.... und wirft seinen Hut in den Ring
Am 5. April stellte die Regierung einen langfristigen Plan für Aufbau und Struktur der norwegischen Streitkräfte vor. Zehn Tage später wagt sich ein norwegischer Schiffbauer aus der Deckung, um auf den skizzierten Bedarf zu reagieren. Mit der "Vard Resilience Serie" präsentiert die nordische Tochter der italienischen Fincantieri Gruppe seit dem 15. April auf ihrem Internetportal eine neue Generation von Marineeinheiten. Nach eigenen Angaben will das Unternehmen mit dieser Serie für unterschiedliche Aufgaben skalierbare Marineeinheiten vorstellen, die den Anforderungen an Standardisierung, Modularisierung und Zweckbestimmung erfüllen.
Aktuell hat die norwegische Marine vier U-Boote des Typs U212CD bestellt – dazu würde nach deren Empfehlung mindestens noch ein weiteres Boot benötigt. Darüber hinaus sollen fünf Fregatten mit Bordhubschrauber die Schiffe der Fritjof Nansen-Klasse und bis zu zehn große und achtzehn kleinere standardisierte Schiffe eine Vielzahl anderer Einheiten ersetzen. In seinem militärischen Ratschlag 2023 zur Streitkräfteplanung der nächsten Jahrzehnte will der Befehlshaber der norwegischen Streitkräfte für die Marine eine technisch-logistische Harmonisierung erreichen. Dazu sollen neben den neuen Fregatten die anderen sieben Überwasser-Schiffs- und Bootsklassen auf zwei Standardtypen reduziert werden. Dazu zählen allerdings nicht die bereits genannten Fregatten und U-Boote – und auch nicht die "HNoMS Maud“, das logistische Unterstützungsschiff.
Vard setzt auf 'Resilienz'
Die auf der Website des Unternehmens vorgestellten Einheiten zeigen einen Entwurf von Vard Langsten in Tomrefjord, einer der zur Vard-Gruppe gehörenden Werften, die gerade drei Einheiten der Jan Mayen-Klasse an die norwegische Küstenwache ausliefert. Käme es zur Verwirklichung der Idee des Generalinspekteurs, sich auf insgesamt drei Schiffsklassen zu reduzieren, so entspräche das im Hintergrund abgebildete Küstenwachschiff wohl der Fregatte. Womit die beiden vorderen Einheiten das mittlere und das kleinere Standardschiff visualisieren könnten.
Jan Mayen-Klasse
Die Jan Mayen-Klasse mit 10.400 Tonnen Verdrängung und 136 Meter Länge ersetzt zur Zeit die drei deutlich kleineren Schiffe der Nordkapp-Klasse der Küstenwache aus den 1980er Jahren. Die Neubauten sind für den Einsatz in arktischen Gewässern konzipiert und verfügen über ein Hubschrauberlandedeck mit bis zu 16 Tonnen Tragfähigkeit und den Hangar für einen NH90. Die 100-köpfige Besatzung kann sich an Bord auf eine Stehzeit von bis zu acht Wochen einrichten.
Nach der "KV Jan Mayen" als Typschiff wurde "KV Bjørnøya“ als zweite Einheit Anfang November 2023 übergeben. "KV „Hopen“ als drittes Schiff wird in diesem Jahr erwartet. Die Rümpfe wurden in Vard Tulcea, Rumänien, gebaut und von Vard Langsten in Tomrefjord fertiggestellt. Neben den drei Küstenwacheinheiten baute Vard Langsten das 2015 an den norwegischen Nachrichtendienst übergebene und in Kirkenes kurz vor der russischen Grenze stationierte Schiff für Elektronische Aufklärung (ELINT) "Marjata IV“.
Hintergrund
Mit dem jetzigen Vorstoß versucht die Vard-Gruppe, sich für einen Auftrag in dem ausgelobten Beschaffungsprogramm zu positionieren. Vor dem Hintergrund ihrer Möglichkeiten von Design und Entwicklung bis zur Konstruktion hebt sie ihre Erfahrungen im Life Cycle Management und der integrierten Logistikunterstützung in den Vordergrund. Für sie spricht das vorhandene Subunternehmer-, Lieferanten- und Servicenetzwerk. Gerade im Hinblick auf nationale Wertschöpfung und Wahrung von Knowhow ein Argument, das nicht nur in Norwegen eine gewichtige Rolle spielt.
Die Vard-Gruppe ist seit Januar 2013 eine Tochtergesellschaft von Fincantieri. Nach eigenen Angaben ist sie einer der weltweit führenden Anbieter von Spezialschiffen für den Offshore-Markt, der außerdem Spezialschiffe, mit LNG betriebene Fähren, Marineschiffe und Patrouillenboote für die Küstenwache baut. Sie unterhält drei Werften in Norwegen, zwei in Rumänien, eine in Brasilien und eine in Vietnam.
Vard ist in Deutschland keine Unbekannte. Vard Brattvåg, eine bei Alesund (Mittelnorwegen) ansässige Tochter der Werftengruppe, lieferte im Februar 2024 für die Deutsche Fischfang Union den Hecktrawler „Berlin“ ab.
hum/ajs
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