Wir haben es mit Spannung erwartet, nun ist es passiert: IRIS-T SLM trifft auch „auf hoher See“ während „Maritime Firing Exercise“ der Deutschen Marine vor Norwegen. Das Manöver findet vom 13. bis 24. Oktober 2025 vor der norwegischen Küste bei Andøya statt.
Die Fregatte „Sachsen“ ist das Flaggschiff und führt bis zu zehn deutsche Einheiten an, darunter Fregatten, Korvetten, Tender, Versorger, Bordhubschrauber und ein U-Boot. Ziel der Übung ist es, die Abschreckungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft der Marine für die Landes- und Bündnisverteidigung zu demonstrieren. Neben der Marine nehmen auch das Heer, die Luftwaffe und internationale Partner teil, um die Zusammenarbeit zu stärken. Es handelt sich um das größte Schießvorhaben der Marine seit Jahrzehnten, mit bis zu 54 Flugkörperabschüssen sowie Torpedo- und Artillerieschüssen zur realistischen Erprobung der Waffensysteme.
Nach den Einsätzen der Fregatte "Hessen" im Roten Meer und der Fregatte "Hamburg" im Mittelmeer rückte die Abwehrfähigkeit gegen Bedrohungen aus der Luft der Deutschen Marine in den Focus. Insbesondere die Fähigkeiten der Fregatte der Klasse 125 geriet in die Kritik, als die „Baden-Württemberg“ aus Gründen der Sicherheit nicht durch das Rote Meer, sondern um das Horn von Afrika fuhr. Eine gute Maßnahme, um die Besatzungen nicht unnötig den Gefährdungen durch die Huthi auszusetzen. Schon damals forderte die Marine eine Aufwertung.
Nunmehr geschah das, was der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan Kaack als „Lichtgeschwindigekeit“ bezeichnete, der IRIS-T versuch ist gelungen, offenbar kann man etwas, was für „Land“ gebaut wurde, nun dich auf See einsetzen. Ein Glaubenssatz weniger….
Diehl Defence hat mit einem navalisierten Systemdemonstrator des bewährten bodengebundenen Luftverteidigungssystems IRIS-T SLM an der „Maritime Firing Exercise 2025“ (MFE) – dem größten Flugkörperschießen der Deutschen Marine seit drei Jahrzehnten – teilgenommen. Die Übung mit der Bezeichnung „Andøya“ dient den Besatzungen dazu, komplexe Waffensysteme und Verfahrensabläufe unter nahezu realen Bedingungen zu trainieren.
Ein so genanntes AAW-Modul (Anti Air Warfare-Modul) wurde in enger Zusammenarbeit mit der Kundenseite in Rekordzeit entwickelt und auf dem C-Deck der Fregatte „Baden-Württemberg“ (Typ F125) integriert. Der Demonstrator wurde in weniger als zehn Monaten, von der Idee bis zum Firing, umgesetzt. Das in der Ukraine bereits einsatzbewährte IRIS-T SLM-System zeigte dabei auch auf hoher See seine bekannten Qualitäten und erfüllte bei der MFE 2025 alle gesetzten Test- und Erprobungsziele. Das navalisierte IRIS-T SLM System hat dabei seine hohe Trefferquote bestätigt. Damit erreichte Diehl Defence den wichtigen Meilenstein, erstmals eine navalisierte Variante eines Luftverteidigungssystems mit einem Flugkörper der IRIS-T-Familie erfolgreich erprobt zu haben.
Seit 2016 nutzt die Deutsche Marine regelmäßig das Schießgebiet Andøya im Norden Norwegens für Tests und Übungen mit verschiedenen Waffensystemen. Die Nähe zu Deutschland und die guten Bedingungen vor Ort machen Andøya besonders geeignet. 2021 wurde ein Abkommen zwischen Deutschland und Norwegen geschlossen, das die Nutzung des Schießgebiets auch in den kommenden Jahren regelt. Ob dieser erfolgreiche Test der Weg für die Serieneinführung von IRIS-T SLM für die Marine ist, wie Diehl stolz verkündet, werden die nächsten Auswertewochen zeigen.
Aber auch für Pessimismus haben wir keine Zeit.
Text: Diehl / hsc