Schnellboote der Klasse 143A an Oberdeck der MV "Happy Sky". Foto: Michael Nitz

Schnellboote der Klasse 143A an Oberdeck der MV "Happy Sky". Foto: Michael Nitz

Endgültiges "Good Bye Schnellboote"!

Eine Legende hat nun wohl endgültig ihre letzte Fahrt angetreten – wenn auch nicht auf eigenem Kiel! 

Die letzten sieben der Ende 2016 außer Dienst gestellten und im Marinearsenal Kiel (MArs Kiel) aufgelegten Schnellboote der Klasse 143A sind in einem mehrwöchigen Verlade- und Sicherungsvorgang auf das niederländische Schwergut-Transportschiff MV "Happy Sky" verfrachtet worden. Ein erstes Transportvorhaben scheiterte im November 2024 am Muschelbewuchs der Unterwasserrümpfe durch die lange Liegezeit – der Bewuchs hätte eine sichere Vertäuung mit Gurten auf der "Happy Sky" verhindert und die kurzfristige Reinigung der Rümpfe einige Probleme bedeutet. Auch ein zweiter Anlauf mit einem chinesischen Transportschiff fiel ins Wasser. Nun hat es wohl geklappt – wie die Bilderserie zeigt.

Die letzten sieben Schnellboote der Klasse, Foto: Michael Nitz
Die letzten sieben Schnellboote der Klasse, Foto: Michael Nitz

Das Transportschiff hat am 14. August 2025  Kiel mit der seltenen Fracht an Bord in Richtung Aliaga nahe Izmir tief in der Westküste der Türkei verlassen. Dort sollen die Schnellboote nun zur Ausschlachtung der an Bord eingerüsteten 42 MTU-Dieselmotoren (28 AnDiMot und 14 EDiMot) bearbeitet werden. Eine Weiterverwendung der Boote ist allerdings vertraglich ausgeschlossen.

Nachdem das Schwergut-Transportschiff am 20. August 2025 die Straße von Gibraltar passiert hat, soll der Transport laut Berechnungen von Schiffstracker am 25. August 2025 seinen Bestimmungshafen erreichen. Der Käufer der sieben 57,6 Meter langen und ehemals bis zu 42 Knoten schnellen Boote wird nach informierten Quellen aus dem Schifffahrtsbereich im Bereich der Abwrack- und Verwertungsbetriebe in Aliaga verortet.

Oberdecksfracht. Foto: Michael Nitz
Oberdecksfracht. Foto: Michael Nitz

Während die Schnellboote ex- S80 HYÄNE, ex-S79 WIESEL, ex-S75 ZOBEL (im Dreierpäckchen vorn von Backbord nach Steuerbord), ex-S76 FRETTCHEN und ex-S73 HERMELIN (achtern) an Oberdeck des Schwergut-Transportschiffes vertäut sind, befinden sich ex-S78 OZELOT sowie ex-S72 PUMA im Laderaum.

S71 GEPARD befindet sich seit 2016 als Museumsschiff im Deutschen Marinemuseum in Wilhelmshaven. S74 NERZ und S77 DACHS wurden nach ihrer durch Personal- und Ersatzteilengpässe bedingten Außerdienststellung im März 2012 an ein Lübecker Unternehmen zur weiteren Verwertung verkauft.

M. Nitz, A. Stephenson (Kommandant S80 HYA 1987-89)

Schnellboot S76 Frettchen (Klasse 143A). Foto: Bw/B.Wilke)
Schnellboot S76 Frettchen (Klasse 143A). Foto: Bw/B.Wilke)

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Eine Antwort

  1. Ein wirklich toller und auch etwas wehmütiger Artikel, der den Schnellbootlegenden die letzte Ehre erweist! Man spürt vom Artikel den Respekt vor dieser prägenden Ära der Marine.
    Dieses Ende ist vielleicht gar kein Abschied, sondern vielmehr der Startschuss für das nächste große Kapitel. Dein Gedanke, hier die Brücke zum Future Combat Surface System (FCSS) zu schlagen, trifft den Nagel auf den Kopf. Es ist faszinierend zu sehen, wie die strategische Notwendigkeit, die einst das Schnellboot hervorbrachte, heute in einer vollkommen neuen Form wiederkehrt.
    Vom „Hit-and-Run“ zum vernetzten Schwarm
    Die Schnellboote der Klasse 143A waren die perfekte Antwort auf die Bedrohungslage ihrer Zeit: plattformzentrierte „Hit-and-Run“-Jäger für die Ostsee. Jedes Boot war eine kleine Festung für sich.
    Das FCSS greift diesen Grundgedanken einer schnellen, schlagkräftigen Kraft für die Küstenregionen wieder auf, aber übersetzt ihn in die Kriegsführung des 21. Jahrhunderts. Hier kommt deine Differenzierung ins Spiel, die absolut entscheidend ist:
    Geist des Schnellboots, neue Technologie: Besonders spannend ist die Geschwindigkeitsforderung von rund 38 Knoten schon beim Testmuster im Rahmen der Operationellen Experimentation (OPEX), in der finalen Beschaffung kann dies ja noch weiter erhöht werden. Die Marine testet hier also ganz bewusst die Grenzen des technologisch Machbaren aus – quasi ein Stresstest, ob ein unbemanntes System die „Sprint-and-Strike“-Fähigkeit der alten Schnellboote wirklich erben kann.
    Das finale FCSS wird von den Tests lernen: Die Erkenntnisse aus der OPEX werden erst zeigen, welcher Kompromiss aus Geschwindigkeit, Reichweite, Seefestigkeit und Nutzlast, also auch Waffenlast für die Doktrin der „verteilten maritimen Schlagkraft“ am sinnvollsten ist. Aber allein die Tatsache, dass eine solch hohe Geschwindigkeit für die Erprobung gefordert wird, zeigt, dass der Geist des Schnellboots im konzeptionellen Herzen des FCSS weiterlebt.
    „Masse zählt“ neu gedacht: Früher brauchte man viele Boote mit vielen Besatzungen. Heute erreicht man Masse durch unbemannte, „verzichtbare“ Systeme, die im Schwarm agieren. Oder vielleicht vielmehr als Rudel? Das Konzept der verteilten maritimen Schlagkraft ist die logische Weiterentwicklung.
    Paradigmenwechsel, der Wandel von einer plattformzentrierten zu einer netzwerkzentrierten Doktrin: Das Risiko wird verteilt, die Reichweite der Sensoren stark erweitert und die Korvette K130 wird vom Solokämpfer zum „Mutter- und Führungsschiff“ eines intelligenten Schwarmes.
    Das Ende der Schnellboot-Ära ist also nicht nur das Ende einer Plattform, sondern der Abschluss einer ganzen taktischen Philosophie. Das FCSS ist zwar kein direkter Ersatz für die 143A Legenden, sondern eine Neudefinition der Fähigkeit.
    Es wird ein extrem spannendes Vorhaben für die Zukunft der Marine werden, neben den LRMV. 👍

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