrachensystem erteilte. K Line kündigte an, das System auf zwei Capesize-Bulkern zu testen und auf drei Post-Panamax-Bulker auszudehnen. K Line wurde von Airseas die Option eröffnet, insgesamt bis zu 51 Schiffe mit dem System auszustatten.

Quelle: gCaptain, Airseas

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