"Chuan Hong 68" beim Hochseebaggern vor Malaysia. Foto: MMEA

"Chuan Hong 68" beim Hochseebaggern vor Malaysia. Foto: MMEA

Kriegsgräber auf See: China lässt britische Wracks plündern

Die malaysische Marinebehörde (Malaysian Maritime Enforcement Agency (MMEA)) hat Ende Mai den ohne Genehmigung in ihrer Wirtschaftszone vor der Südprovinz Johor ankernden chinesischen, zum Hochseebaggern ausgerüsteten Bulk-Carrier "Chuan Hong 68" festgesetzt. Bei der Durchsuchung wurden Metalle, Waffenteile und großkalibrige Munitionshülsen entdeckt. Kapitän und Crew (32) seien daraufhin festgenommen worden, sind inzwischen aber wieder samt Schiff entkommen. Malaysia wirft der Besatzung des Fahrzeuges vor, illegal Wrackteile am Rande des Südchinesischen Meeres zu bergen und insbesondere britische Kriegsschiffswracks aus dem Zweiten Weltkrieg zu plündern.

"Chuan Hong 68" vor Malaysia. Foto: MMEA

Wertvolle Metalle

Altmetalle wie Stahl, Kupfer, Aluminium und Bronze sind wertvoll. Insbesondere Stahl aus der Zeit vor den Atombombenabwürfen auf Japan und den Bombentests im Pazifik (Vorkriegsstahl) wird hoch gehandelt, weil er nur eine geringe radioaktive Belastung aufweist. Dieser Stahl wird für medizinische und wissenschaftliche Instrumente genutzt, wenn mit ihnen zum Nachweis von Krebszellen geringste Strahlungsquellen registriert werden sollen - was sie nicht können, wenn sie bereits durch eingeschmolzene radioaktive Partikel unempfindlicher sind oder sogar Messwerte verfälschen. Je sensibler die Messgeräte, umso geringer auch die radiochemische Belastung des Patienten.

"HMS Prince of Wales" in Singapur. Foto: Imperial War Museums/H.R.Abrahams

Kriegsgräber auf See

Im Dezember 1941 wurden der Schlachtkreuzer „HMS Repulse“ und das Schlachtschiff „HMS Prince of Wales“ - dereinst Stolz der Royal Navy - von der japanischen Luftwaffe nur Tage nach dem Angriff auf Pearl Harbor in malaysischen Gewässern versenkt. Über 840 Seeleute starben. Die Wracks gelten zwar als Kriegsgräber, werden aber seit Jahren von Plünderern abgetaucht. Beide Schiffe liegen in 60 Metern Tiefe und sind damit noch gut erreichbare Ziele.

"HMS Repulse". Foto: Imperial War Museums, UK

Vandalismus unter Wasser

Das britische Verteidigungsministerium kritisierte die Plünderungen des chinesischen Fahrzeugs und äußerte sich erschüttert über den offensichtlichen Vandalismus an den ausgewiesenen Kriegsgräbern. Es brauche eine Strategie für die Bewahrung des maritimen Erbes unter Wasser. Mit einem speziellen Gesetz versucht Großbritannien die Grabstätten und damit auch die Totenruhe zu schützen, hat selbst aber keine Handhabe in fremden Seegebieten. Und gegen staatliche Plünderei ist bisher schon gar kein Kraut gewachsen!

Ausstellung

Übrigens - die Schiffsglocken der „HMS Prince of Wales“ (öffentlich ausgestellt) und der „HMS Repulse“ befinden sich im National Museum of the Royal Navy, Portsmouth. Da sind sie für eine Weile sicher.

Quellen: bbc/tja/dpa/stern/usni/gcaptain/reuters

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