Von Huthi-Rebellen gekaperte "Galaxy Leader" wird in jemenitische Gewässer dirigiert. Foto: Houthi Military Media

Von Huthi-Rebellen gekaperte "Galaxy Leader" wird in jemenitische Gewässer dirigiert. Foto: Houthi Military Media

Piraterie auf See: IMB des ICC meldet im Jahresbericht 2023 erneut Zunahme

11. Jan 2024 | Headlines, News, Schifffahrt | 1 Kommentar

Aus einer Pressemitteilung des Berliner Büros des Internationalen Schifffahrtsbüros der ICC.

Am 11. Januar 2024 veröffentlichte das International Maritime Bureau (IMB) der Internationalen Handelskammer (ICC) in London seinen Jahresbericht 2023 zur Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen auf See und verzeichnet dabei eine Zunahme von Vorfällen (120) Im Vergleich zum Vorjahr (115). 105 Schiffe wurden geentert, neun Angriffe versucht, vier Schiffe gekapert und zwei Schiffe beschossen.

Das IMB warnt insbesondere vor der zunehmenden Gefährdung der Schiffsbesatzungen: Die Zahl der Besatzungsmitglieder, die als Geiseln genommen oder entführt wurden, stieg von 41 auf 73 bzw. von 2 auf 14. Weitere zehn Besatzungsmitglieder wurden bedroht, vier verletzt und eines angegriffen.

Somalia: Erste Entführung seit 2017

Am 14. Dezember 2023 registrierte das IMB die erste Schiffsentführung vor der Küste Somalias seit 2017: Der mutmaßlich von somalischen Piraten geenterte Massengutfrachter mit 18 Besatzungsmitglieder an Bord wurde kurz darauf von der indischen Marine befreit.

Golf von Guinea: Drei von vier Vorfällen

Auch wenn die Zahl der gemeldeten Vorfälle im Golf von Guinea tendenziell rückläufig ist (22 Vorfälle im Jahr 2023 gegenüber 19 im Jahr 2022, aber 35 im Jahr 2021 und 81 im Jahr 2020), ereigneten sich drei von vier der im vergangenen Jahr weltweit gemeldeten Entführungen in diesen Gewässern, die somit weiterhin als gefährlich einzustufen sind. Auch für die Straße von Singapur gibt es keinen Grund zur Entwarnung: Zwar handelte es sich hier überwiegend um geringfügigere Zwischenfälle, jedoch bleibt die Anzahl an Vorfällen konstant hoch (2023: 37 zu 2022: 38).

Besonders betroffen: Deutschland

Schiffe mit deutscher Beteiligung waren in 2023 insgesamt 14 Mal und damit nach Singapur (28) am zweithäufigsten betroffen. Vor diesem Hintergrund weist das deutsche Büro des ICC in Berlin darauf hin, dass Piraterie eben kein Relikt der Vergangenheit, sondern eine hochaktuelle Herausforderung sei. Hinzu käme auch, dass im Zuge des Nahostkonflikts die politisch motivierten Angriffe militanter Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer zunähmen, wodurch eine auch für die deutsche Exportwirtschaft besonders wichtige Schifffahrtsroute behindert werde.

Da rund 90 Prozent des Welthandels heute über den Seeweg abgewickelt werde, sei es für die deutsche Exportwirtschaft von existenzieller Bedeutung, dass der Seehandel offen und sicher bleibe. Anderenfalls seien wieder Störungen der Lieferketten und steigende Transportkosten unausweichlich.

Hintergrund

Seit seiner Gründung im Jahr 1991 dient das ICC International Maritime Bureau (IMB) der Internationalen Handelskammer (ICC) als wichtige, rund um die Uhr erreichbare Anlaufstelle für die Meldung von Pirateriedelikten und die Unterstützung bedrohter Schiffe. Die vom Zentrum in London gesammelten Daten liefern auch wichtige Erkenntnisse über die Art und den Stand der modernen Piraterie. ICC Germany ist die deutsche Vertretung der Internationalen Handelskammer (ICC) in Berlin.

Den ausführlichen Jahresbericht 2023 können Sie anfordern: 

Weiterführende Informationen zum Bericht 

oder von Michael Howlett, Director, ICC International Maritime Bureau

Tel.: +44 207 423 6960, E-Mail:[email protected].

1 Kommentar

  1. „Besonders betroffen: Deutschland“

    Hier sei nochmal angemerkt, dass 84 % der deutschen Handelflotte unter fremder Flagge fährt. Soll der Flaggenstaat sich drum kümmern. Für die 275 Schiffe unter deutscher Flagge ist die Bundespolizei zuständig. Während die Briten mit HMS Diamond den Huthis drohen, prüfen die Deutschen seit Mitte Dezember noch unter welchen gesetzlichen Maßstäben Schutz für die Handelsschifffahrt hergestellt werden kann. Und das obwohl gerade wir ein maßgebliches Interesse an sicheren Seewegen haben. Traurig.

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