Mehrzweckschiff "Scharhörn" Foto: Michael Nitz

Mehrzweckschiff "Scharhörn" Foto: Michael Nitz

Ein beeindruckendes Beispiel für deutschen Spezialschiffbau

Neues Mehrzweckschiff SCHARHÖRN auf dem Weg zum Heimathafen Kiel

Nach erfolgreicher erster Probefahrt ist das neu gebaute Mehrzweckschiff „Scharhörn“ in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag durch den Nord-Ostsee-Kanal an seinem Liegeplatz am Ostuferhafen in Kiel angekommen. Bei der Werftprobefahrt am späten Vormittag traf die „Scharhörn“ dann mit der „Arkona“ zusammen, die der selben Behörde angehört.

Harald Janssen, Projektleiter Neubauten Mehrzweckschiffe bei der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV): „Die Probefahrt auf der Weser, bei der die „Scharhörn“ – unterstützt von Schleppern – zum ersten Mal mit eigenem Antrieb gefahren ist, war für uns ein Highlight. Auch das Zusammenspiel aller technischen Systeme hat hervorragend funktioniert und ist eine entscheidende Voraussetzung für die weiteren Schritte bis zur Indienststellung des Schiffes.“

"Scharhörn" und "Arkona" in der Kieler Bucht Foto: Michael Nitz
"Scharhörn" und "Arkona" in der Kieler Bucht Foto: Michael Nitz

Die Werft Abeking & Rasmussen in Lemwerder hat das Schiff im Auftrag der WSV gebaut. Es ist das erste von drei Mehrzweckschiffen: Die „Scharhörn“, die „Mellum“ und die „Neuwerk“ sollen die namensgleichen älteren und leistungsschwächeren Einheit aus den Jahren 1974, 1984 und 1988 ersetzen. Die Kosten des Projektes: Rund 680 Millionen Euro. Der Bau der Rümpfe und einiger Ausbauten erfolgten für alle drei Einheiten in Litauen. Die Mehrzweckschiffe werden für Nord- und Ostsee vorgehalten, sind aber auch für den Atlantik tauglich. Auf der Fassmer Werft in Berne wurden zuletzt alle Endausrüstungsarbeiten vorgenommen. Dazu zählt neben der abschließenden Installation und den Tests aller technischen Geräte in den Betriebsräumen auch die komplette Innenausstattung des Schiffes einschließlich des medizinischen Behandlungsraums, der Kombüse, der Messe und des Fitnessraums. Als zweites Schiff wird die „Mellum“ voraussichtlich Mitte 2026 und dann 2027 die „Neuwerk“ fertiggestellt werden.

Nach der Ankunft in Kiel wird die „Scharhörn“ zur Inspektion des Unterwasserschiffes und für Restarbeiten gedockt. Darüber hinaus steht eine Probefahrt nach Norwegen an, bei der der Pfahlzug mit einer Zugkraft von 145 Tonnen getestet wird. Während weiterer Erprobungsfahrten folgen Abnahmen der zahlreichen Anlagen wie z.B. des leistungsstarken Sonargeräts, der Feuerlöscheinrichtungen, der Öl- und Chemikalien-Unfallbekämpfungsanlagen sowie des Bordkrans. Im zweiten Quartal des neuen Jahres wird die „Scharhörn“ dann in Kiel getauft und vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee in Betrieb genommen.

An Bord ist Platz für ein 17-köpfiges Besatzungsteam plus über 30 weitere Personen, z.B. speziell geschultes Brandbekämpfungspersonal. Die neuen Einheiten verfügen über Helikopter-Decks, um Personal und Ausrüstung für Spezialaufgaben wie Brandbekämpfung, Versorgung von Verletzten oder Bekämpfung von Ölschäden transportieren und einsetzen zu können. Die Schiffe sind mit Hightech-Ausrüstung und spezialisierten Fachleuten ausgestattet und können mit einem Pfahlzug von 145 Tonnen auch havarierte Schiffe abschleppen. Ein besonderes Merkmal ist der Einsatz von LNG als Treibstoff. Der dafür nötige Tank ist groß dimensioniert und das gesamte System gekapselt, um auch bei Einsätzen an brennenden Schiffen sicher operieren zu können. Perspektivisch ist auch die Nutzung von synthetischem Methan als Treibstoff möglich. Die Schiffe erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 15 Knoten.

Die Mehrzweckschiffe sind ein zentraler Bestandteil der maritimen Notfallvorsorge in Nord- und Ostsee und bilden das Rückgrat der Havarie-Vorbeugung und -Bekämpfung. Zusätzlich hat die WSV drei Notschlepper gechartert und hält weitere Kapazitäten zur Ölaufnahme bereit. Vorfälle mit Einheiten der sogenannten russischen Schattenflotte zeigen die Notwendigkeit dieser Maßnahmen. Die neuen Schiffe werden künftig als „schwimmende Kommandozentralen“ der WSV bei Notlagen auf See dienen.

Text: WSV / Redaktion

Fotos: Michael Nitz @naval-press-service

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