Kieler Geschwader leitet NATO-Übung in der Ostsee
Auch Suche nach Altmunition vorgesehen
Heute um 09:30 Uhr haben die Minenabwehrboote „Fulda“, „Bad Rappenau“ und „Grömitz“ ihren Heimathafen Kiel verlassen, begleitet vom Tender „Elbe“ als Flagg- und Führungsschiff. Die NATO-Partner Belgien, Dänemark, Lettland und Litauen schließen sich dem Verband für das zweiwöchige Manöver „Baltic Mine Countermeasures Squadron Exercise" an. Die internationale Übung, die vor vier Jahren von der Deutschen Marine ins Leben gerufen wurde, soll die Zusammenarbeit der Seestreitkräfte im Ostseeraum verbessern. Dieses Format ist Ergebnis der „Baltic Commanders Conference“, einer Zusammenkunft der Marinebefehlshaber aus Dänemark, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Norwegen, Polen, Schweden und Deutschland. Die Initiative dazu stammt vom Inspekteur der Deutschen Marine, um die Kommandeure auf Ebene der Geschwader zu vernetzen. Resultat ist eine pragmatische Zusammenarbeit im Ostseeraum ohne langen Weg durch Instanzen, Kommandos oder Ministerien.
Der Verband wird in der westlichen Ostsee seemännische Manöver und Schießübungen durchführen. Die Fähigkeiten zur Minenabwehr werden die Einheiten in dänischen Gewässern einsetzen, um nach Altlasten aus Kriegen und Konflikten zu suchen - scharfe Munition etwa, Torpedos, Minen und Bomben. Die Verbandsführerin und stellvertretende Kommandeurin des 3. Minensuchgeschwaders, Fregattenkapitän Inka von Puttkamer (38), sagte dazu: „Wir tragen Verantwortung dafür, die Ostsee sicherer zu machen. Umso mehr freut es mich, dass wir dem auch 2021 unter Pandemiebedingungen gerecht werden, indem wir gemeinsam mit unseren Partnern einen Verband aufstellen. Internationale Einsätze und Übungen sind unser 'täglich Brot' - und von enormer Wichtigkeit.“ Aufgrund der Corona-Pandemie werden alle Besatzungen vor Auslaufen auf COVID-19 getestet. Während der Übung herrscht dauernd Masken- und Abstandszwang, die Besatzungen müssen unter sich bleiben. Die Regelungen an Bord sind streng, betreffen besonders den Aufenthalt in den Betriebsräumen und der Essensausgabe. Auf gemeinsame Events und Besatzungstausch müssen die Frauen und Männer verzichten, obwohl gerade das immer die Freundschaft unter NATO-Partnern gestärkt hatte.
Das 3. Minensuchgeschwader in Kiel besteht aus zehn Minenabwehrbooten, die zu Minenjagd, Minentauchen, großflächigem Minenräumen und Minenlegen befähigt sind. Die technischen Möglichkeiten sind vielfältig: Zur Beseitigung von Unterwasser-Gefahren stehen Unterwasser-Drohnen, Überwasser-Drohnen vom Typ „Seehund“ und als besondere Spezialisten Minentaucher zur Verfügung. Für freie und sichere Seewege sind Minenabwehr-Fähigkeiten unverzichtbar. Wo genau die Einheiten nach Altlasten wie Munition aus dem Zweiten Weltkrieg suchen werden, teilte die Pressestelle der Marine nicht mit. Obwohl die Deutsche Marine seit Jahrzehnten über außergewöhnliche Fähigkeiten dazu verfügt, wurde sie damit bisher nicht beauftragt. Als sich die Marine 2019 an einer Gefahrenbeseitigung in deutschen Gewässern beteiligte, entbrannte eine Diskussion und Entrüstung über getötete Schweinswale. In dänischen Gewässern war dies bisher willkommen, inzwischen haben auch die Dänen einen Schwenk vollzogen und haben das Sprengen verboten. Deshalb wird auch der Verband keine Sprengungen durchführen, wie ein Sprecher der Marine am 17.03 mitteilte.
In einer vorherigen Version wurde angegeben, das Dänemark Sprengungen genehmigt - das entspricht inzwischen nicht mehr den Tatsachen.
Lesen Sie dazu marineforum Heft 4 – 21, in dem wir uns der Thematik zuwenden.
Text: H. Schlüter
Fotos: Deutsche Marine/Weishaupt
Es ist zu begrüßen, dass die seit dem Aufbau der Bundeswehr bestehende Fähigkeiten der Deutschen Marine in der Minenabwehr im internationalen Rahmen weiter entwickelt und Bündnissolidarität demonstriert wird. Der Verbandsführerin viel Erfolg!
Die Gefahr durch Altlasten endet in der Pandemie nicht, der Einsatz der Marine auch nicht. Danke dafür!