Satellitenbild zeigt: Schiffsattrappen im chinesischen Wüstensand. Foto: Maxar Technologies / AFP

Satellitenbild zeigt: Schiffsattrappen im chinesischen Wüstensand. Foto: Maxar Technologies / AFP

Schiffsattrappen im chinesischen Wüstensand

Es sind Wüstenschiffe der ungewöhnlichsten Art, die ein kommerzieller Satellit der Maxar Technologies im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang im Nordwesten Chinas entdeckt hat und worüber das US Naval Institute detailliert berichtet. Genauer lokalisiert – jedoch auf im Netz verfügbaren Karten noch nicht auszumachen – liegt das Gelände am südöstlichen Rande der Taklamakan-Wüste in der Provinz Ruoqiang zwischen Wudule Wusitang und Qakilik. Statt Kamelen zeigen die Bilder dort Nachbauten von Kriegsschiffen – amerikanischen Flugzeugträgern (FORD-Klasse) und Zerstörern (ARLEIGH BURKE-Klasse), die zum Teil auf 6 Meter breiten Schienen durch die abgelegene Wüste bewegt werden können. Dort testet die chinesische Volksbefreiungsarmee üblicherweise ballistische Raketen. Einige sind in Originalgrösse gebaut, zwar flach, aber in voller Länge und Breite – andere im halben Massstab. Da die Schiffe ortungstechnisch wohl ziemlich real modelliert sein sollen, handelt es sich nach Ansicht von Experten um Ziele für solche Raketentests.

Carrier-Killers

China arbeitet schon seit Jahren an landgestützten ballistischen Waffen, die grosse Schiffe über lange Distanzen versenken sollen. Aber auch seegestützt sollen ballistische Flugkörper von den großen Zerstörern der RENHAI-Klasse gestartet werden können – andere offensive Raketensysteme in Erprobung werden üblicherweise von Langstreckenbombern abgefeuert. Das amerikanische Militär spricht besorgt von «carrier killers», die die bisher bekannten Einsätze grosser Flugzeugträger bis weit vor der chinesischen Küste riskant machen könnten.

Das chinesische Arsenal

Die stärkste solcher Waffen, die Mehrzweckrakete DF-26 mit schnell von konventionell auf nuklear umrüstbaren Gefechtsköpfen, hat eine Reichweite von gut 3500 Kilometern. Sie kann vom chinesischen Festland aus einen Großteil des Westpazifiks, das gesamte Südchinesische Meer sowieso, und auch grosse Teile des Indischen Ozeans abdecken. Den Hauptstützpunkt der Siebten Flotte der USA in Yokosuka in Japan erreicht die DF-26 mit Leichtigkeit.

Waffentests vor der Haustür

China hat ballistische Anti-Schiff-Waffen schon im Südchinesischen Meer getestet, Mitte 2019 mit sechs DF-21D (1500 Kilometer) im Zielgebiet nördlich der Spratly Inseln und zuletzt Mitte 2020 mit beiden Typen, jedoch in einer Anzahl, die die Summe der Test-/Übungsschüsse aller anderen Nationen übersteigt.

Erprobungsgelände in der Wüste

Dass auch Tests tief im Landesinnern gemacht werden, mag auf den ersten Blick erstaunen, macht aber durchaus Sinn: Der chinesischen Peoples Liberation Army steht es dort jederzeit frei, den Luftraum zu sperren. Sie muss zudem nicht befürchten, dass andere Mächte Teile der getesteten Raketen bergen und analysieren könnten, wie es In internationalen Gewässern durchaus möglich wäre.

Insgesamt schlechte Zeiten für Flugzeugträger!

Mehr zum Thema hier: https://news.usni.org/2021/11/07/china-builds-missile-targets-shaped-like-u-s-aircraft-carrier-destroyers-in-remote-desert

1 Kommentar

  1. Schlechte Zeiten… nicht nur für Flugzeugträger. Studien über die Treffgenauigkeit der ballistischen Anti-Schiff-Waffen aus China belegen die Gefahr auch für Schiffe der Größe einer Fregatte / eines Zerstörers (siehe MF 5/2018, Seite 30: Uhl/Bahmeier, Die unterschätzte Gefahr).

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