Die "Britoil Guardian" wird der Bundeswehr zukünftig als Hochseeschlepper "Borkum" zur Verfügung stehen. Foto: Bundeswehr/Dodenhoff

Die "Britoil Guardian" wird der Bundeswehr zukünftig als Hochseeschlepper "Borkum" zur Verfügung stehen. Foto: Bundeswehr/Dodenhoff

Hochseeschlepper "Made in China" für die Deutsche Marine

Das Beschaffungsamt der Bundeswehr hat einen weiteren Hochseeschlepper für die Deutsche Marine gebraucht gekauft. Der Schlepper soll unter dem Namen "Borkum" fahren und wurde aufgrund seines geringen Alters von nur zwei Jahren ausgewählt. Die Kaufsumme liegt nach Angaben aus Koblenz im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Die Beschaffung wurde innerhalb von fünf Monaten realisiert. Derzeit fährt der Schlepper „Britoil Guardian“ unter der Flagge Singapurs mit der IMO Nummer 9797280.

Britoil Guardian

AHTS Britoil Guardian Foto. Britoil

Gebaut wurde das Schiff bei Guangdong Yuexin Ocean Engineering in China unter der Baunummer YX3252S. Die Werft wurde unter diesem Namen erst 2000 gegründet und ist auf den Bau sogenannter AHTS – Anchor Handling Tug Supply – spezialisiert. Im November 2022 wurde der Schlepper an Britoil Offshore Services PTD LTD ausgeliefert und sollte ursprünglich unter dem Namen "Coral Guardian" zum Schutz des Great Barrier Reefs bereit stehen, also als Notschlepper, falls Schiffe mit Manövrierbehinderung oder im Verlauf einer Havarie das Riff gefährden. Er ist 70m lang, 17m breit und hat bei 5,5 m Tiefgang eine BRZ von 2888. Dieser Typ Schlepper kann getrost als "einfachstes Arbeitsgerät" bezeichnet werden, vom Standard abweichende Ausstattungen oder Spezifikationen, z.B. Unterwasserarbeitsgeräte, hat er nicht. Angetrieben von drei 2100Kw Caterpillar Generatoren verschaffen zwei 2900Kw starke Strahlruder dem Schlepper eine Höchstgeschwindigkeit von 13,5 Knoten (Eco Speed 10,0 kn). Der Pfahlzug wird mit 100 Tonnen angegeben. Partner der chinesischen Bauwerft sind auch deutsche Firmen, so der Getriebehersteller ZF, Antriebshersteller Schottel und Siemens. Man beliefert Reedereien auf der ganzen Welt. Laut Werftangaben legt man besonderen Wert auf komfortablen Innenausbau. Das wird sich für die Deutsche Marine und ihre Ansprüche an Unterbringung und Komfort sicher bewähren müssen. Das Schiff hat 8 Einzel- und 12 Doppelkabinen und kann 20 weitere Personen unterbringen. Die vom BAAINBw angekündigte Umrüstung in 2025 soll jedenfalls nicht die Unterbringung, sondern nur Einrüstung von militärischem Funk und Navigation betreffen.

Die Übernahme der zukünftigen „Borkum“ in Kiel ist für September dieses Jahres geplant, gefolgt von der Indienststellung im Oktober.  Bis dahin wird die „Borkum“ der Marine zur Eigenausbildung der Besatzung zur Verfügung stehen. Zusammen mit dem Schlepper „Rügen“ wird die "Borkum" die über 50 Jahre alten Schlepper „Wangerooge“, „Spiekeroog“ und „Fehmarn“ ersetzen, deren Instandsetzung als unwirtschaftlich eingestuft wurde. Nach jetzigem Stand sollen sie als Interimslösung für mindestens sechs Jahre dienen. Dann soll ein Nachfolgesystem entwickelt werden.

 

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