Fertiggestellte Hull Vane für "HNLMS Groningen". Foto: Hull Vane BV, NDL

Fertiggestellte Hull Vane für "HNLMS Groningen". Foto: Hull Vane BV, NDL

Niederlande: Hull Vane für die GRONINGEN

Anfang Juni 2022 wurde in Den Helder die erste Hull Vane für die Königlich Niederländische Marine ausgeliefert. Dies ist ein unter dem Heck anzubringendes Leitblech, das Schiffe schneller und leiser werden lässt, also effizienter macht, und gleichzeitig ihr Seeverhalten verbessert. Dieses Leitblech wird Anfang 2023 am Heckspiegel der "HNLMS Groningen" installiert, einem der vier 108 Meter langen und mit 3.800 Tonnen durchaus fregattengroßen Hochsee-Patrouillenschiffe (OPV) der "Holland"-Klasse.

Entwicklung

Der niederländische Hydrodynamik-Spezialist Hull Vane BV hatte 2015 als Patentinhaber in einer Studie berechnet, dass das Leitblech die jährlichen Treibstoffkosten für ein Patrouillenschiff um ca. 13 % senken könnte. Die Defence Materiel Organisation (DMO) des niederländischen Verteidigungsministeriums erteilte weitere Forschungsaufträge bezüglich der Funktionsfähigkeit und der strukturellen Festigkeit des Leitbleches sowie zur Optimierung der Seeeigenschaften des Trägerfahrzeuges. Finanziert wurden diese Arbeiten von dem kleinen niederländischen Unternehmen MIND (Military Innovation by Doing). Ungewöhnlich, aber ein gutes Beispiel dafür, dass durch neue Verfahren Innovationen für die Verteidigung umsetzbar werden.

Funktion

Während ein Profilflügel am "leichten" Flugzeug Auftrieb erzeugt, generiert das Leitblech unter dem "schweren" Heck durch die beschleunigte Wasserströmung auf seiner Oberseite einen Unterdruck hinter dem Schiff, was die Heckwelle reduziert - was bei gleichem Energieverbrauch mehr Vortrieb ergibt. Wegen des direkten Zusammenhangs zwischen dem Wellensystem eines Schiffes und seiner Antriebsleistung - Wellenberge sind Zeugnis von Reibungsverlusten durch ungünstige Strömungsverhältnisse am Schiffskörper - reduziert jede Verminderung auch der Heckwelle den Kraftstoffverbrauch. Dies funktioniert ähnlich wie ein Bugwulst, der die Bugwelle reduziert und das gesamte Wellensystem eines Schiffes positiv beeinflusst.

HNLMS Groningen (P 843). Foto: Michael Nitz

Umsetzung

Als Ergebnis der Studie zur Leistungsoptimierung wurde der Bauauftrag erteilt und bei Hull Vane BV das größte und schwerste jemals gebaute Leitblech fertiggestellt - das nun zum Anbau bei nächster Werftliegezeit der "Groningen" bereit steht. Laut Hersteller sind inzwischen mehr als 40 derartige Leitbleche unter einer Vielzahl von Schiffstypen im Einsatz, womit man diese Technologie durchaus als bewährt bezeichnen darf und auch ausländische Marinen dieses Projekt mit großem Interesse verfolgen.

Taktische Vorteile

Neben der Energieeinsparung, die automatisch zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen führt, bietet das Leitblech auch taktische Vorteile für das Schiff. Es wird eine höhere Höchstgeschwindigkeit bei gleicher Antriebsleistung haben und dabei seinen Trimm über alle Geschwindigkeitsbereiche behalten. Hubschrauberlandungen werden bei rauem Wetter sicherer sein und es wird erwartet, dass ein Aussetzen und Einholen des schnellen Tochterbootes über die Heckbucht der "Groningen" risikovermindert erfolgen kann. Darüber hinaus reduziert ein geringeres Kielwasser sowohl den Geräuschpegel und damit die Auffassreichweiten unter Wasser, als auch die optische "Schleppe" als Markenzeichen bei Aufklärung aus der Luft oder dem Weltraum. Nicht ganz unwichtig für ein Marineschiff gerade in Kriegszeiten!

Eine einleuchtende Idee

Bleibt die Frage, warum niemand früher auf diesen Trichter gekommen ist? Wir werden den Fortgang weiter verfolgen und berichten.

Hull Vane ist ein Markenzeichen der Hull Vane BV, Wageningen, NDL.

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