In den Kriegen der vergangenen Jahrhunderte kam es wesentlich darauf an, wer die größte und mit den meisten Waffen ausgerüstete Streitmacht hinter sich versammeln konnte. Die fortschreitende Technologisierung machte jedoch auch vor den Streitkräften nicht Halt und so konnten solche Armeen eine dominante Stellung erringen, die überlegene oder gar völlig neue Waffen zum Einsatz brachten. Nun stehen mit der breiten Einführung unbemannter Systeme und der Nutzung von Cyber-Operationen zwei weitere technologische Revolutionen vor der Tür.
Michael Stehr gibt in seinem Band eine hervorragende und detaillierte Einführung in diese Technologien. Dabei werden zunächst die Unterschiede zwischen ferngesteuerten, automatisierten und autonomen Systemen herausgearbeitet. Anhand vieler Beispiele zeigt der Autor, wie solche Mittel bislang zum Einsatz kamen, welche Möglichkeiten sich mit ihnen bieten, aber auch, wo derzeit und in naher Zukunft die Grenzen gezogen werden müssen.
In diesem Video erklärt Dr. Michael Stehr zudem alles über das neuartige Thema der Cybersysteme. Hier Video ansehen
Wie alle Technologien, so sind auch automatisierte und autonome Systeme nicht dem Militär vorbehalten und daher wundert es nicht, dass zivile Entwicklungen und Anwendungsbeispiele einen breiten Raum einnehmen. Schließlich sind es gerade die finanzstarken und bekannten Hightech-Firmen, die ihre Entwicklungen mit großen Schritten vorantreiben. Von den Errungenschaften wird schnell auch der militärische Komplex profitieren. Sobald die Technik zur Verfügung steht, kann sie relativ schnell und kostengünstig, vor allem aber in großer Anzahl zum Einsatz gebracht werden. Dabei sind Fehlleistungen nicht ausgeschlossen. Dies führt hinüber zum zweiten Teil des Buchs, der sich mit den rechtlichen und ethischen Problemen der neuen Technologien beschäftigt. Eingegangen wird dabei unter anderem auf Fragen, die sich aus dem Einsatz unbemannter Seefahrzeuge ergeben. Noch komplexer stellt sich die Sachlage bei Cyberoperationen dar, denn diese werden verdeckt und in einem für den Außenstehenden kaum einsehbaren Raum ausgeführt. Anders als bei einem konventionellen Krieg sind die erzielten Schäden meist nicht sichtbar. Zudem findet eine wirksame Regulierung mithilfe von Gesetzen oftmals ihre Grenzen. Zu einer Beschränkung bleiben ethische Grundsätze, die aber von Nation zu Nation anders bewertet werden und derzeit keine Allgemeingültigkeit besitzen. Stehrs Buch zeigt, dass längst noch nicht alle Fragen gelöst sind, die sich in Bezug auf den Einsatz unbemannter Systeme ergeben. So wie sich die zugrunde liegenden Technologien rasant weiterentwickeln, wird auch ein regelmäßiges Update dieses Werks unumgänglich sein.
Michael Stehr: Unbemannte Systeme und Cyberoperationen: Streitkräfte und Konflikte im 21. Jahrhundert – Eine Einführung, Mittler im Maximilian-Verlag, Hamburg 2020, 19,95 Euro, ISBN: 978-3-8132-1103-0
Text: mb; Grafik: Elb Bureaux
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