Gastanker im Stau vor Spanien.

Gastanker im Stau vor Spanien.

LNG-Tanker stauen sich an Europas Küsten

25. Okt 2022 | Headlines, News, Schifffahrt | 0 Kommentare

Bereits seit Wochen liegen prall gefüllte LNG-Gastanker vor der südwestspanischen Küste vor Anker und warten auf einen Termin zum Entladen der heiß ersehnten Fracht. Auch wenn Spanien in Europa mit 6 Terminals über die wohl größten Wiederverdampfungskapazitäten (35%) und mit fast 45% auch voluminösesten Aufbewahrungsmöglichkeiten Europas verfügt, so können proTerminal immer nur ein Tanker zeitaufwendig kontrolliert entladen werden. Dazu ist das tiefgekühlte und damit flüssige Gas abzupumpen, wieder aufzuwärmen, abzuleiten und zu speichern. Und wenn dann noch die Speicherkapazitäten mit bis zu 90% Befüllung ausgeschöpft sind, dann lässt sich auch das schönste Gas nicht mehr weiterleiten – zumal die transnational nach Norden abgehenden Pipelines sich auf zwei reduzieren und nur begrenzte Reichweite nach Frankreich hinein haben. Erst Anfang November könnte frühestens durch tatsächlich steigenden Gasverbrauch im Lande weiter Gas abfließen.

Vor der Küste und im Mittelmeer sollen sich über 35 Schiffe befinden, zum Teil liegen sie schon seit drei bis vier Wochen abwartend vor Cadiz. Meist sind sie aus nordamerikanischen Häfen (Port Arthur/Texas) ausgelaufen. Nun warten sie auf ihre Entladung, vielleicht auch auf den üblichen Preisanstieg in den Wintermonaten, oder auf einen anderen Speicherplatz im europäisch-nordafrikanischen Umfeld. Allzu lange warten ist auch unrentabel, besonders dann, wenn das Risiko einer Preisnivellierung auf niedrigerem Niveau droht. Hintergründe für diesen Gasstau sind das außergewöhnlich warme Wetter im Oktober und ein gewisser Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten in ganz Europa. Was allerdings auch den Druck aus dem Gasliefergeschäft etwas herausnimmt, ist die reduzierte Gasverladekapazität in den USA, wo nach einer Explosion und einem Brand die Ladestation des zweitgrößten Exporteurs in Freeport/Texas im Juli ihren Betrieb einstellen musste.

Andererseits hat auch China vor kurzer Zeit seine LNG-Exporte eingestellt, um diese Vorräte im Lande selbst zu behalten – was auf einen mittelfristig steigenden Gas-Import nach China hindeuten könnte. Dann würde sich eine Flotte von Tankern womöglich dorthin begeben, wenn nicht bald die im Bau befindlichen europäischen – vor allem deutschen – LNG-Terminals ans Netz gehen. Wenn sich jetzt auch noch erheblich Schwankungen im Gaspreis abzeichnen, dann verändern sich alle Vorzeichen wieder. Dann gibt es wieder Gewinner und Verlierer im LNG-Frachtgeschäft – wer das sein wird, das lässt sich derzeit schwer abschätzen. Irgendeiner gewinnt immer!

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