Das lebensälteste Mitglied der Marine-Offizier-Vereinigung e.V., der Kapitän zur See a.D. Friedrich Grade (Crew 35), ist am Freitag, 13. Oktober 2023 in Bornheim am Rhein, gerade eben nördlich von Bonn, im Seniorenwohnstift Beethoven mit 107 Jahren verstorben.
Der Kultfilm „Das Boot“ machte U 96 und auch seinen Schiffstechnischen Offizier - oder Leitenden Ingenieur, wie es damals hieß - berühmt. Friedrich Grade galt als letzter Überlebender des U-Boots U 96, das im Zweiten Weltkrieg auf elf Feindfahrten 29 Schiffe versenkte und vier beschädigte. Als LI nahm er bis 1941 an sieben Fahrten teil und hielt seine Erlebnisse in einem heimlich geschriebenen Tagebuch fest, das er 2017, 75 Jahre nach seiner letzten Fahrt, öffentlich zugänglich machte. Zwei weitere Feindfahrten absolvierte er noch auf U 183, dann wechselte er in die Ausbildung und schulte bis Kriegsende neu zulaufende Besatzungen im Bereich Schiffstechnik.
In seinem Tagebuch fand auch der an Bord eingeschiffte Kriegsberichterstatter Lothar-Günther Buchheim Erwähnung, der Grades letzte Feindfahrt auf U 96 als grobe Vorlage für den 1973 erschienenen Roman "Das Boot" nahm. Dieser Weltbestseller wiederum war Vorlage für den gleichnamigen Film von Wolfgang Petersen. In dem 1981 in die Kinos gelangten Erfolgsfilm (sechs Oscar-Nominierungen) wird Grade namentlich nicht genannt, sondern lediglich als "Leitender Ingenieur" bezeichnet und von Klaus Wennemann gespielt. Diesem Schauspieler bescheinigt Grade in späteren Interviews, dass er seine Sache gut gemacht und ihn recht authentisch getroffen habe. Auch die Technik im Film sei gut getroffen, aber manche Figuren und Szenen seien doch etwas überzogen. Nun ja - es sollte ja auch ein Kassenschlager werden - und das Leben an Bord während der Feindfahrten war auch nicht immer "filmreif"!
Ein im November 2016 in Norddeutschland veröffentlichtes Interview mit Grade zu diesem Film ist als Zeitdokument sehenswert:
Nach dem Krieg arbeitete er zunächst in Eckernförde und zog 1958 mit der Einrichtung des Verteidigungsministeriums nach Bonn, um als Korvettenkapitän der Bundesmarine an der Entwicklung der neuen U-Boote mitzuwirken. Friedrich Grade galt eher als Tüftler und Bastler, denn als Soldat. Diese Eigenschaft hatte ja auch im Krieg das zerschossene, auf Grund liegende Boot und seine geschundene Besatzung gerettet. Selbst im Seniorenheim galt der Veteran bis ins hohe Alter als Anlaufstelle für alles Defekte - betrieb sozusagen ein "Repair-Cafe", wie es heute heißen würde. Er soll selbst während der Corona-Pandemie gegen die Langeweile der Quarantäne für seine Mitbewohner ein garantiert infektionsfreies Spiel entwickelt haben: über die Haustelefone spielten sie "Schiffe versenken". Trocken humorvoll - und immer pragmatisch.
Leider war es dem ehemaligen U-Bootfahrer Friedrich Grade nicht mehr vergönnt, das an seinem letzten Wohnort vorbeifahrende U-Boot "U 17" wenigstens ein kleines Stück des Weges in das Technikmuseum Sinsheim zu begleiten. Mit 107 Jahren war er dann bedauerlicherweise doch nicht mehr ganz so "Borddienst-tauglich".
Einer der ältesten Bürger Deutschlands, ein wacher Kopf und kritischer Geist, ein bemerkenswerter Mensch und liebenswerter Marinekamerad, ist jetzt still und leise von Bord gegangen.
Sehr geehrter Herr Kpt. LI Grade. Ich habe zufällig soeben von Ihrer wirklich letzten Fahrt gelesen. Mein Vater war I WO von U 1004 und kannte Sie vermutlich auch. Als junger Sohn habe ich mit meinem Papa 1981/82 im Kino direkt „Das Boot“ angesehen. Meine Frage: „Papa war es so?“ Seine kurze Antwort: „Ja, nur schlimmer!“
Vielleicht trefft Ihr Kammeraden euch da oben wieder! Ich wünsche es Euch!! Allzeit gute Reise.
In U – Booten durch die Hölle gegangen, den Weltkrieg überlebt und 107 Jahre alt geworden. Großen Respekt. Ruhen Sie in Frieden.
Grüsse an Hardy Berschneider und Kurt Fröhlich da oben. Beide alte U-Bootfahrer, die es überlebt hatten.
Der LI Ist von Bord gegangen, vielleicht trifft er ja meinen Opa da oben. Er war I WO auf U- 828 Gerhard Röstel, hat den Krieg auch überlebt.
Da wo Sie jetzt sind LI Herr GRADE “ ACHTEN SIE MIR AUF DEN SCHMIERÖLDRUCK“
Gefühlt ein Mitglied der Familie, Freund u Kamerad meines Vaters, auch U-Boot-Fahrer, berührt mich sein Abgang