Seemannschafts-Schulboot "Nordwind". Foto: Deutsches Marinemuseum Wilhelmshaven

Seemannschafts-Schulboot "Nordwind". Foto: Deutsches Marinemuseum Wilhelmshaven

SSB „Nordwind“ – mehr als nur ein Museum

27. Okt 2023 | Headlines, News, Schifffahrt | 0 Kommentare

Zum 21. Wilhelmshaven Sailing-CUP vom 29.09. bis 01.10.2023 hatten die Organisatoren vielfältige Events im Angebot. Neben dem Erlebnis, auf einem Traditionsschiff mitzusegeln, standen auch eine Papierboot-Regatta, ein Open-Ship, Hafenrundfahrten, eine Fotoausstellung, Live-Musik, eine Segler-Party im ehemaligen Pumpwerk, kulinarische Genüsse und vieles mehr rund um den Bontekai auf dem Programm.

SSB "Nordwind" Teilnehmer am Wilhelmshaven Sailing CUP 2023. Bild: Birgit Kahnwald

Insgesamt 14 Traditionssegler sind dem Ruf der Stadt an der Jade gefolgt, davon einige bereits über 100 Jahre alt. So beispielsweise die „Abel Tasman“, ein mit 40,5 Metern Länge luxuriöser Zweimastschoner aus dem Jahr 1913. Oder der Dreimast-Toppsegelschoner „Swaensborgh“ (47 Meter) von 1907. Das älteste Schiff der Regatta, die „Twister“, ist aus dem Jahr 1902. Ehemaliges Fischereischiff und traditionell aus Holz gebaut, erhielt der Zweimastschoner in mehreren Umbauten ihr heutiges Antlitz mit einem lilafarbenen Stahlrumpf.

Nordwind längsseits Astarte (HF244) am Bontekai, Quelle: NV WHV - Klaus Niederehe

Die „Astarte“ (25 Meter) von 1903 hingegen ist detailgetreu rekonstruiert und eines der ersten Traditionsschiffe, die unter deutscher Flagge (Bremerhaven) in der Flotte der International Sail Training Association segelt.

Höhepunkte waren dann auch nicht die Regatten, sondern die Einlaufparaden. Die „Heimkehrer“ segelten den gesamten Bontekai entlang und wurden von den Organisatoren mit Leidenschaft und Engagement begrüßt und vorgestellt und wenn zwischen den tausenden „Sehleuten“ und den Traditionsseglern und Begleitschiffen die Laola-Wellen hin und her schwappten, entwickelte sich ein maritimes Lebensgefühl und ein Gänsehautmoment.

"Abel Tasman" vor dem Zerstörer "Mölders" des Marinemuseums. Foto: K.Klages

Auch das Seemannschaftsschulboot (SSB) „Nordwind“ (Baujahr 1945/1946, 26,6 Meter lang) war in diesem Jahr endlich wieder mit dabei. Es ist eines von zwei in Fahrt befindlichen Schiffen des Deutschen Marinemuseums und nach fast zweijähriger Instandsetzungsphase wieder seeklar. Leinen los für SSB „Nordwind“ war bereits einen Tag vor Beginn des Cups. Die Firma Elektroniksystem- und Logistik-GmbH (ESG), ein herstellerunabhängiger Systemintegrator für Verteidigung und öffentliche Sicherheit, hatte die „Nordwind“ am 28.09.2023 gechartert, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus verschiedenen Standorten der Firma (u. a. Fürstenfeldbruck bei München) wesentliche Elemente eines ihrer Auftraggeber näher zu bringen; die See mit Wind und Wellen auf einer schaukelnden Plattform.

Schoner "Avatar", 1941 in Wolgast als Kriegsfischkutter gebaut. Bild: Klaus Klages

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der „Jugend“. Unter dem Stichwort „Boarding Next Generation“ wird seit 2006 für den Nachwuchs Segel gesetzt, eine in Deutschland unbedingt nachahmenswerte maritime Inklusionsregatta. Für diesen Kurs Zukunft haben Sponsoren ca. 800 Schülern und Auszubildenden mit ihren Lehrkräften und Betreuern aus Wilhelmshaven, Oldenburg und dem Kreis Friesland einen unvergesslichen Tag an Bord eines Traditionsseglers ermöglicht.

Neben dem Spaß sollte im Wesentlichen Teamfähigkeit gefördert, Generationen verbunden und die Identifikation mit der Region forciert werden. Die jungen Leute, die sich an diesem Tag auf der „Nordwind“ einschifften, waren ohne Berührungsangst und packten beherzt mit an. So soll es sein!

Für die „Nordwind“ hatte der Nautische Verein Wilhelmshaven (NV WHV) die Kosten übernommen.

Auch am dritten Tag für die Hauptregatta hatte der NV WHV die „Nordwind“ gechartert, nun für seine Mitglieder und Interessierte. Auch wenn das Durchschnittsalter deutlich höher war, bei der einen oder dem anderen kamen vergessen geglaubte Erinnerung plötzlich wieder hoch: Seefahrt ist eben auch Emotion pur.

An derartigen Tagen wird einmal mehr deutlich und erlebbar: Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers.

Grafik: DMM

Um die „Nordwind“ auch weiterhin als Traditionssegler und Museumsschiff in Fahrt halten zu können, werden immer Ehrenamtliche gesucht, z. B. als Crewmitglieder in der Technik oder an Deck, in der Kombüse als Smut oder als Skipperin oder Skipper. Einzige Voraussetzung ist, dass Sie im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit einen Teil ihrer Zeit für den Erhalt des Schiffes aufbringen wollen. Wenn auch Sie Interesse daran haben, wenden Sie sich gerne unter Angabe ihrer Erreichbarkeit an das Geschäftszimmer des Deutschen Marinemuseums (Tel.: 044231 – 400 84 11 bzw. mit E-Mail an: [email protected]). Dann werden gemeinsam mit Ihnen die individuellen Einsatzmöglichkeiten und Optionen besprochen. Nur Mut!

 

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