Keine strategische deutsch-norwegische Partnerschaft wie bei den U-Booten
Es war schon länger Gesprächsstoff an der Küste: Werden sich die Ziele der Deutschen Marine, mit der Klasse 127 einen Nachfolger für die Luftabwehrfähigkeit der Klasse 124 zu planen, mit den Vorhaben der Norweger für eine neue Fregattenklasse vereinbaren lassen? Die positiven Signale aus der U-Boot Zusammenarbeit, die nicht nur technisch, sondern auch politisch ein neues Zeitalter einläuteten, machten Hoffnung. Auch auf persönlicher Ebene entwickelt sich die Kooperation vorbildlich. Man mag sich. Das hat aber nichts damit zu tun, ob das Produkt passt. Und das tut es für die Norweger nämlich nicht.
TKMS ist nicht der Verlierer
Norwegen hat geprüft, was aus Frankreich, Deutschland, den USA und Großbritannien möglich ist. Dass man noch einmal mit Spanien kalkuliert, war nicht zu erwarten. Spätestens seit der schwierigen und teuren Beschaffung der Fridtjof Nansen-Klasse und dem Vergleich mit Navantia wegen der verunglückten „Helge Ingstadt“ wäre das dem norwegischen Steuerzahler nicht zu erklären gewesen. Die Kieler TKMS hatte nicht an der Ausschreibung teilgenommen, daher fällt auch das Statement von TKMS wenig aufgeregt aus: "TKMS hat mit dem laufenden Bauauftrag für bisher vier U-Boote der 212CD-Klasse eine enge, vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit mit Norwegen im Unterwasserbereich. Zwei weitere Boote stehen in Norwegen noch zur finalen Entscheidung an. Im Überwasserbereich steht TKMS unter anderem für die Beschaffung der Flugabwehr-Fregatte F127 durch die Deutsche Marine bereit. Der Bundestag hatte dafür bereits Ende 2024 die Weichen gestellt“, so ein Sprecher.
Europäische Partnerschaft
Nun hat Norwegen sich für den Typ 26 entschieden. Damit hat Norwegen nun einen weiteren strategischen Partner und löst damit die größte Investition in die Verteidigungsfähigkeit des Landes aus. Mit dem Kauf ist es nicht getan: Norwegen und das Vereinigte Königreich planen eine bindende Vereinbarung zur Zusammenarbeit beim Erwerb, Betrieb und der Weiterentwicklung von Fregatten, um gemeinsam die Sicherheit im hohen Norden zu stärken. Die Lieferung soll ab 2030 beginnen. Das Vereinigte Königreich sichert eine industrielle Kooperation im Wert der Anschaffung zu, während separate Vereinbarungen mit Industriepartnern ausgehandelt werden.
Klassischer Fregattenbau trotz Wandel des Seekrieges
Die norwegischen Varianten vom Typ 26 werden speziell für die U-Boot-Bekämpfung ausgerüstet. Das liest sich "klassisch", Seestreitkräfte sehen sich aber zukünftig mit Drohnenwaffensystemen – auch unter Wasser – konfrontiert. Gegner können durch Masse und Kosten-Nutzen-Vorteil dominieren. Die damit einhergehend grundlegende Neubewertung der Verteidigungsstrategien in der NATO, insbesondere im maritimen Bereich, findet hier bisher noch keinen Niederschlag. Wir sind gespannt, wie das konzeptionell auch für Angriffsoperationen erdacht werden wird, denn es ist die erste neue Fregattenklasse in der NATO, die nach den Erkenntnissen aus dem Schwarzen Meer geplant wird.