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Das Hafenkonzept kann nicht früh genug kommen

Letzte Woche war es so weit: Das zur Zeit größte Containerschiff der Welt, die "Majestic Maersk", machte zusammen mit der "Eugen Maersk" zum ersten Mal im JadeWeserPort fest, allerdings unplanmäßig. Trotzdem erwarten sich Betreiber und Politik eine Signalwirkung, welche die Fähigkeit des JadeWeserPorts unterstreichen soll, unabhängig von Ebbe und Flut auch die größten Containerschiffe der Welt bedienen zu können. Vor etwa einem Jahr eröffnet und für den Umschlag von 2,7 Millionen Containern ausgelegt, läuft der Betrieb des Hafens allerdings nur schleppend.

"Natürlich sind die beiden Schiffe nicht der ganz große Durchbruch, denn was wir brauchen sind regelmäßige Linien, die am JWP festmachen und Umschlag generieren", so der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) in der Tageszeitung Die Welt. "Lies erinnerte daran, dass bald 20 Maersk-Schiffe der Triple-E-Klasse, von denen die 'Majestic Maersk' das zweite ist, fahren sollen. Nur der JadeWeserPort könne als einziger Tiefwasserhafen in Deutschland diese Schiffe voll beladen und unabhängig von Ebbe und Flut abfertigen."

Im Ergebnis bleiben von dem Besuch erstmal nur schöne Fotos, denn Container wurden bei dem Stopp nicht gelöscht. Der JadeWeserPort spürt am eigenen Leibe die Notwendigkeit der deutschen Häfen und maritimen Wirtschaft in Deutschland zu einem gemeinsamen Hafenkonzept zu finden, denn: Keiner der Häfen operiert im luftleeren Raum, sondern muss sich in Relation zu den anderen deutschen Häfen begreifen. Wie schwierig die Realisierung infrastruktureller Großprojekte in Deutschland geworden ist hat man fast täglich in regionalen und bundesweiten Nachrichten vor Augen. Neben den prestigeträchtige Megaprojekten wie BER oder Stuttgart 21, stockt die lokale Verbesserung oder der Ausbau von Schienen- und Autobahnnetzen dramatisch. Der stagnierende Ausbau dieser Infrastruktur spielt für die maritime Logistik selbstverständlich eine wichtige Rolle, der Ausbau eines Hafens hat mit steigendem Güterumschlag nunmal Auswirkungen auf den Landverkehr.

Dazu bemerkte der World Wildlife Fund WWF bereits im Mai diesen Jahres, dass eine Elbvertiefung für den Hamburger Hafen, neben den bekannten ökologischen Bedenken, nicht unbedingt die beste wirtschaftliche Lösung für den Logistikstandort Deutschland sei.

Ursprünglich hatten es die drei Bundesländer Hamburg, Bremen und Niedersachsen auch auf eine Zusammenarbeit angelegt: Der Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven sollte ihr gemeinsamer Tiefwasserhafen werden. Statt einander weiter Konkurrenz zu machen, wollten sich die Partner künftig gegenseitig stärken. Doch die Kooperationsträume sind inzwischen Geschichte. Schon im Jahr 2002 beantragte Hamburg eine erneute Elbvertiefung zu Gunsten des eigenen Hafens und stieg aus dem Gemeinschaftsprojekt aus.

Der Ausbau der Häfen stößt aber immer wieder auf Probleme. Zwar ging der Jade-Weser-Port im vergangenen September in Betrieb. Doch weil die riesige Anlage nicht ausgelastet ist, sind die meisten der 400 Beschäftigten seit März auf Kurzarbeit. Zugleich wehren sich die Umweltverbände gegen die geplanten Vertiefungen von Elbe und Weser. Auf ihren Eilantrag hin wurde die Elbvertiefung vergangenen Herbst vorerst gerichtlich gestoppt.
Alexandra Endres: WWF prognostiziert kooperierenden Häfen mehr Gewinn. Zeit Online, 14. Mai 2013.

Es sei angemerkt, dass die geplante Elbvertiefung durch eine Klage der Umweltverbände BUND und NABU, mit Unterstützung des WWF, gestoppt wurde.

Vor diesem Hintergrund macht eine Spezialisierung der jeweiligen Häfen im Verbund mehr Sinn als Einzelkämpfertum. Der Wettbewerb der Häfen untereinander wiederum ist natürlich auch im europäischen Kontext zu betrachten: Ein deutsches Hafenkonzept kann mittelfristig nur den Schritt hin zu einer europäischen Konzeptionierung bedeuten.
Wenn wir den Wahlprogrammen der betroffenen Parteien CDU, sowie SPD oder Grüne, zur BTW 2013 Glauben schenken dürfen, so steht einem Hafenkonzept zumindest nichts Grundsätzliches im Wege. Gut so!

WWF Studie 05/2013
Szenario für eine Seehafenkooperation im Bereich des Containerverkehrs - Eine Alternative zur Vertiefung der Flussmündungen von Elbe und Weser

1 Kommentar

  1. Der WWF wird es schon richten. Man spricht sich für den Jade-Weser-Port aus und alles wird gut. Aber gerade die Umweltverbände haben bisher wirrtschaftlich gute Konzepte torpediert. >In Wilhelmshaven terten sie spätestens dann negativ in Erscheinung, wenn es um den Ausbau der Bahnstrecke oder der Autobahn geht.
    Nein, auch ein Hafenkonzept ist nicht die Lösung. Die Lösung kann und wird nur dann gefunden, wenn Politik im Bund und insbesondere in den Ländern von ihren Kirchtürmen hinintersteigt und lernt, heutige Probleme und deren Lösungsmöglichkeiten langfristig (deutlich über einer Wahlperiode) anzugehen. Ein ehemaliger Innenminister von Niedersachsen wollte zum obersten Piratenjäger werden, ohne daran zu denken, dass Piraterie per Definition nur in internationalen Gewässern stattfindet. Und das Zählen von Fregatten in der Vierten Einfahrt aus der Luft macht auch keinen Sinn, wenn man sich nicht einmal erkundigt, warum so viele Fregatten an der Pier liegen (unplanmäßig durch Aktionismus abgefahren).
    Wir brauchen also ein national wie europäisch abgestimmtes Konzept zum Seehandel und den künftigen Umschlagplätzen.
    Eins sollte auch klar werden: die Welt und Europa wartet hier nicht auf Deutschland.

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