Nun hat sich wieder der Qualm verzogen und man sieht jetzt die Dinge etwas klarer. Bis 14.08. war es nach Moskauer Angaben noch unsachgemäßer Umgang mit Munition, der zu den massiven Explosionen am 9. August auf der 40 Kilometer nördlich von Sewastopol gelegenen Marinefliegerbasis Saki direkt neben dem Strand von Novofedorivka geführt haben soll. Mittlerweile sind Satellitenfotos als Vergleichsbilder verfügbar, die das Ausmaß der Beschädigungen erkennen lassen: mindestens 3 ungeschützte Munitionslagerstätten wurden getroffen und (oder dadurch) 8 Kampfbomber zerstört, sowie mehr als 20 weitere schwer beschädigt.
Ein schwerer Schlag gegen das dort stationierte 43. Sturmfliegerregiment der Marineinfanterie, das sowohl zum Schutz von Operationen der Russischen Marine wie auch im küstennahen Bombardement der ukrainischen Südküste eingesetzt worden war. So bewertet das Londoner Verteidigungsministerium den Vorgang. Das heißt aber nicht, dass bei intakten Bahnen und schnellem Ersatz der Jets eine Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft lange auf sich warten lassen müsste. Anders als bei Schiffen werden Angriffsjäger bekanntlich in Serie gebaut – gerade bei Mikojan und Suchoi in Moskau. Und dennoch – „Forbes“ schätzt, dass sich auf der Basis Saki ein Wert von umgerechnet 300 Millionen Dollar in Rauch aufgelöst hat. Das wären zwischen 40 und 50% des dort gesichteten Materials an Jägern Su-30SM (Flanker-C) und Schwenkflügel-Aufklärern Su-24MR (Fencer).
Waren es Unachtsamkeit, oder doch ukrainische Flugkörper?
Ab heute muss das letztere als Realität akzeptiert werden – nicht offiziell, aber aus diversen Quellen gesichert – und anhand Moskaus Reaktion wohl auch bestätigt. Der Verlust ist groß, aber viel schwerer noch wiegt der psychologische Schaden – die Krim ist nicht mehr unantastbar und Sewastopol als Hafen der russischen Schwarzmeer-Flotte liegt auf dem Teller! Warum also steht die Brücke bei Kertsch überhaupt noch, die Nabelschnur der Krim? Aber da halten wohl auch andere Instanzen ihre Hände drüber – noch!
Admiräle kommen und gehen
Die heutigen Informationen aus Moskau sprechen Bände: Am 171. Tag des Ukraine-Krieges wird der Befehlshaber der Schwarzmeer-Flotte, Admiral Igor Osipov, wegen der erfolgreichen ukrainischen Angriffe auf der Krim abgelöst – durch Vizeadmiral Viktor Sokolov. Dies berichtet der Washingtoner Thinktank „Institute for the Study of War“ (ISW) und ergänzt dazu, dass seit dem 24. Februar mehr als 40% der hochrangigen russischen Führungsoffiziere abgelöst worden seien.
Das löst jedoch auch nicht die sich vielfach zeigenden grundsätzlichen Schwachstellen der russischen Streitkräfte. Sokolov war übrigens sieben Jahre Stellvertretender Befehlshaber der Nordflotte, bevor er im Januar 2020 als Kommandeur die Seekriegsakademie N. G. Kuznetsov in Sankt Petersburg übernahm. Mehr über Vizeadmiral Wiktor Nikolajewitsch Sokolow bei Wikipedia
Es heißt NICHT „43. Luftlande-Fliegerregiment“
Luftlandetruppen = Luftsturmtruppen = Fallschirmjäger
Russische Bezeichnung: 43-й Oтдельный морской штурмовой авиационный полк (ОМШАП)
Transkribiert: 43. Otdelnij morskoj shturmowoj awiatsionnij polk (Abkürzung: OMShAP)
Übersetzt: 43. Selbstständiges Sturmfliegerregiment
Danke für den Hinweis – schon eingearbeitet!