Russisches Kilo-3 U-Boot "Krasnodar". Foto: Michael Nitz

Russisches Kilo-3 U-Boot "Krasnodar". Foto: Michael Nitz

Russlands U-Bootpräsenz im Mittelmeer am Wendepunkt?

Rückkehr in die Ostsee

Am 7. Mai 2025 passierte das russische U-Boot "Krasnodar" (B-265), ein Boot der verbesserten Kilo-Klasse (Projekt 636.3, russ. „Varshavyanka“), gemeinsam mit dem Hochseeschlepper "Evgeniy Churov" (SB-921) die dänischen Meerengen in Richtung Ostsee. Wenige Tage später lief die Einheit planmäßig in ihren Heimathafen Kronstadt ein. Die Begleiteinheit der Sliva-Klasse, zur Nordflotte gehörig, verließ am 11. Mai die Ostsee wieder südwärts und befand sich zuletzt in der Biskaya.

Die Rückverlegung der "Krasnodar" markiert das Ende eines knapp dreimonatigen Mittelmeereinsatzes – eine Einsatzdauer, die für dieselelektrische U-Boote ohne Zugang zu stationärer Logistik im Operationsraum als obere Grenze gelten kann. Bemerkenswert: Das Boot wurde nicht durch eine andere Einheit abgelöst, obwohl dies bei früheren Rotationen üblich war.

Russischer Begleitschlepper "Evgeniy Churov". Foto: Michael Nitz

Russischer Begleitschlepper "Evgeniy Churov". Foto: Michael Nitz

Moskaus Mittelmeer-Dilemma

Mit dem Abzug der "Krasnodar" verliert die russische Marine zwei ihrer strategisch bedeutenderen Fähigkeiten im Mittelmeer: die verdeckte Unterwasserpräsenz und ein U-Boot mit Marschflugkörpern. Anfang Mai 2025 bestand das russische Kontingent in der Region nur noch aus der Fregatte "Admiral Grigorowitsch" vor Syrien, der Korvette "Soobrazitelny" in Alexandria sowie drei Hilfsschiffen, dem Versorger "Kola", dem Flottentanker "Wjasma" vor Sizilien und dem Aufklärungsschiff "Viktor Leonov". In den Jahren bis 2022 war die russische Eskadra im Mittelmeer meist doppelt so stark und nahezu durchgehend mit mindestens einem U-Boot der Kilo-Klasse ausgestattet.

Seit dem politischen Machtwechsel in Syrien und dem schrittweisen Rückzug aus Tartus fehlt der russischen Marine ein verlässlicher Mittelmeer-Stützpunkt. Hinzu kommt der durch den Ukrainekrieg bedingte De-facto-Ausschluss russischer Kriegsschiffe von den türkischen Meerengen, was eine Verstärkung aus dem Schwarzen Meer unterbindet. Entsendungen erfolgen daher aus dem Nordmeer und der Ostsee – mit entsprechend verlängerten Marschwegen und erhöhter logistischer Abhängigkeit.

Operative Herausforderungen und improvisierte Versorgung

Die Versorgungslage der verbliebenen Einheiten im Mittelmeer gestaltet sich entsprechend schwierig. Insbesondere für U-Boote wie die "Krasnodar", die für längere Einsätze auf externe Logistik angewiesen sind, bedeutet dies erhebliche Einschränkungen. So wurde im März 2025 eine improvisierte Treibstoffversorgung der "Krasnodar" auf See vor der algerischen Küste beobachtet. Der bislang übliche Einsatz mobiler Werkstattschiffe – etwa der Amur-Klasse "PM-82" – ist seit deren Abzug aus Tartus Anfang 2024 ebenfalls entfallen. Damit fehlt im Mittelmeer nicht nur ein fester Hafenstützpunkt, sondern auch die Fähigkeit zur mobilen Instandhaltung.

Bemerkenswert ist auch, dass die "Krasnodar" bereits im Januar 2025 in der Ostsee gemeinsam mit dem U-Bootversorger "Sergey Balk" eine zehntägige Operation im Kattegat durchführte. Auch dabei wurde auf enge Begleitung und logistische Absicherung gesetzt – ein Muster, das sich beim Mittelmeereinsatz fortsetzte.

Russisches Kilo-3 U-Boot "Krasnodar". Foto: Michael Nitz

Russisches Kilo-3 U-Boot "Krasnodar". Foto: Michael Nitz

Strategische Bewertung

Ob mit der Rückverlegung der "Krasnodar" schon von einer Neuausrichtung der russischen Marineaktivitäten gesprochen werden kann, ist zu früh. Die Fähigkeiten zur nachhaltigen Projektion maritimer Präsenz in entfernte Seegebiete sind jedoch erkennbar geschrumpft. Ohne festen Stützpunkt und ohne Nachschub aus dem Schwarzen Meer erscheint es kaum möglich, U-Boot-Operationen im Mittelmeer dauerhaft aufrechtzuerhalten. Fähigkeiten zur verdeckten Lagebildgewinnung und Abschreckung unter Wasser – einst zentrale Elemente russischer Präsenz – entfallen damit weitgehend.

Aus westlicher Sicht reduziert sich dadurch die Unterwasserbedrohung im Mittelmeer signifikant. Beobachter ziehen bereits Vergleiche mit der niedrigsten Alarmstufe – DEFCON 5 – was die strategische Entspannung im Unterwassersegment symbolisiert. Die Rückkehr der "Krasnodar" bedeutet allerdings keineswegs Deaktivierung, sondern lediglich eine Verlagerung. Das Boot wird nach seinem Aufenthalt in Kronstadt in heimischen Gewässern einsatzbereit sein. Gerade in der Ostsee, in der Moskau operative Schwerpunkte setzt, erhöht ein zusätzliches U-Boot der Kilo-Klasse das Bedrohungspotenzial.

Ob mit dem Abzug der "Krasnodar" eine dauerhafte Reduzierung der russischen U-Bootpräsenz im Mittelmeer einhergeht, bleibt abzuwarten. Sollte sich Tartus nicht als stabiler Rückhalt wieder herstellen lassen, könnten neue Logistikoptionen – etwa in Libyen oder Algerien – gesucht werden. Beobachter sprechen bereits von einem möglichen „Libyen-Express“, als Nachfolger des ins Stocken geratenen „Syrien-Express“.

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