Ab und zu muss man eine alte Nachricht wieder hervorziehen und ihr einen neuen Stand verpassen. So auch in diesem Fall.
Das wegen schlagartig widriger Wetterentwicklung am 8. Juli im Mittelmeer vom Flugdeck der USS Harry S. Truman gefegte Kampfflugzeug Typ F/A-18E Super Hornet wurde zwar in weniger als 24 Stunden nach dem Ereignis auf 2.895 Metern Wassertiefe geortet, konnte aber erst nach 27 Tagen als „geborgen“ notiert werden. Trotzdem eine beachtliche Leistung!
Eingespieltes Team
Zum Einsatz kamen dabei wieder die üblichen Verdächtigen, die in solchen Fällen von der US Navy zu Hilfe gerufen werden: der ferngesteuerte Unterwasser-Roboter CURV-21, SUPSALV (Supervisor of Salvage and Diving) und Phoenix International mit seinem Multi-purpose Construction Vessel (MPV) Everest. Nennenswerteste Leistung dieses Teams war die Bergung eines MH-60S Seahawk Hubschraubers aus 19.075 Fuß Tiefe, den die US Navy im Januar 2020 vor der japanischen Küste verloren hatte. Allerdings musste dieses Gespann innerhalb eines Jahres bereits zum dritten Mal ausrücken! Das zeigt aber auch die Möglichkeiten der amerikanischen Marine, selbst in sehr schwierig erscheinenden Situationen zügig erfolgreiche Lösungen zu verfolgen.
Retoure nach USA
Die Überreste des Flugzeuges wurden notdürftig verpackt der US Navy auf Sizilien übergeben (auch die blauen Mülltüten sind bei den Amerikanern größer!). Mitte August ging es auf das Roll-on/Roll-off-Schiff USNS Mendonca (T-AKR 303, Bob Hope-Klasse, Military Sealift Command) zum Weitertransport nach Amerika zwecks detaillierter Untersuchung. Und was wird als Ergebnis dabei herauskommen? Damit so etwas garantiert nicht noch einmal passiert, wird vermutlich die bekanntermaßen lange Checkliste vor einem Katapultstart an Bord eines Flugzeugträgers um eine zusätzliche Box erweitert werden: Bei starken Winden - doppelte Ketten ausbringen!
Ursprünglicher Beitrag
Klimawandel trifft Flugzeugträger: USS Harry S. Truman verliert eine Super Hornet im Mittelmeer
Am Freitag, 8. Juli 2022, soll im Mittelmeer eine starke Windböe eine Boeing F/A-18E Super Hornet (single seat) vom Flugdeck des Flugzeugträger USS Harry S. Truman geweht haben. Das Flugzeug war nicht besetzt, und bis auf eine Person ist auch sonst niemand zu Schaden gekommen. Geophysiker machen auf Grund der Wetterlage im Gebiet einen sogenannten „Microburst“ für den Vorgang mitverantwortlich. Das hört sich spektakulär an – und muss wohl auch mit Vorsicht betrachtet werden!
"Eingepickt und bemust!"
Da die gut 16 Tonnen schweren Jets des Trägers grundsätzlich mit Ketten an Oberdeck festgemacht sind, kann auch eine 150 Kmh-Windböe an den Tragflächen zwar erheblich Auftriebskräfte erzeugen, aber nicht den Flieger so einfach über die Süllkante schubsen! Es sei denn, man war gerade dabei, den Jet auf dem Deck zu manövrieren, also zum Einsatz aufzustellen und fertig zu machen, mit Motorkraft auf eine Parkposition zu ziehen/schieben, oder es hat ihn einfach ungesichert vom Aufzug weggefegt. Jedenfalls muss es eine phänomenale Unachtsamkeit, ein bisher unerklärter Unfall, oder ein außergewöhnliches meteorologisches Ereignis gewesen sein, das die „Truman“ da kalt erwischt hat – oder eine Verkettung von alledem. Vielleicht war es auch nur eine unvollständige Einschätzung der Wettersituation, die zum Verlust des 67-Millionen-Dollar teueren Angriffsjägers geführt hat.
Microburst
Microbursts sind abwärts gerichtete Luftströmungen sehr begrenzter Ausdehnung, die in Gewitterlagen mit Orkanstärke auf den Boden treffen können und dann radial nach außen abgelenkt werden. Ähnlich Tornados – nur umgekehrt. Sie waren vor gut 35 Jahren noch verschiedentlich für Luftfahrzeugunfälle verantwortlich, aber heute etablierte Vorhersagen und Warnungen haben diese drastisch reduziert. Dennoch war die Wettersituation in der Ägäis außergewöhnlich: Ein kräftiger Tiefdruckkern mit Zentrum über Norditalien und starken Kaltluftströmungen in der Höhe – das ganze hinwegziehend über Mittelmeerwasser, das sich bereits bis zu 4° über den ohnehin hohen Normalwert erhitzt hatte. Da darf man schon mal von einer höchst instabilen Wettersituation sprechen.
Bergung
Nun wird die U.S.Navy wohl wieder über eine Bergung nachdenken, denn so ein Teilchen lässt man nicht gerne unbeaufsichtigt am Meeresboden herumliegen. Zu viele andere Nationen suchen so etwas für ihre technischen Sammlungen. Die auf diese Arbeiten spezialisierten Partner der U.S. Navy sind durch diverse Flugzeugverluste der letzten Monate gut eingespielt - und im Mittelmeer muss man nicht ganz so tief tauchen, wie das bei den letzten Bergungen im Südchinesischen Meer (3.780 Meter) notwendig war.
Zusammenfassung: nichts Genaues weiss man nicht.
Vorschlag: bitte dem Artikel dann einen weiteren „neuen Stand verpassen“, wenn die Stellung von Pluto zu Saturn samt Aszendenten und die Geburtsstunde des Kapitäns mit dem Ereignis korreliert sind.