F-35B Lightning II der Marina Militare. Foto: Marina Militare

F-35B Lightning II der Marina Militare. Foto: Marina Militare

Italienische Marine-Jets über dem Schwarzen Meer

Training Mission als Abschreckung der NATO?

Die NATO scheint ihre Abschreckung in Südosteuropa erhöhen zu wollen: Wie das Hauptquartier der Naval Striking and Support Forces NATO (STRIKFORNATO, Oeiras/Portugal) am vergangenen Wochenende über seine Social Media-Kanäle meldete, hätten unlängst moderne italienische Kampfflugzeuge vom Typ F-35B eine „training mission“ über dem Schwarzen Meer absolviert. Unterstützung sollen sie von einem französischen Tankflugzeug vom Typ A330 MRTT erhalten haben. Sowohl STRIKFORNATO als auch das Allied Joint Force Command in Neapel (JFC Naples) veröffentlichten dazu zwar Bildmaterial, hielten sich mit weiterführenden Angaben jedoch zurück.

F-35B im Landeanflug auf die "Cavour". Foto: Marina Militare

F-35B im Landeanflug auf die "Cavour". Foto: Marina Militare

Laut Foto und Video unternahmen die Einheiten den Flug tagsüber und in großer Höhe; Wolken versperren den Blick auf den Boden, so dass nicht klar ist, wo die Aufnahmen gemacht wurden. Zu sehen sind lediglich zwei Jets sowie ein Tanker. Entsprechende Markierungen unterhalb des Cockpits der F-35B deuten darauf hin, dass sie zur italienischen Marine gehören. Die Marina Militare verfügt über 15 F-35B Lightning II für ihren Träger "Cavour", während die Aeronautica Militare (italienische Luftwaffe) weitere 15 Flugmuster für Einsätze von kleineren Flugplätzen betreibt – neben 60 Exemplaren F-35A). Vom A330 MRTT ist hauptsächlich nur ein Flügel zu sehen.

Auf seinen Social Media-Kanälen wie Instagram und LinkedIn berichtet das Hauptquartier von STRIKFORNATO, dass der Flug unter dessen Federführung („command and control“) erfolgt sei. Anlass wäre die erste diesjährige Durchführung der „enhanced Vigilance Activity NEPTUNE STRIKE “ gewesen, welche am 1. April begonnen habe (eVA, NEST 25-1).

Hintergrund zu NEPTUNE STRIKE

Bei NEPTUNE STRIKE handelt es sich weder um eine von langer Hand geplante Übung mit vordefiniertem Ablauf noch um eine Operation im Sinne eines Einsatzes nach deutschem Verständnis. Vielmehr gehe es darum, kurzfristig maritime Hochwertfähigkeiten wie Flugzeugträger in alliierte Strukturen einzubinden. Dies geschieht in der Regel durch Übertragung der Befehlsgewalt an eine NATO-Dienststelle („transfer of authority“, TOA). Mit dem Prozess plus anschließenden multinationalen wie multidimensionalen Missionen solle erhöhte Wachsamkeit ausgestrahlt werden, sprich: Abschreckung.

F-35B der Marina Militare an Land. Foto: Marina Militare

NEPTUNE STRIKE ist das Vorzeigevorhaben von STRIKFORNATO und findet seit Frühjahr 2022 regelmäßig in Europa und umliegenden Gewässern statt – allerdings in wechselnden Abständen und unterschiedlichen Ausprägungen. Letzteres betrifft unter anderem die Dauer, den Umfang der beteiligten Kräfte sowie den regionalen Schwerpunkt.

Der Fokus von NEST 25-1 liege laut Pressemitteilung von STRIKFORNATO auf der Südflanke der NATO, wozu das Mittelmeer und das Schwarze Meer plus die jeweiligen Anrainerstaaten zählen. An der eVA sollen Kräfte aus 13 Nationen teilnehmen. Deutschland wird nicht aufgeführt.

Im Allgemeinen nichts neues, im Besonderen schon

NATO-Kampfflugzeuge über dem Schwarzen Meer sind grundsätzlich nichts neues: Seit Russlands Annexion der Krim 2014 besteht das „Southern Air Policing“ über Rumänien und Bulgarien inklusive deren Küsten. 2017 ist eine durchgängige Rotation eingerichtet worden. Infolge dessen unterstützen Jets aus anderen NATO-Staaten durchgängig die beiden Länder bei der Überwachung ihres Luftraums. Nach Russlands Überfall auf die Ukraine 2022 wurde die Mission erweitert und nennt sich nun „enhanced Air Policing South“ (eAPS). Deutschland beteiligt sich regelmäßig mit Eurofighter und dazugehörigem Bodenpersonal.

F-35B auf dem Flugdeck der "Cavour". Foto: Marina Militare

F-35B auf dem Flugdeck der "Cavour". Foto: Marina Militare

Die Entsendung der zwei italienischen F-35B über das Schwarze Meer stellt dennoch etwas Besonderes dar: Einerseits handelt es sich um ein Novum in der Geschichte von NEPTUNE STRIKE. Hinter dem Flug stecke die Absicht, die NATO-Präsenz in der Region zu stärken. Andererseits scheint der Flug nicht der Luftraumüberwachung gedient zu haben, sondern kann stattdessen als Machtdemonstration angesehen werden. Dafür spricht etwa die in den Social Media-Beiträgen gemachte Formulierung über die Luftbetankung. Demnach wäre die Allianz in der Lage, jeden Winkel ihres Zuständigkeitsbereichs erreichen zu können („non-stop readiness in our mission to deliver high-end capabilities to every corner of NATO territory“).

Text: Redaktion / Helge Adrians

Quelle / Fotos: Insta / NATO.int / bmvg.de

10. Apr. 2025 | 0 Kommentare

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