Problem Nachwuchsgewinnung: Junge Talente für maritime Berufe gesucht
Mehr als 80 Schülerinnen und Schüler informierten sich in der ersten Maiwoche in Hamburg über Ausbildungsmöglichkeiten und Karrierewege in der maritimen Wirtschaft. Zur Veranstaltung „Kurs Zukunft – deine Chancen in der maritimen Welt“
hatten Unternehmen und Organisationen der Branche eingeladen – und sich dafür einiges einfallen lassen, wie die Pressestelle des Maritimen Clusters Norddeutschland berichtete. Die Jugendlichen kamen mit unterschiedlichen Erwartungen. Einige waren noch unentschlossen, andere hatten klare Pläne. Manche hatten sich sofort angemeldet, zeigten klare Berufswünsche z.B. Kapitän auf einem Kreuzfahrtschiff, andere versuchten sich erstmal im Schiffsimulator. Sie bekamen Einblick durch die Crew des Fischereiaufsichtsschiffs „Meerkatze“ in Brücke und Maschinenraum. Aber nicht alle waren gleichermaßen begeistert. „Drei Monate auf einem Schiff – das ist definitiv nichts für mich“, resümierte ein Schüler mit Berufswunsch Elektriker.
Auf See und an Land
Doch auch an Land bietet die maritime Branche zahlreiche Perspektiven. So bildet die Hamburg Port Authority (HPA) – ebenfalls Station der Rallye – in verschiedenen technischen und kaufmännischen Berufen aus. „Wer das Meer liebt, aber nicht zur See fahren möchte, findet bei uns den passenden Job“, erklärte HPA-Recruiterin Nadine Mikolasch. Auch die Binnenschifffahrt, die sich ebenfalls präsentierte, bietet spannende Alternativen. Um mehr junge Menschen für eine Karriere im Schiffbau zu begeistern, engagiert sich die Industrie intensiv in der Image- und Nachwuchswerbung. Eine der Plattformen bietet die Industrie im Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM).
Auf der Pressekonferenz des VSM am 20. Mai wies Geschäftsführer Dr. Reinhard Lüken
auf eine neue Plattform hin: Mit Maritime Zukunft greift der VSM das Nachwuchsproblem in der maritimen Industrie auf. Maritime Zukunft ist eine Plattform, die angehenden Studierenden, Auszubildenden und Schülern die Maritime Industrie näher bringt und damit attraktive Karrierewege eröffnet. Auf der Website finden potenzielle Nachwuchskräfte Informationen zu verschiedenen maritimen Studiengängen und -standorten sowie zu Ausbildungsberufen und Unternehmen. https://www.maritimezukunft.de/
Bewerbungen auf einem Tiefstand
Die gesamte Schiffbau - Industrie und die seefahrenden behörden kämpfen weiterhin mit einem deutlichen Mangel an Bewerbern. Laut der IG Metall-Schiffbauumfrage 2024 konnten 52,4 % der Betriebe nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Durchschnittlich kamen nur sechs Bewerber auf eine Stelle. Besonders betroffen sind gewerblich-technische Berufe wie „Konstruktionsmechaniker Schiffbau“ und „Anlagenmechaniker“. Im Gegensatz dazu gibt es für duale Studiengänge ausreichend qualifizierte Bewerber (26,9 % Anteil). Die Ausbildungsquote liegt bei aktuell 5,2 % und damit auf einem Tiefstand. Ausbildungsangebot und Bewerber passen nicht immer zusammen, heißt es aus der Branche. Nicht nur Mangel an Bewerbern, auch die fehlende Eignung vieler Kandidaten sei eines. Hinzu kommt, dass das Image der Branche oft nicht attraktiv genug erscheint. Viele Jugendliche und ihre Eltern sehen im Schiffbau keine langfristige Perspektive und entscheiden sich für andere Berufsfelder. Die Berufsorientierung an Schulen erfolgt häufig nur unzureichend, und der Mangel an Berufsschullehrern erschwert die Ausbildung zusätzlich. Während kurzfristige Bewerbungen zunehmen und Social-Media-Kampagnen erste Erfolge zeigen, bleibt der direkte Kontakt der effektivste Weg zur Rekrutierung. Ausbildungsmessen werden als wenig produktiv empfunden, da viele Bewerber schlecht vorbereitet erscheinen. Gute Erfahrungen gibt es mit Förderprogrammen für Lernschwache und Menschen mit Behinderungen.
Industrie, Deutsche Marine und alle segehenden behörden buhlen um Bewerber!
Erinnern Sie sich an die ZDF-Reihe „Küstenwache“ von 1997 bis 2016? Auch wenn die Darsteller untypisch und die Geschichte wenig realistisch waren, erinnert man sich in den Kreisen der Bundespolizei gerne daran. Es spülte nämlich viele Bewerber herein. Die Marine betreibt sogar eine Werbeplattform, ein Minensuchboot, um junge Menschen zu begeistern. Die Deutsche Marine hat nämlich ein prekäres Personalfehl für seegehende Berufe. Dabei ist die Marine hinsichtlich der Standortnähe und der Flexibilität an der Küste hochattraktiv: von Seefahrt bis Fliegerei, Technik bis IT. Alles ist möglich und überall wird ausgebildet.
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