Auf der Huntington Ingalls Industries (HII) Werft in Newport News, dem gigantischen Schiffbaugelände gegenüber von Norfolk/Virginia an Nordamerikas Ostküste, wurde am Montag, dem 15. November 2021, das 23. Angriffs-U-Boot der VIRGINIA-Klasse auf den Namen „USS New Jersey“ getauft.
Taufpatin und Baufortschritt
Susan DiMarco, pensionierte Zahnärztin und Ehefrau des ehemaligen Ministers für Homeland Security Jeh Johnson, oblag die traditionelle Aufgabe, eine Flasche besten amerikanischen Schaumweines an der runden Nase des Bootes zerschellen zu lassen. Sie hatte als designierte Taufpatin bereits im März 2019 bei der „keel authentication ceremony“ - dem ersten Zusammenfügen teilproduzierter Sektionen des Bootes, das bei den heutigen Bauweisen einer konventionellen Kiellegung entspricht – ihren Namenszug mit Kreide auf eine Stahlplatte geschrieben. Zum damaligen Zeitpunkt waren in drei Jahren bereits 40 % des Bootes vorgefertigt worden. Der gerade erfolgten Taufe voraus ging als wesentlichster Baufortschritt die Fertigstellung der wasserdichten, druckresistenten Außenhülle im Februar diesen Jahres. Das Boot ist jetzt zu 80 % gebaut und wird nach dem Aufschwimmen an der Ausrüstungspier bis zur Auslieferung an die US-Navy Ende 2022 verbleiben.
Virginia Block IV – das genderneutrale U-Boot
Die „USS New Jersey“ ist das erste U-Boot der USA, dessen Bau nach neuen, geschlechterneutralen Kriterien erfolgte. Nach anfänglicher Integration von Frauen an Bord von U-Booten wurden ihnen nämlich erst organisatorisch, später auch strukturell durch Umbauten, weit überproportional Hygiene- und Unterkunftsräume frei gemacht und zugewiesen. Das war auch nicht die beste Lösung, denn so entstanden neue Unwuchten in der Besatzung. Mit den neuen Bauvorschriften können insgesamt für alle Dienstgradgruppen ausgewogenere Lebensumstände an Bord erreicht werden.
Die Fakten
Die Boote der VIRGINIA-Klasse (oder auch 774-Klasse) sind 115 Meter lang und haben einen Durchmesser von 10 Metern. Getaucht verdrängen sie 8.000 Tonnen und erreichen mit nuklearem Antrieb bis zu 35 Knoten. Ihre Test-Tauchtiefe wird mit etwa 500 Metern angegeben. Sie sind bestückt mit weiter entwickelten Mark 48 Torpedos und Tomahawk Landziel-Marschflugkörpern des neuesten Rüstzustandes. Zusätzlich führen sie unbemannte Unterwasser-Drohnen mit sich. Sie wurden entwickelt für ein breites Einsatzspektrum im Tief- und auch Flachwasser. Als weniger kostspielige Alternative zu den Booten der SEAWOLF-Klasse aus Zeiten des Kalten Krieges sollen sie sukzessive die noch älteren Boote der LOS ANGELES-Klasse ersetzen. Im jetzigen „Block IV“ genannten Los wurden Verbesserungen eingebracht, die es den Booten erlauben, in ihrer Lebenszeit nur noch drei Instandsetzungsperioden durchlaufen zu müssen, anstatt vier wie bisher. Damit ergibt sich für diese Boote eine zusätzlich einplanbare Einsatzperiode. Der Bauauftrag für zehn der Block IV-Boote ging im April 2014 an die General Dynamics Electric Boat Company als Hauptauftragnehmer. Die Boote der VIRGINIA-Klasse sollen bis mindestens 2060 in Dienst bleiben.
Historisches
Das Boot trägt übrigens den Namen der Stadt, in der noch vor dem Jahr 1900 auf der Crescent-Werft das erste U-Boot der amerikanischen Marine entworfen und gebaut wurde. Nach fünf Prototypen konnte die „Holland VI“ (nach ihrem Entwickler und Investor John Holland benannt) mit wiederbeladbaren Torpedoschächten und am Rumpf angebrachtem pneumatischen Decksgeschütz ihren Wert für die Kriegsführung beweisen und wurde von der Regierung aufgekauft. Die John Holland Torpedo Boat Company erhielt dafür 150.000 Dollar. Das Boot wurde am 12. Oktober 1900 in Newport/Rhode Island als „USS Holland“ in Dienst gestellt. Es fuhr bis 1905, als seine verbrauchten Batterien ausgebaut und frische nie wieder eingebaut wurden.
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