Stellten sich der Presse: Dr. Lars Greitsch, Dr. Jörg Mutschler, Martin Johannsmann und Hauke Schlegel (v.l.)

Stellten sich der Presse: Dr. Lars Greitsch, Dr. Jörg Mutschler, Martin Johannsmann und Hauke Schlegel (v.l.)

Jahrespressekonferenz der deutschen Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie

18. Jul 2024 | Headlines, News, Schifffahrt | 0 Kommentare

Der VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau eV) Bereich Marine Equipment and Systems stellte sich im Hafen-Klub Hamburg den Fragen der Presse.

Dr. Jörg Mutschler, Geschäftsführer Marine Equipment and Systems, hatte als Gesprächspartner den Vorstandsvorsitzenden Martin Johannsmann (SKF Marine GmbH, Hamburg) und Vorstandsmitglied Dr. Lars Greitsch (Mecklenburger Metallguss GmbH, Waren) sowie Vorstandsmitglied Hauke Schlegel eingeladen.

Man konstatierte für die Schiffbau-Zulieferer gute Aussichten für die Zukunft, denn der Umsatz 2023 stieg um 5,8 Prozent auf 11,3 Milliarden EURO. Bei stagnierendem Auftragseingang 2023 seien jedoch durch Investitionen in die klimaneutrale Schifffahrt eine gute Auslastung zu erwarten. Allerdings, so das immer wieder gehörte Klagen: Die EU-Bürokratie behindert die Produktion. „Die stagnierenden Auftragseingänge des vergangenen Jahres werden sich nicht verstetigen, sondern waren nach den sehr starken Auftragseingängen in den Vorjahren wohl nur eine kurze „Verschnaufpause“. Die Reeder investieren jetzt nicht nur weiter in Neubauten, sondern vor allem auch in die Modernisierung und Nachrüstung der Bestandsflotte. Dabei ist die IMO-Vorgabe zur Klimaneutralität sicher ein starker Treiber, insbesondere im weltweiten Service- und Ersatzteilgeschäft“, sagte Martin Johannsmann, Vorstandsvorsitzender der VDMA Marine Equipment and Systems und Geschäftsführer der SKF Marine GmbH. „Wir haben als Branche die notwendigen technologischen Lösungen vorausschauend und zeitnah entwickelt, spüren aber auch, dass die enorme Masse an notwendigen Umrüstungen nicht nur an Kapazitäts-, sondern auch an die monetären Grenzen bei den Betreibern stoßen könnte“, ergänzte er.

Nachhaltigkeitsziele in der Schifffahrt

Die internationale Schifffahrts-Organisation (IMO) hat das strategische Ziel vorgegeben, bis 2050 Klimaneutralität in der Schifffahrt zu erreichen. Wichtige Zwischenziele bei der Treibhausgasreduzierung sind für 2030 (minus 30-40 Prozent) und 2040 (minus 70-80 Prozent) gesetzt. „Diese Ziele begrüßen wir ganz uneingeschränkt“, sagt Martin Johannsmann. „Alle Unternehmen in unserer Branche haben das Thema Nachhaltigkeit bei der Entwicklung ihrer Produkte als absolut notwendigen Schritt in die Zukunft erkannt und setzten dies um. Wichtig ist jedoch vor allem ein stabiles politisches Umfeld, das die entsprechenden Weichenstellungen zeitnah und verlässlich vornimmt, um zum Beispiel genügend alternative Kraftstoffe für die Welthandelsflotte (im industriellen Maßstab) in absehbarer Zeit herstellen zu können“. Die Seeschifffahrt ist bereits jetzt der umweltfreundlichste Transportträger. Aufgrund der großen Transportmengen emittiert sie dabei 2 bis 3 Prozent des weltweiten CO2- Ausstoßes. „Hier haben wir als Schiffbau-Zulieferindustrie eine große Verantwortung in der Entwicklung von umweltgerechten Produkten. Oft im Verbund mit weiteren Unternehmen entwickeln und konstruieren wir effiziente, verkettete Systeme, die in Summe die effektivste Treibhausgasreduzierung ermöglichen“, erläutert Dr. Lars Greitsch, Vorstandsmitglied der VDMA Marine Equipment and Systems und Geschäftsführer der Mecklenburger Metallguss GmbH. „Weiterhin gilt es für uns gerade am Standorteigenen , aber auch in Europa, klimaschonend zu produzieren. Da sind wir als maritime Zulieferer an vielen Stellen Vorreiter und haben gute Erfolge bei der klimaschonenden Produktion. Was aber schwer in einem mittelständischen Produktionsbetrieb umsetzbar ist, ist der immer weiter zunehmende Aufwand bei der Bearbeitung der immer neuen EU-Regularien, wie beispielsweise die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) oder das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Die notwendige Bearbeitung und das Berichtswesen erfordern immer mehr personelle Kapazitäten. Gleichzeitig müssen die Mitarbeitenden im Betrieb immer produktiver werden, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen“, ergänzt Greitsch.

Sorge um den Offshore Ausbau

Der VDMA hat große Sorge um den Windkraft-Ausbau. Das ambitionierte Ziel, aus der Nordsee zukünftig ein riesiges Kraftwerk zu machen, sei noch nicht sicher zu erreichen. Heute reiche die Windkraft noch nicht einmal für den Strommarkt. Erörtert wurde auch der Bau von Konverterplattformen. Man sieht China zwar als Absatzmarkt, aber auch als Konkurrenten. Wenn man selber keine ausreichenden Kapazitäten erschaffen kann, wird dann China den Markt übernehmen – so wie die Chinesen auch den deutschen Solarmarkt zerstört haben?

Nachwuchsgewinnung

Die Beschäftigung in der Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie ist im letzten Jahr auf gut 64.500 hochqualifizierte Mitarbeitende gestiegen. Die Nachwuchsgewinnung wird als das Zukunftsthema der Branche angesehen. „Unser derzeitiges Wachstum können wir nur mit genügenden Nachwuchskräften fortsetzen. Wir erreichen gerade die jungen Menschen, wenn wir ihnen weiterhin die „sinnstiftende Wertschöpfung“ ihrer Tätigkeit bei uns nahebringen können“, sagt Lars Greitsch, “dazu gehören so viel wie möglich kreative Freiräume und so wenig wie nötig bürokratische, nicht wertschöpfende Vorgaben. In der Fragerunde wurde deutlich, dass der Fachkräftemangel auch durch veränderte Lebenswelten entsteht.

Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie in Zahlen:

64.500 Beschäftigte (2023: 64.000 Mitarbeiter) erwirtschaften einen Umsatz (2023) von 11,3 Milliarden Euro (2022: 10,7 Mrd. Euro). Die Exportquote betrug 79 Prozent.

Der deutsche Schiffbau- und Offshore-Markt nimmt rund 20 Prozent der Produkte direkt ab. Das europäische Ausland bestätigte seine stabile Rolle als wichtiger Exportmarkt der deutschen Zulieferer (35 Prozent der Exporte). Insgesamt beliefert die Branche mit knapp der Hälfte ihrer Erzeugnisse Deutschland und Europa. Nordamerika hat als Markt deutlich zugenommen. China und Korea haben weiterhin eine große Bedeutung als Absatzmärkte.

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