RAS bei Nacht: Fregatte "Baden-Württemberg" und EGV "Frankfurt am Main". Foto: Bundeswehr/Theska

RAS bei Nacht: Fregatte "Baden-Württemberg" und EGV "Frankfurt am Main". Foto: Bundeswehr/Theska

Einsatzverband Indo-Pazifik: Wir werden sehr prominent wahrgenommen

Marineforum führte ein Interview mit Flottillenadmiral Axel Schulz, dem Kommandeur Einsatzflottille 2, gleichzeitig CTG 500.01 und damit Kommandeur des Einsatzverbandes Indo-Pazifik der Deutschen Marine.

Das IPD24 der Marine, Pacific Waves 24, hat ein erstes Drittel hinter sich. Mit Beginn RIMPAC tritt das Vorhaben in einen anderen, operativ fordernderen Abschnitt. Wie beurteilen Sie die bisherige Reise?

EGV "Frankfurt am Main" New York auslaufend. Foto: Bundeswehr/Theska

EGV "Frankfurt am Main" New York auslaufend. Foto: Bundeswehr/Theska

Ich sage nur: „Once in a Lifetime“! Eine großartige Unternehmung. Und ich bin stolz und glücklich, diesen Verband führen zu dürfen. Ich möchte ein Aneinanderreihen von Superlativen vermeiden, aber die Gastfreundschaft in Halifax war wie immer outstanding, und die Gelegenheit, in der Paradeaufstellung zur US-Fleetweek die Freiheitstatue einlaufend New York zu passieren, erlebt man auch nicht jeden Tag. Der Gedanke, in die Flut der weißen Uniformen am Times Square einzutauchen und mit den New Yorkern und amerikanischen Marinekameraden die Fleetweek zu genießen, verursacht bei mir immer noch eine Gänsehaut.

Auch die Passage des Panama-Kanals war sehr beeindruckend, – leider nur mit wenig Tageslicht.

San Diego war für uns ein echter Arbeitshafen, aus dem wir die erneute Erfahrung mitgenommen haben, dass ein Crew-Wechsel auf einer Fregatte der Klasse 125 im Einsatz alles andere als trivial ist. Ein echter Kraftakt für die beiden Besatzungen, die das am Ende aber prima hinbekommen haben. Den Besatzungen BRAVO und ECHO also meine Anerkennung – BRAVO ZULU!

Zurzeit liegen wir im historischen Marinestützpunkt Pearl Harbor. Wir hatten trotz einer intensiven Hafenphase und den Vorbereitungen auf die weltweit größte maritime Übung RIMPAC doch noch etwas Erholungszeit für die Besatzungen und Gelegenheit – frei nach „Magnum“ – das Paradies ein wenig kennenzulernen.

Was hat Sie persönlich bisher am meisten beeindruckt?

Fregatte "Baden-Württemberg". Foto: Bundeswehr/Theska

Fregatte "Baden-Württemberg". Foto: Bundeswehr/Theska

Auf dem Transit von San Diego nach Hawaii erkrankte ein mexikanischer Marinesoldat schwer und wurde an Bord des EGV "Frankfurt am Main" verbracht. Unser Ärzteteam konnte dem Soldaten mit einer Not-OP das Leben retten.

Unterm Strich hat die internationale Zusammenarbeit unter den befreundeten Marinen hervorragend funktioniert, auch wenn man bisher kaum Berührungspunkte hatte. Vom Notruf bis auf den OP-Tisch hat es nur 90 Minuten gedauert, das ist schon eine beachtenswerte Leistung. Das Marine Einsatz-Rettungszentrum (MERZ) mit seinen Profis von Ärzten und Sanitätsdienstpersonal hat mal wieder seinen operativen Wert als ein „Hauptwaffensystem“ des EGV eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Und wo waren Sie als CTG 500.01 bisher am stärksten gefordert?

Verbandsfahrt mit Fregatte "Baden-Württemberg". Foto: Bundeswehr/Schäfer

Ich habe ein starkes Team um mich herum, einen sehr guten Stab, hervorragende Schiffsführungen und klasse Besatzungen – insofern waren die Herausforderungen bisher gut handhabbar. Aber richtig los geht es dann morgen mit Auslaufen zur Seephase RIMPAC. Dort bin ich als Commander einer internationalen Task Group eingesetzt – das wird spannend und sicherlich herausfordernd. Aber auch diesbezüglich weiß ich, dass ich mich auf einen starken und eingespielten Stab verlassen kann. In der Hafenphase hat sich darüber hinaus gezeigt, dass wir nicht nur mit unseren engen Partnern und Verbündeten, mit denen wir tagtäglich üben, sondern auch mit den befreundeten pazifischen Marinen eine gemeinsame Basis haben. Das „mutual understanding“ unter Marinesoldaten ist erfahrungsgemäß ohnehin sehr groß. Dazu kommt, dass wir alle sehr ähnliche Verfahren nutzen. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir eine sehr erfolgreiche Übung erleben werden.

Welche Erwartungen haben Sie an RIMPAC? Bitte schildern Sie unseren Lesern ein wenig detaillierter, wie sich die Marinebeteiligung darstellt.

EGV "Frankfurt am Main" New York auslaufend. Foto: Bundeswehr/Theska

Fregatte "Baden Württemberg" läuft den EGV "Frankfurt am Main" an für ein RAS-Nacht-Manöver. Foto: Bundesehr/Theska

Wenn man auf der Brücke der "Baden-Württemberg" steht und die vielen grauen Schiffe anschaut, werden einem die Dimensionen dieser Übung sehr schnell klar. Die Silhouette des Flugzeugträgers "USS Carl Vinson" prägt das Bild, Arleigh Burke-Zerstörer liegen im Dreierpäckchen, und neben den vielen US-Heckflaggen entdeckt man nicht wenige, sehr vertraute und andere Flaggen von befreundeten Marinen.

Dieses Jahr werden sich 29 Nationen mit 40 Schiffen, drei U-Booten, 14 nationalen Landstreitkräften und über 150 Flugzeugen und Hubschraubern an dieser Übung beteiligen. Rund 25.000 Soldatinnen und Soldaten trainieren zusammen. Es ist eben die größte Marineübung der Welt, und wir haben das Privileg dabei zu sein.

Wie schon erwähnt, sind auch die pazifischen Partner echte Profis und wir begegnen uns alle auf Augenhöhe.

Flottillenadmiral Axel Schulz, Kommandeur Einsatzflottille 2 und Verbandsführer IPD. Foto: Bundeswehr/Theska

FAdm Axel Schulz. Foto: Bw/Theska

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit unseren Partnern? Gibt es eine besondere Erwartungshaltung – vielleicht gerade der Nationen aus dem indo-pazifischen Raum?

Die Zusammenarbeit mit unseren pazifischen Partnern ist unkompliziert und sehr freundschaftlich. Ich habe mich sowohl in den Arbeitssitzungen, als auch bei den persönlichen Begegnungen an Bord sehr wohl gefühlt und viel Verbundenheit gespürt. Bei vielen Gesprächen wurde ich auf unser vergangenes Engagement im Indo-Pazifik angesprochen. Dabei wurde mir klar, dass unsere Aktivitäten, angefangen mit der Reise der Fregatte "Bayern" vor drei Jahren, sehr prominent wahrgenommen werden. Mir wurde gespiegelt, dass ein verstetigtes deutsches Engagement sehr willkommen sei.

Das Interview führte Hans-Uwe Mergener.

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